Krankenhaus-Ampel in ganz Bayern auf Rot

Krankenhaus-Ampel in ganz Bayern auf Rot
Eine Mitarbeiterin der Pflege steht in einem Zimmer einer Corona-Intensivstation. (Bild: Fabian Strauch/dpa/Illustration)

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Lange leuchtete das gelbe Licht der bayerischen Krankenhaus-Ampel nicht: Nach schon nach zwei Tagen sprang sie am Montag auf Rot. Von Dienstag an werden die Zügel im Kampf gegen galoppierendes Infektionsgeschehen weiter angezogen – vor allem für Ungeimpfte.

München (dpa/lby) – Die Krankenhaus-Ampel in Bayern zeigt Rotlicht. Auf den Intensivstationen in den Krankenhäusern des Freistaats wurden am Montag mehr als 600 Menschen wegen einer Covid-19-Erkrankung behandelt – die allermeisten ungeimpft. Damit sprang die Ampel, die erst seit Samstag Gelblicht zeigte, am Montag auf Rot.

Von Dienstag an gelten einem entsprechenden Beschluss des Kabinetts vom vergangenen Mittwoch zufolge im Freistaat erheblich verschärfte Maßnahmen. Dazu gehört die Testpflicht am Arbeitsplatz für Beschäftigte von Betrieben mit mehr als zehn Mitarbeitern und der weitgehende Ausschluss von Ungeimpften bei öffentlichen Veranstaltungen (2G). Der Maskenstandard war schon bei Gelb von medizinischen Masken auf FFP2-Masken hochgestuft worden. Die wichtigsten Kernpunkte:

Weitgehend 2G

Öffentliche Veranstaltungen wie Kongresse, Messen, aber auch Sportveranstaltungen unterliegen künftig der 2G-Regel. Das heißt, dass nur noch Geimpfte, Genesene und Kinder unter zwölf Jahren Zugang haben. Ungeimpfte über zwölf Jahren dürfen also auch nicht mehr zum Sport oder anderen Freizeitbeschäftigungen, sofern diese nicht unter freiem Himmel stattfinden.

Der Freistaat werde prüfen, ob die 2G-Regelung noch ausgeweitet werden muss. Es werde aber auch geprüft, ob «Härten für Kinder und Jugendliche abgefedert» werden können, teilte das Ministerium am Montag mit. Dafür traten unter anderem auch die Freien Wähler ein. «Der 2G-Status von Schülerinnen und Schülern im schulpflichtigen Alter sollte dann als erfüllt gelten, wenn diese ihren regelmäßigen Schultest durch Testpass oder Schülerausweis nachweisen können», sagte der Freie-Wähler-Landtagsabgeordnete Tobias Gotthardt.

3G am Arbeitsplatz

Mitarbeiter von Betrieben mit mehr als zehn Beschäftigten (einschließlich Inhaber), die Kontakt zu Kollegen, Kunden oder sonstigen Personen haben, müssen zwei Mal pro Woche einen negativen Schnelltest vorlegen, wenn sie nicht ohnehin geimpft oder genesen sind. Wirtschaftsverbände begrüßten die Regelung grundsätzlich als notwendig zur Vermeidung eines Lockdowns. Es müsse jedoch geklärt werden, dass Arbeitgeber den Impfstatus ihrer Mitarbeiter einsehen könnten.

Die 3G-Regelung gilt auch für Hochschulen, Bibliotheken und außerschulische Bildungseinrichtungen, nicht aber für den öffentlichen Personennahverkehr und den Einzelhandel. Dort gibt es weiter keine Beschränkungen – auch nicht für Kunden. In den Schulen gilt seit Montag wieder Maskenpflicht im Unterricht.

3G plus in der Gastronomie und beim Friseur

Für die Gastronomie gilt 3G plus. Das heißt, Restaurants, Cafés und Gaststätten kann jeder besuchen, der geimpft oder genesen ist. Zusätzlich reicht auch ein negativer PCR-Test. Diesen brauchen auch Jugendliche im Alter von 13 Jahren und aufwärts, sofern sie nicht geimpft oder genesen sind.

Gleiches gilt bei Anbietern personennaher Dienstleistungen wie Friseure oder Fußpflege-Praxen. Da diese Regelung auch für das Personal gilt, PCR-Tests aber nicht mehr kostenlos angeboten werden, ist die Regelung vor allem bei Gastwirten umstritten. Die Präsidentin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes in Bayern, Angela Inselkammer, befürchtet sogar den Ruin der Branche. Die Gastronomie werde getroffen, obwohl sie nie Treiber der Pandemie gewesen sei.

Die Maßnahmen sind Ausdruck einer sich weiter zuspitzenden Lage in der Corona-Pandemie mit immer neuen Rekordwerten. Auf den Intensivstationen des Freistaats wurden am späten Montagnachmittag 612 Menschen wegen Covid-19 behandelt, davon 324 unter künstlicher Beatmung. 443 Intensivbetten waren noch frei, davon 156 solche, die für die Behandlung von Covid-Patienten geeignet sind. Die Sieben-Tage-Inzidenz hatte das Robert Koch-Institut am Montag für Bayern mit 316,2 angegeben – in einzelnen Gegenden lag das Infektionsgeschehen aber deutlich höher. So wurde etwa im Kreis Rottal am Inn eine Inzidenz von 833,3 gemessen.

Laut Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei Ungeimpften in Bayern bei weit über 500 – dies umschließt auch die Schülerinnen und Schüler, die zum Teil noch gar nicht geimpft werden können. Bei Geimpften lag die Inzidenz dagegen zuletzt bei 60 (Stand: 3. November).

Um einen Kollaps des Gesundheitssystems zu vermeiden, hat die Landesregierung bei 600 intensiv betreuten Covid-Patienten eine Grenze eingezogen. Bei mehr als 450 hatte die Ampel bereits auf Gelb geschaltet. Erst am Sonntag war deshalb der Maskenstandard auf FFP2 erhöht worden.

Die Staatsregierung rief erneut mit deutlichen Worten dazu auf, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen und auch von der Möglichkeit einer Auffrischungsimpfung Gebrauch zu machen. «Tragen Sie dazu bei, dass die Lage nicht weiter eskaliert», sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Richtung Bevölkerung. «Das Gesundheitssystem steht vor der Überlastung.» Jeder Mensch in Bayern könne seinen Anteil leisten, mit vorsichtigem Verhalten und der Bereitschaft zur zeitnahen Impfung.