Lindauer Dahlienschau – ein prachtvolles „Sommerfeuerwerk“ aus tausenden von herrlichen Blüten

Lindauer Dahlienschau – ein prachtvolles „Sommerfeuerwerk“ aus tausenden von herrlichen Blüten
Die Lindauer Dahlienschau lockt mit einem prachtvollen "Sommerfeuerwerk" aus tausenden von herrlichen Blüten (Bild: Pixabay)

Lindau – Jeden Sommer entfaltet sich im Lindauer Norden ein prachtvolles Farbenfeuerwerk, wenn Tausende Dahlien in voller Blüte stehen. Die Lindauer Dahlienschau zieht Besucher von nah und fern an – ein kleines aber feines Paradies. Die Dahlienschau ist noch bis Ende Oktober täglich geöffnet.

Von kleinen Anfängen

Initiator, Herz und Kopf der Lindauer Dahlienschau ist Stefan Seufert, von Beruf Grafiker und inzwischen leidenschaftlicher Gärtner und Dahlienzüchter. In seinem kleinen Privatgarten am Stadtrand von Lindau pflanzte er Blumen, darunter etwa 60 Dahliensorten und Gemüse an. Immer wieder blieben Passanten stehen, um den Garten zu bewundern, wurden freundlich hereingebeten und herumgeführt. So kam Stefan Seufert auf die Idee, seine Lieblingsblumen in Szene zu setzen: Die erste kleine Dahlienschau entstand im Jahr 2002. 

Ein farbenprächtiger Blütentraum

Man stelle sich einen warmen Sommertag vor, am Himmel ein paar weiße Wölkchen, und eine leichte Brise vom See nimmt der Sonne die Hitze. Man spaziert durch einen riesigen Garten inmitten tausender blühender Dahlien, die in allen Regenbogenfarben leuchten – ein wahr gewordener, farbenprächtiger Blütentraum.

Mehr als 800 verschiedene Schausorten und aus eigener Aufzucht bieten einen wahren Blütentraum
Mehr als 800 verschiedene Schausorten und aus eigener Aufzucht bieten einen wahren Blütentraum (Bild: Pixabay)

Stefan Seufert betreibt seit 2006 den großen Dahliengarten. Auf etwa 13.000 Quadratmetern präsentiert er am nördlichen Ortsrand von Lindau am Bodensee jedes Jahr etwa 800 verschiedene Schausorten aus aller Welt sowie aus eigener Zucht. Die Lindauer Dahlienschau wird jedes Jahr von einem Team unter seiner Leitung von Jugendlichen angelegt, aufgezogen, gepflegt und wieder abgeräumt.

Der Erfolg blieb nicht aus.

Die Zahl der Besucher wuchs, die der Pflanzen auch. 2006 pachtete Stefan Seufert das 13.000 m² großes Grundstück am Büchelewiesweg in Lindau, um Platz für seine Dahlien zu schaffen. Heute sind über 800 Sorten zu bewundern, darunter auch viele Eigenzüchtungen. Daneben werden auf einem Teil Schnittblumen für den gewerblichen Verkauf angebaut. Auch wer sich die farbenfrohen Dahlien in den eigenen Garten holen möchte, wird fündig. Er kann sich entweder seine Lieblingssorte aussuchen; dann werden Ende Oktober die Knollen der reservierten Pflanze ausgegraben, um im Garten des Käufers eine neue Heimat zu finden. Oder er kauft einen Steckling , den er dann selber so lange pflegen muss, bis die Knolle entsteht. Am einfachsten wäre es sicherlich, Samen zu verkaufen, aber das ist bei Dahlien ein »Überraschungspaket«.

»Aus dem Samen einer Dahlie kommen immer neue, andere Dahlien, nie dieselbe, wie die Mutterdahlie«, erklärt Stefan Seufert.  »Also können wir leider auch nicht die Samen von bestimmten Sorten verkaufen, lediglich  „Überraschungs-Samen“. Das ist ungefähr so, wie wenn man Petersilie aussähen würde und es kämen Schnittlauch, Dill und Gänseblümchen raus“. Wenn man so sein Herz an eine bestimmte Sorte oder Farbe gehängt hat, greift man zur Knolle.

Mehr als ein Garten – viel Hände helfen mit

Wer selbst einen Garten hat, weiß, wie viel Arbeit selbst eine kleinere Fläche machen kann. Damit die Besucher von August an bis zum ersten Frost die prachtvollen Dahlien bewundern können, braucht es viele helfende Hände. Die fand Stefan Seufert bei Jugendlichen aus Lindau und der Umgebung, die nach der Schule, im Praktikum oder am Wochenende in ihrer freien Zeit anpacken. Aus den ersten Kontakten entwickelten sich weitere und plötzlich hatte sich ein Team eingefunden, das so international ist wie die Besucherschar.

Der gelernte Graphiker und leidenschaftliche Gärtner Stefan Seufert ist seit 2002 Initiator, Herz und Kopf der Lindauer Dahlienschau. Der Erfolg blieb trotz harter Arbeit nicht aus
Der gelernte Graphiker und leidenschaftliche Gärtner Stefan Seufert ist seit 2002 Initiator, Herz und Kopf der Lindauer Dahlienschau. Der Erfolg blieb trotz harter Arbeit nicht aus (Bild: Wilfried Vögel)

Jahre bevor die Integration von jungen Menschen aus dem Ausland die öffentliche Diskussion eroberte, begann Stefan Seufert schon mit seinem ganz eigenen Integrationsprojekt. In der Arbeit für die Dahlienschau lernen Jugendliche, für ein gemeinsames Ziel zu arbeiten, Verantwortung zu übernehmen, etwas aufzubauen, auf das sie von einem der Jugendlichen, die helfen, das Blumenparadies anzulegen und zu pflegen.

Stefan Seufert begleitet sie auf ihrem Weg, hilft und unterstützt, wenn es um Schule, Arbeitsplatz oder auch nur die Führerscheinprüfung geht, und er hält das Team zusammen.

Ein ganzes Jahr Arbeit

Was die Besucher in den Sommermonaten so fasziniert, verlangt den Einsatz über das ganze Jahr. Ab März beginnt das Anlegen der Beete und ab Mai das Pflanzen der Dahlienknollen, Stecklinge und Sämlinge. Und all das kostet. Die Pacht fürs Gelände ist zu bezahlen, die Wasserrechnung, Gartengeräte und Zubehör müssen ersetzt oder repariert werden. Bis vor ein paar Jahren hat Stefan Seufert das über die Spenden finanziert, die von den Besuchern kamen, eine Förderung durch die Stadt gibt es nicht. Aber die steigenden Kosten sind damit nicht aufzufangen, geschweige denn große Sprünge zu machen. Seither kostet die Dahlienschau sechs Euro Eintritt. Eine Investition, die sich für jeden lohnt, der Blumen liebt, und der das soziale Engagement eines Einzelnen unterstützen möchte. Spenden sind darüber hinaus immer stets willkommen

Für die Besucher ist die Lindauer Dahlienschau ein Paradies. Für die Jugendlichen, die Stefan Seufert hier betreut, ist es eine Chance, zu zeigen, dass sie mehr sind als Problemfälle.

Auf die Besucher wartet ein echtes, kleines Paradies - mehr als ein Garten, der zugleich ein soziales Projekt beinhaltet
Auf die Besucher wartet ein echtes, kleines Paradies – mehr als ein Garten, der zugleich ein soziales Projekt beinhaltet (Bild: Pixabay)

Zwei Zufälle verhalfen zum Erfolg

Begonnen hatte alles mit zwei Zufällen. Zufall Nummer eins: Die 600 Quadratmeter große Fläche, die Seufert und sein damaliger Mitstreiter Sven Baumeister im Jahr 2002 im Lindauer Ortsteil Oberreitnau gefunden hatten, sollte in der Hauptsache eigentlich als Schrebergarten dienen. Nur am Rand hatten die beiden ein Beet mit Dahlien bepflanzt, „keine 60 Sorten“, schätzt Seufert. Doch den Passanten gefielen die Gewächse, die auf den  Hochebenen Mexikos und Guatemalas heimisch sind, so gut, dass aus dem Schrebergarten Deutschlands vermutlich kleinste Blumenpräsentation wurde.

Ein Garten als soziales Projekt

Zufall Nummer zwei: Kaum hing ein Hinweisschild am Garten, als ein Jugendlicher aus dem Kinderheim in Liebenweiler mit dem Fahrrad vorbeifuhr. „Er sagte: ‚Ich muss ein paar Euro verdienen. Kann ich ein paar Tage mithelfen?“ Seufert dachte sich: „Warum nicht? Damit war die Saat gelegt. Denn dieser Junge  brachte einen anderen mit, und der den nächsten. Noch nie hat Stefan Seufert seitdem einen Jugendlichen ansprechen müssen, um sein ungewöhnliches Sozialprojekt am Leben zu halten.

Über 800 verschiedene Sorten

Klein ist die Blumenpräsentation längst nicht mehr. Am neuen Standort in Lindau-Reutin, wo Seufert und sein Team die Ausstellung 2006 neu anlegten, sind zwischen Mitte August und Mitte/Ende Oktober über 800 verschiedene Dahliensorten zu sehen, manche mehr als zwei Meter hoch.

Noch bis Ende Oktober ist die Lindauer Dahlienschau täglich von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang geöffnet
Noch bis Ende Oktober ist die Lindauer Dahlienschau täglich von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang geöffnet (Bild: Wilfried Vögel)

Die meisten der Jugendlichen, die sich hier nützlich machen, gehören nicht unbedingt zu denen, die im Bus einer alten Dame ihren Platz anbieten würden – geschweige denn ihr einen Blumenstrauß binden. Aber hier lernen sie, „dass man auch Menschen, die  älter als 20 sind, respektiert“, und wie man Verantwortung übernimmt.

„Härtefallpädagogik“ der besonderen Art für das Paradies

Seufert ist vor allem eines: er ist echt. „Die sehen, dass meine Klamotten genauso zerrissen sind wie ihre“. „Mein Steuerberater fragt mich trotzdem öfter, wann ich mir  endlich einen vernünftigen Job suche.“ Stattdessen macht Seufert weiter mit seiner „Härtefallpädagogik“ der besonderen Art. Fast immer gelingt es ihm, unentdeckte Talente hervorzukitzeln. Seufert sieht das so: „Die können nämlich alle was. Sie brauchen nur die Chance, es zu beweisen“.

Die Besucher der Dahlienschau spüren von all dieser Mühe nichts. Stefan Seufert staunt nach all den Jahren noch immer über deren Anziehungskraft, die ganze Bus- ladungen nach Lindau lockt. Bis aus Kolumbien und Korea kommen die Besucher. Genauso gern kommen die Bürger der Stadt hierher. Sie setzen sich eine Zeit lang auf die Bank, trinken ihren Kaffee, essen Kuchen, schauen auf den Pfänder. Dass das Gelände nicht umzäunt ist, die Ruhe, die Farben – all das kennen die Leute nicht mehr“, vermutet Seufert. Viele, die später ins Gästebuch schreiben, benutzen immer das gleiche Wort dafür: Paradies!

Bis Ende Oktober geöffnet

Dieses traumhafte Paradies ist noch bis Ende Oktober (es sei denn der Frost hält schon früher Einzug) von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geöffnet. Der Eintritt kostet sechs Euro pro Person. Gruppen ab 25 Personen zahlen fünf Euro pro Person. Kinder bis 12 Jahre sind frei.

Aus aller Welt, bis aus Kolumbien oder Korea kommen die Dahlienfreunde nach Lindau, um diese unvergleichliche Blütenpracht zu bewundern
Aus aller Welt, bis aus Kolumbien oder Korea kommen die Dahlienfreunde nach Lindau, um diese unvergleichliche Blütenpracht zu bewundern (Bild: Pixabay)

Anfahrt & Parkmöglichkeiten

Der Dahliengarten liegt zwischen Lindau-Reutin und Streitelsfingen am Büchelewiesweg in Lindau (Bodensee). Anfahrt mit dem PKW über die Kemptener Straße / B12 (Köchlinkreuzung) ausgeschildert. Parkmöglichkeiten gibt es direkt vor der Dahlienschau.

Stadtbus Linie 1 Lindau Hauptbahnhof – Oberhochsteg bis zur Haltestelle Lugeck. Anschließend gehen Sie ca. zehn Minuten zu Fuß durch den Oberreutiner Weg bis zur Abzweigung Büchelewiesweg.

Weitere Infos unter www.dahlienschau-lindau.de