Kommentar: Ein Abstieg, der sich seit Monaten abgezeichnet hat

Kommentar: Ein Abstieg, der sich seit Monaten abgezeichnet hat
FC Schalke 04 (Bild: Pixabay)

Bielefeld (tmy) – Diesen 20. April 2021 werden alle Fans des FC Schalke 04 so schnell nicht mehr vergessen. Denn an diesem Tag gegen 22.24 Uhr stand er fest, der Abstieg des Traditionsvereins aus der 1. Fußball-Bundesliga. Eine Entwicklung, die sich seit Monaten andeutete und auch in den vergangenen Wochen so nicht mehr zu verhindern gewesen ist.

Denn auch in der Partie bei der Arminia aus Bielefeld ließ „Königsblau“ viele Tugenden vermissen, die es braucht, um in Deutschlands Elite-Liga zu bestehen. Phasenweise war beim knappen 0:1 auf der Alm keine Gegenwehr zu sehen, geschweige denn ein organisierter Spielaufbau. Und das bei einem Gegner, der eigentlich – sorry, liebe Arminia – nicht die Kaderstärke des S04 besitzt. Eigentlich, denn auf Schalke hatte man Warnsignale ignoriert.

Wenn es mal einigermaßen gut lief, träumte man viel zu schnell wieder von den „Eurofightern“ oder magischen Europapokalnächten wie dem 5:2-Husarenstreich bei Inter Mailand im Viertelfinale der UEFA Champions League in der Saison 2010 / 2011. Dieser 5. April 2011 ist aber zehn Jahre her und der Klub hat sich seither eher zurück-, als weiterentwickelt. Es gab häufig Streitereien und ein Kompetenzgerangel in der Führung.

Dazu fehlte es auch an Kontinuität auf der Trainerposition und der nötigen Ausgewogenheit in den Kadern der vergangenen Spielzeiten. Sicherlich hat man seine größten Talente in schönster Regelmäßigkeit verkaufen müssen, doch man schaffte es auch nicht, die Nachfolger von Özil, Neuer, Draxler oder Sané – um nur wenige Beispiele zu nennen – langfristig in den Profikader einzubauen beziehungsweise ihnen überhaupt erst eine reelle Chance zu geben.

Und das auch, weil man Verträge zuließ, die vermeintlichen Verstärkungen ihre Einsatzzeiten garantiert haben, obwohl es Nachwuchskicker gegeben hätte, die das Schalker Wappen mit deutlich mehr Lust und Luft – Stichwort Kondition und Laufbereitschaft – durch die Stadien dieser Republik getragen hätten. Folgerichtig ist dieser erste Abstieg seit 1988 verdient und nicht mehr zu verhindern gewesen, weil zwei Saisonsiege (!) an Spieltag 30 peinlich sind.

Aber: Der Verein hat aus meiner Sicht eine gute Chance, wiederzukommen, wenn man verstärkt auf die gute Jugend setzt, die ja vorhanden ist, und einige Großverdiener verkauft oder – weil sie sich zu schön für Liga zwei sind – ziehen lässt. So würde man beim Gehalt und bei Prämien Geld sparen und die Fans wieder näher an sich binden. Nicht auszudenken, was los gewesen wäre, falls die Anhänger in den einzelnen Spielstätten hätten dabei sein dürfen.

Deren Enttäuschung und Fassungslosigkeit hat man vergangene Nacht miterleben können und dürfen, was aber so auch gar nicht geht. Denn: Der königsblaue S04 hat sich Werte wie Kumpel sein oder Kameradschaft nicht umsonst auf die Fahnen geschrieben. Das sollten weder die Entscheidungsträger noch die Fans vergessen. Das Ziel kann und sollte daher lauten: Zusammen malochen, sich den Hintern aufreißen und in Liga zwei fighten. Glück auf!

Was sagen Sie zum Schalker Absturz? Schreiben Sie uns gerne per E-Mail an [email protected] Ihre Meinung dazu.