Kurvenreicher Arbeitsplatz – Neuordnung der Aufgaben im Pflegedienst: PTAs entlasten direkt auf der Station

Die beiden PTAs Karin Dollansky und Marie Walser entlasten seit Anfang April 2021 die Pflegekräfte des Klinikums Friedrichshafen.
Die beiden PTAs Karin Dollansky und Marie Walser entlasten seit Anfang April 2021 die Pflegekräfte des Klinikums Friedrichshafen. (Bild: MCB)

WOCHENBLATT
WOCHENBLATT

Friedrichshafen (MCB) – Noch wirkt das Drumherum ein wenig provisorisch – aber die Ergebnisse können sich nach gut zwei Monaten mehr als sehen lassen…

Anfang April startete im Klinikum Friedrichshafen ein Projekt zur Entlastung der Pflegekräfte, das eng mit Marie Walser und Karin Dollansky verknüpft ist. Die beiden pharmazeutisch-technischen Assistentinnen (PTA) übernehmen seither für die Pflegekräfte der neurologischen Stationen und eines Bereichs der Komfortplus-Station das „Medikamente stellen“.

Die Berufsanfängerin Walser und ihre erfahrene Kollegin Dollansky, die zuvor in einer öffentlichen Apotheke arbeitete, stecken mit dem gebotenen Abstand ihre Köpfe über dem Laptop in einer Ecke des Stationszimmers zusammen. Im Stationszimmer geht es kurz nach 12 Uhr hektisch zu – ein Notfall ist zu versorgen, die Übergabe vorzubereiten, Fragen tauchen aus dem Nichts auf, der Patientenruf ist unüberhörbar und mittendrin die beiden PTAs… 

Am Anfang, gestehen beide, war es eine ganz schöne Umstellung plötzlich „auf der Station zu arbeiten“. Inzwischen haben sie sich daran gewöhnt und hoffen darauf, dass mit der elektronischen Patientenakte ihre Arbeit erleichtert wird und sie nicht mehr im Stationszimmer auf „die Kurven“ warten müssen.

Die „Kurven“ – also die individuellen Patienten-Unterlagen – sind für ihre Arbeit die Wissensgrundlage, schließlich ist hier vermerkt, welcher Patient welche Medikation auf Anweisung des Arztes bekommen soll. Erst dann können die Medikamente „gestellt“ werden – das ist aber nur ein kleiner Teil der Aufgabe der beiden PTAs.

Ihre Expertise greift vor allem dann, wenn es um die Medikamente geht. Ihre „Rote Liste“ (ein großes Buch mit sämtlichen zugelassenen Medikamenten) haben sie platzsparend im Laptop dabei, aber „vieles weiß man auch so“, erklärt Karin Dollansky. Es ist eben nicht egal, ob ein Patient sein Medikament in Tablettenform oder intravenös bekommt und eine mögliche Überdosierung kann verhindert werden, wenn man weiß, dass die Inhaltsstoffe von zwei namentlich verschiedenen Medikamenten dieselben sind. Schließlich finden sich im großen Medikamentenschrank vielleicht das Original-Blutverdünner-Präparat „Plavix“ und „Clopidogrel“, das Generika (Arzneimittel, das einem auf dem als Markenprodukt eingetragenen Präparat in der Zusammensetzung gleicht). Deshalb ist es wichtig, die „Kurven“ der Patienten gründlich zu lesen und solche Fehler aufzudecken, mit den Ärzten Rücksprache zu halten und die Medikation auf den richtigen Weg zu bringen.

Bislang stellten die Pflegekräfte in den Nachtdiensten die Medikamente für den kommenden Tag. Dass sie nun durch die beiden PTAs entlastet werden und sehr dankbar dafür sind, versteht sich (fast) von selbst. Dass sich dadurch aber auch das Fehlerrisiko reduziert hat und die Lagerhaltung im Medikamentenschrank, für die die PTAs ebenfalls zuständig sind, wesentlich verbessert wurde, sind ebenfalls äußerst positive Ergebnisse der neuen pflegeentlastenden Maßnahmen im Klinikum Friedrichshafen.

Die demographische Entwicklung bringt in vielen Bereichen Neustrukturierungen mit sich, auch im Krankenhaus und auch in den Pflegeprozessen. Der Medizin Campus Bodensee entwickelt und führt neue Prozesse ein, damit die Kompetenz der Pflegekräfte noch mehr bei den Patienten ankommt. „Dies ist ein wichtiger Meilenstein für die Zusammenarbeit von Pflege und Apotheke“, so Pflegedirektor Andreas Stübner, der vor allem die gesteigerte Medikamentensicherheit durch das Vier-Augen-Prinzip und die Pflegeentlastenden Maßnahmen hervorhebt.

(Pressemitteilung: Medizin Campus Bodensee)