Lokführer-Streik trifft auch Südwesten

Zwei Frauen gehen am Stuttgarter Hauptbahnhof an einem ICE vorbei.
Zwei Frauen gehen am Stuttgarter Hauptbahnhof an einem ICE vorbei. (Bild: Tom Weller/dpa)

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Auf dem Weg zur Arbeit oder in den Urlaub müssen sich Bahnkunden nach Alternativen umschauen. «Zug fällt aus» – das ist in Bahnhöfen zu lesen. Die Gewerkschaft GDL sieht bisher keinen Anlass zum Einlenken.

Stuttgart (dpa/lsw) – Der Lokführerstreik bei der Deutschen Bahn hat auch wieder den Südwesten hart getroffen. Zahlreiche Zugausfälle und -verspätungen waren am Montag die Folge.

Der bundesweite Ausstand der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) im Personenverkehr der DB begann in der Nacht um 2.00 Uhr und sollte 48 Stunden lang laufen. Die GDL kämpft um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen für ihre Mitglieder. Nicht bestreikt werden Konkurrenten der Deutschen Bahn. Allerdings sind auch bei ihnen Einschränkungen in Folge der Streiks möglich. Schon seit Samstagnachmittag bestreikt die Gewerkschaft den Güterverkehr.

«Unser Ziel ist ein Tarifabschluss, der den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Wert entgegenbringt, den sie sich in den letzten Monaten verdient haben», sagte GDL-Vizechef Norbert Quitter der dpa am Rande einer Kundgebung in Stuttgart. «Unser Ziel ist ein echtes Angebot und keine Blendung der Mitarbeiter und der Öffentlichkeit, wie es gestern vorgenommen wurde», sagte er mit Blick auf den Vorstoß der Bahn vom Sonntag, auch über eine von der Gewerkschaft geforderte Corona-Prämie zu verhandeln. «Das lassen wir uns nicht bieten, deshalb geht der Streik weiter», kündigte Quitter vor Dutzenden Anhängern auf dem Schlossplatz der Landeshauptstadt an.

Der Ausstand sei «ruhig angelaufen», sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) der dpa in Stuttgart. Fahrgäste hätten sich auf den zweitägigen Streik im Personenverkehr eingestellt.

Im Regionalverkehr gebe es in Baden-Württemberg starke Unterschiede, deshalb sei es schwer, die Ausfälle zu beziffern. Ziel der DB sei ein «verlässliches Grundangebot». Bundesweit sollten rund 40 Prozent des planmäßigen Fahrplans angeboten werden. Es gebe zudem Konkurrenten auf den Schienen, die vom Streik nicht betroffen seien, sagte die Sprecherin. S-Bahnen sollten im Stundentakt fahren. Im Fernverkehr der DB verkehrt demnach etwa ein Viertel der Züge.

Alle Fahrgäste sollten im Internet auf bahn.de oder in der DB-App ihre Verbindungen überprüfen, sagte die Sprecherin. «Das Angebot kann sich im Lauf des Tages verändern.»

«Der Streik läuft genauso professionell ab wie beim vergangenen Mal», sagte Jens-Peter Lück, Vizevorsitzender des GDL-Bezirks Süd-West, der dpa. Bereits Mitte August hatte es einen Ausstand gegeben. «Die Streikbereitschaft ist ungebrochen.» Regionale Schwerpunkte beim Personenverkehr im Land seien Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg oder Tübingen. Beim Güterverkehr gebe es massive Behinderungen im südbadischen Haltingen unmittelbar an der Grenze zur Schweiz. «Da steht alles», sagte Lück.

Bundesweit hat die Deutsche Bahn 75 Prozent ihrer Fernzüge gestrichen und rechnete auch im Regionalverkehr mit zahlreichen Ausfällen und Verspätungen. Nach früheren Angaben der GDL wird der Fern- und Regionalverkehr von Montag, 2.00 Uhr, an für 48 Stunden bundesweit bestreikt.

Die GDL-Mitglieder kämpfen für höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen. Unter anderem verlangen sie eine Corona-Prämie von 600 Euro und 3,2 Prozent mehr Geld in zwei Stufen. Die Bahn will die Erhöhung nach den Corona-Verlusten über eine längere Zeit strecken.