Ulm/Baienfurt – Geschafft – Toni Tortellini hat fertig. Die Video-Sitcom des Hoftheaters Baienfurt (wir berichteten) hat ihre Doppel-Premiere in Ulm (am Montag) und Baienfurt (am Dienstag) erfolgreich hinter sich gebracht. Mittelfristig soll sie Online gehen.
Das Projekt ist ein Kind der Corona-Pandemie: Wenn wir schon nicht auftreten dürfen, dann machen wir halt ein Video. Und so entstand die Story von Toni Tortellini, eine Sitcom (Situationskomödie) nach Vorbild der US-Endlos-Fernsehserien, bei denen das Lachen von der Lachmaschine eingespielt wird (die fehlt hier glücklicherweise). Die Verwandtschaft zum Komödienstadel ist ebenso nicht von der Hand zu weisen – nicht nur, weil es auch hier ums Verkuppeln und Verwechseln geht, sondern weil die Akteure schrillbunt und überdreht daherkommen. Das wiederum liegt an Ariane Müller, die das Stück geschrieben, in Szene gesetzt und die Musik beigesteuert hat. Man kennt die Ulmerin und ihre Partnerin Julia Gamez Martin als Comedy-Musik-Duo „Suchtpotential“ aus „Lady`s Night“ und anderen Kabarett- und Comedy-Sendungen im Fernsehen.
Ariane Müller und das Hoftheater Baienfurt haben sich für die Sitcom über Toni Tortellini mit weiteren Partnern zusammengetan, so waren für die technische Herstellung zwei Ulmer Produktionsfirmen zuständig.
Bei der Premiere im Ulmer Roxy-Kulturzentrum schilderte die Crew die Entstehungsgeschichte, die so ein bisschen an schwäbische Häuslesbauer erinnert. Am Anfang steht eine wagemutige Idee, alle sind begeistert – dann dauert es immer länger und macht viel mehr Arbeit als gedacht, das Geld wird knapp, erhoffte Zuschüsse bleiben aus, ständig kommen neue Probleme und Schwierigkeiten dazu.
Am Ende wurde das Projekt über Crowdfunding (Spenden sammeln) und einige Sponsoren finanziert, auch das Programm „Neustart Kultur“ der Bundesregierung im Zuge der Corona-Hilfen taucht in der Unterstützerliste auf.
Toni Tortellini ist ein Magier und Zauberkünstler, der in Las Vegas reich und berühmt geworden ist, nun aber, Corona-bedingt arbeitslos, in sein oberschwäbisches Heimatdorf zurückkehrt. Dort erwartet ihn aber keine ländliche Idylle, sondern ein Durcheinander mit einem ganzen Potpourri schräger Figuren, vom schwulen Barkeeper bis zur esoterischen Heilsbringerin. Der Gin und das selbstgebraute Bier fließen reichlich, Joints benebeln die Gehirne, dubiose Gestalten schleichen umher, aber am Schluss sind die sozialen Beziehungen wieder halbwegs sortiert und ein böser Bube zur Strecke gebracht.
Eben der typische Ariane-Müller-Humor mit üppig Comedy-Elementen, schrillen Outfits und schrägen Sprüchen, den man mögen muss, um mit dem Stück warm zu werden. Tut man das, kann man das Spektakel genießen. Die Inszenierung ist flott, die Dialoge sitzen und die Schauspiel-Riege vom Hoftheater macht das wirklich klasse – vom Hauptdarsteller Uli Böttcher über Brian Lausund, Dagmar Schönleber, Roland Baisch, Patrizia Moresco, Pablo Konrad, Heinrich Del Core und Helge Thun spielen alle ihr Comedy-Talent aus.
Die technische, optische und akustische Umsetzung (Schnitt: Andreas Schneider, Produktion: Daniel Konold )ist einwandfrei, von der Siebziger-Jahre Kulisse des oberschwäbischen Wohnzimmers bis zu effektvoll eingesetzten Songs mit Ohrwurm-Potential.
Sechs Folgen zu je 20 Minuten umfasst die Sitcom, am besten schaut man sie in einem Rutsch durch. Wann und wo man das kann, steht beizeiten auf der Facebook-Seite von Toni Tortellini https://www.facebook.com/tonitortellinisitcom.