„Klima-Plus-Szenario“ wird im Gemeinderat skizziert

„Klima-Plus-Szenario“ wird im Gemeinderat skizziert
Das Klima kommt im Konstanzer Gemeinderat abermals genauer unter die Lupe. (Bild: Stadt Konstanz)

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Konstanz – Der Konstanzer Gemeinderat entscheidet in seiner Sitzung am Donnerstag, 11. März, darüber, ob die Stadt im Rahmen des sogenannten „Klima-Plus-Szenarios“ eine weitgehende Klimaneutralität bis 2035 anstreben soll.

Das vom ifeu (Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg) erarbeitete und empfohlene Szenario sieht bis dahin – laut städtischer Mitteilung – eine überaus schnelle Absenkung der nach „Bilanzierungssystematik für Kommunen“ (BISKO) zu bemessenden Treibhausgasemissionen vor.

Neben dem „Klima-Plus-Szenario“ habe das ifeu-Institut weitere Szenarien zur Absenkung der Treibhausgasemissionen analysiert und dargestellt, die dem Gemeinderat in einem extra dafür anberaumten Workshop am 28. Januar vorgestellt wurden. Diese weiteren Szenarien mussten letztlich jedoch verworfen werden.

Entweder – so die Stadt Konstanz weiter – aufgrund eines nicht ausreichend hohen Ambitionsniveaus (Absenkpfad würde Ziel des Pariser Klimaabkommens, die Steigerung der globalen Durchschnittstemperatur um deutlich unter 2 °C zu begrenzen, verfehlen) oder da sie von einer linearen Emissionsreduktion auf Null bis 2030 / 2035 ausgehen. Letztere sei angesichts der strengen Orientierung an der BISKO-Bilanzierungsmethodik auf kommunaler Ebene nicht realisierbar.

Sie wäre nur möglich, wenn man Kompensationsmöglichkeiten außerhalb des eigenen Stadtgebiets großzügig anrechnen würde. Die Stadt Konstanz habe sich zusammen mit dem ifeu-Institut bewusst gegen diesen Weg des „Grünrechnens“ entschieden – unter anderem, da eine Kompensation anderswo maßgeblich den Handlungsdruck vor Ort mindert.

Im Vergleich zum Absenkpfad, der von der Bundesregierung bislang mit einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 80 bis 95 Prozent bis 2050 verfolgt wird, sehe das Klima-Plus-Szenario eine deutlich schnellere Treibhausgasminderung vor. Angestrebt werde eine bis 2035 sehr steil verlaufende Reduktion der Treibhausgasemissionen, die anschließend aufgrund der höheren Schwierigkeiten bei der Erreichung der letzten Prozente flacher auslaufe.

Bezüglich des CO2-Budgets entspricht dies einer Kompatibilität mit den Pariser Klimazielen (Budget vergleichbar zum Budget bei einer linearen Absenkung auf Null bis 2035). Ein Hauptgrund für das „Vorziehen“ der Klimaschutzziele liege darin, dass in der Vergangenheit weltweit und auch in Deutschland noch so hohe Treibhausgasemissionen verursacht wurden, dass das „Restbudget“ bis zum Überschreiten der Zwei-Grad-Marke viel schneller, als in den bisherigen Klima-Zielsetzungen vorgesehen, dezimiert wurde.

Der Gemeinderatsbeschluss am 11. März zum Klima-Plus-Szenario soll die Grundlage darstellen, auf der Stadt und ifeu-Institut im nächsten Schritt konkrete Maßnahmen für die einzelnen klimaschutzrelevanten Handlungsfelder erarbeiten und bis Ende des Sommers die finale Klimaschutzstrategie vorlegen werden.

Bei alledem dürfe jedoch nicht vergessen werden: ohne umfassende Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger sei das Gesamtziel einer weitgehend klimaneutralen Stadt nicht zu erreichen. Daher umfasse der Beschlussvorschlag auch den Appell an die Konstanzer Stadtgesellschaft, sich tatkräftig an der Umsetzung der Maßnahmen zur Minderung der Treibhausgasemissionen zu beteiligen.