Landschaftspflege mal anders: Die Hochlandrinder im Hepbacher-Leimbacher Ried

Rund 20 Mutterkühe und Kälber sind im Hepbacher-Leimbacher Ried anzutreffen.
Rund 20 Mutterkühe und Kälber sind im Hepbacher-Leimbacher Ried anzutreffen. (Bild: Wochenblatt Media/David Balzer)

Markdorf (dab) – Wer derzeit zwischen Raderach und Markdorf unterwegs ist, trifft im Hepbacher-Leimbacher Ried auf tierische Bewohner, die es normalerweise nicht in unserer Region zu sehen gibt: Eine Herde mit rund 20 Mutterkühen und Kälbern schottischer Hochlandrinder beweidet knapp 30 Hektar Feuchtwiesen und Niedermoorflächen.

Das Projekt ist eine Partnerschaft des Landratsamtes und der Stadt Friedrichshafen: Flächen wurden hier nach und nach aufgekauft, um sie für Naturschutzzwecke nutzen und aufwerten zu können.

Ideal für Insekten

Bereits seit Mitte der 1980er Jahre erwirbt die untere Naturschutzbehörde des Bodenseekreises Grundstücke in der Raderacher Niedermoor- und Drumlinlandschaft zwischen Friedrichshafen, Markdorf und Oberteuringen. Inzwischen stellen sie einen ökologisch hochwertigen Lebensraum für eine Vielzahl von Vogel- und Fledermausarten, Biber sowie Käfer und andere Insekten dar.

„Die Beweidung schafft Vielfalt und schützt gleichzeitig unsere Insekten. Sie finden optimale Bedingungen vor: Beispielsweise bilden die durch die Rinder plattgetretenen Flächen Keimnischen für neue Pflanzen, die viel Licht benötigen. Diese werden dann wiederum von Insekten gefressen“, erklärt Dieter Schmid von der unteren Naturschutzbehörde. Würde man die Weide abmähen, wäre schlagartig alles kahl – ein Grund für das große Insektensterben in den vergangenen Jahren.

Extensive Weidewirtschaft

Gemeinsam mit den Flächen der Naturschutzbehörde wird das Areal südlich der Müllstraße nun ganzjährig mit einer kleinen Herde aus Schottischen Hochlandrindern beweidet. „Extensive Weidewirtschaft schafft einerseits eine landwirtschaftliche Wertschöpfung und andererseits günstige Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen. Sie bewirkt den Erhalt der offenen und lichten Riedlandschaft“, so Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamtes Bodenseekreis. Diese Nutzung fördere eine für Insekten, Reptilien, Kleinsäuger und Vögel günstige Mosaikstruktur der Vegetation.

Die Hochlandrinder stammen ursprünglich aus dem Nordwesten Schottlands, besonders markant ist ihr zotteliges Fell.
Die Hochlandrinder stammen ursprünglich aus dem Nordwesten Schottlands, besonders markant ist ihr zotteliges Fell. (Bild: Wochenblatt Media/David Balzer)

Mist spielt wichtige Rolle

Neben dem Artenreichtum ist eine deutlich höhere Biomasse dieser Weideflächen von besonderem Wert. Ein Rind produziert circa 10 Tonnen Mist pro Jahr. Davon ernähren sich rund 100 Kilo Insekten, von welchen wiederum etwa 10 Kilo Vögel leben. Extensiv genutzte Weiden tragen so wesentlich zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei und sind im Biotopverbund von Bedeutung.

Die schottischen Hochlandrinder werden von lokalen Landwirtinnen und Landwirten betreut. Sie stellen das Tierwohl sicher, sind Ansprechpartner für Behörden und produzieren durch die Landschaftsentwicklung gleichzeitig ein hochwertiges Fleisch.

Zahlreiche Wege und Biotope angelegt

Mit Hilfe des BUND Markdorf sowie der Stadt Friedrichshafen sind mittlerweile auch viele Wege entstanden. Einerseits ermöglichen sie tolle Ausblicke auf die Landschaft, andererseits führen zu kleinen Biotopen wie den Tümpeln westlich der Deponie Weiherberg. Informationstafeln entlang der Wege illustrieren die Landschaft und informieren über die Zielsetzungen des Naturschutzprojektes.

Mit Hilfe von örtlichen Landwirten und Pflegemitteln des Landes unterstützt die untere Naturschutzbehörde des Bodenseekreises durch naturnahe Bewirtschaftung und Pflege der Flächen die Entwicklung der dortigen Landschaft. Ergänzt wurde die Pflege unter anderem durch die Renaturierung eines Teils der Brunnisach, die Anlegung von über 30 Biotopteichen und die Anhebung des Grundwasserstands.

Zum „Wander- und Naturerlebnis Hepbacher-Leimbacher-Ried“ gibt es Flyer mit vielen Infos – sowohl im Umweltschutzamt des Landratsamts sowie bei der Stadt Friedrichshafen, der Ortsverwaltung Kluftern und der Touristinformation am Stadtbahnhof.