Kommentar: Ein Abend, an dem es nach großem Bangen nur Gewinner gibt

Dänische Spieler bauen eine Mauer um Teamkollegen Christian Eriksen, der während des Spiels der Fußball-Europameisterschaft 2020 zwischen Dänemark und Finnland im Parken-Stadion in Kopenhagen von Medizinern unterstützt wird.
Dänische Spieler bauen eine Mauer um Teamkollegen Christian Eriksen, der während des Spiels der Fußball-Europameisterschaft 2020 zwischen Dänemark und Finnland im Parken-Stadion in Kopenhagen von Medizinern unterstützt wird. (Bild: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Stuart Franklin)

Kopenhagen (tmy) – Der zweite Turniertag bei der „UEFA EURO 2020“ ist von der Tragödie um Dänemarks Mittelfeldstar Christian Eriksen überschattet worden, der in Minute 43 gegen die Auswahl Finnlands ohne Fremdeinwirkung zusammenbrach. Nicht nur Kapitän Simon Kjaer, Thomas Delaney und Co. wurden zu Helden, sondern alle Beteiligten im Stadion.

Die dänische Mannschaft umringte ihren in Lebensgefahr schwebenden Freund und Mitspieler, die Ärzte und Betreuer kämpften minutenlang um den 29-jährigen Vater eines Sohnes und auf den Tribünen lagen sich Fans beider Ländern in den Armen. Man hoffte, man bangte und sang, während auch unten am Spielfeldrand die Offiziellen, Betreuer, Trainer und Ersatzspieler beider Nationen neben- und miteinander auf positive Nachrichten warteten.

Die kamen nach schier endlosen Minuten tatsächlich, der Star von Inter Mailand erlangte das Bewusstsein und wurde mit Sichtschutzdecken, unter denen sich übrigens auch eine Fahne des Gegners befand, aus dem Stadion gebracht. Noch am gleichen Abend tauschten sich Trainer und Mannschaft mit Eriksen aus, der sein Team gebeten haben soll, weiterzuspielen. Das taten beide Mannschaften tatsächlich – um 20.30 Uhr erfolgte schließlich die Fortsetzung.

Dass am Ende die Finnen mit 1:0 gewannen, wurde angesichts dieser Dramatik zur Randnotiz. Denn gewonnen hatten an diesem Abend alle – insbesondere die Ärzte, Betreuer und die dänische Mannschaft, die den Ernst der Lage sofort erkannte. Dadurch konnte Christian Eriksen gerettet und seine Privatsphäre geschützt werden. Auch die Tatsache, dass die Kollegen des ZDF und von MagentTV ihre Übertragung vorerst beendeten, war richtig.

Denn: Auch Fußballmillionäre sind Menschen wie du und ich. Sie sind in einer anderen Gehaltsklasse ja, aber auch sie haben Freundinnen, Frauen, Kinder und Familien sowie gute Freunde, die sich um sie sorgen, aber auch jederzeit für sie da sind. Und das gerade auch in schwierigen Situationen, die plötzlich und unerwartet lebensbedrohlich sein können. Es gibt Wichtigeres als Fußball – oder wie Belgiens Romelu Lukaku es sagte: „Chris, stay strong. I love you!“