Viele in Lindau und Umgebung kennen Karl-Heinz Pätz als Baumfäller, wenn es darum geht, Bäume aller Größen und Arten unter schwierigen Umständen, z.B. in Wohngegenden, zu Fall zu bringen. Aber das Allroundtalent kann noch weit mehr und hat dies in der Vergangenheit auch immer wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Besonders eng verbunden ist der gebürtige Hesse in Lindau mit dem Judo-Sport. Mit 14 Jahren hat er damit angefangen und ist seit bald 60 Jahren seinem Sport treu geblieben.
Der erfolgreichen Judo-Abteilung beim TSV 1850 Lindau hat er jahrzehntelang buchstäblich auf die Sprünge geholfen. Auch wenn es als Kämpfer in Schwaben „nur“ ins „vordere Drittel“ gereicht hat. Umso erfolgreicher war er als Trainer und Ausbilder. Vielen jungen Judokämpfern hat er höchst erfolgreich die Liebe zum Judosport vermittelt. Und viele sind auch dabei geblieben.
Sein großes Vorbild war der erfolgreiche Lindauer Judoko Gerd Egger, bekannt von zahlreichen internationalen Meisterschaften, darunter auch den Olympischen Spielen 1972 in München, der es (Jahrgang 1943, geboren in Lindau) bis zum 9. DAN geschafft hat und sich auch als Sportreferent des Deutschen Judobundes und auch international erfolgreich einen Namen gemacht hat.
Bis zum schwarzen Gürtel und dem 3. DAN hat es Karl-Heinz Pätz auch geschafft. Für seine vorbildliche Trainertätigkeit hat ihn der Schwäbische Judoverband mit der silbernen Urkunde geehrt. Auch heute trainiert er noch täglich in seiner eigenen „Folterkammer“ in Weißensberg und präsentiert sich körperlich in absoluter Topform. Nach einer erfolgreich auskurierten Sehnenverletzung will der 73Jährige heuer auch wieder mit dem Judotraining neu starten.
1989 erhielt Karl-Heinz Pätz eine Silbermedaille auf der Erfindermesse in Nürnberg für ein Judo-Trainingsgerät, das dann vom europaweit größten Kampfsportartikelverkäufer, Sport Rhode, vertrieben wurde.
Aber der Karl-Heinz hat noch weit mehr drauf, als andere auf die Judomatte zu werfen. Sieben Jahre war er in der Gastronomie tätig, davon ein Jahr in Dänemark. Es folgten drei Jahre im Wienerwald (zwei als Springer – auch in Lindau, ein Jahr als Geschäftsführer in Friedrichshafen). Und auch ein Jahr als Wirt im Gasthof Sonne in Hoyren hat ihm einen guten Ruf eingebracht. In Dänemark hat er nebenbei auf der Jütländischen Galopprennbahn in Ahus das Reiten gelernt, das er bis heute beherrscht.
Danach hat sich Karl-Heinz Pätz komplett neu orientiert und eine Ausbildung zum staatlich geprüften Forstwirt am Forstamt Lindau erfolgreich absolviert. Vor 33 Jahren hat er sich selbständig gemacht. Parallel bildete er sich zum geprüften Zapfenpflücker weiter: Ein wichtiger Beruf und Zuarbeiter für die Saatgutgewinnung der Zapfen von Fichte, Kiefer, Tanne usw. für Forstämter und Baumschulen. Da heißt es für Pätz, bis in die Wipfel der Bäume zu klettern und dann die befruchteten Zapfen, die den wertvollen Samen enthalten, zu pflücken. Auch als Lehrmeister für Baumbesteigungen mit Steigeisen genießt er großes Ansehen.
2007 hat ihn ein Schweizer Unternehmer nach Kanada geholt, um dort 140 Bäume zu fällen. Drei davon befanden sich in unmittelbarer Nähe von Hochspannungsleitungen, die diverse umliegende Farmen mit Strom versorgten. Eine knifflige Aufgabe, die Pätz in gewohnt perfekter Manier bewältigte.
Einen ganz besonderen Namen hat sich Karl-Heinz Pätz als Musiker, Unterhalter und Entertainer gemacht. Unzählige Gästeabende in der Oberreitnauer Turnhalle („Kulturstadel“) und in der Lindauer Sängerhalle (Vorgänger der Inselhalle) hat er mit seinen unterhaltsamen und einzigartigen Auftritten mit seiner Teufelsgeige unvergesslich gemacht. Bis ins Fernsehen und zum Karneval in Köln haben ihn seine Auftritte geführt. Zugute kam ihm dabei eine sechsjährige Stepptanzausbildung in einer Bühnentanzschule. Und auch die Mandoline beherrscht er ausgezeichnet.
Aber auch das ist längst noch nicht alles. Jahrelang hat er nebenberuflich als Reisebegleiter, Animateur und Künstler bei Busunternehmen und auf Kreuzfahrtschiffen gearbeitet. Diese Reisen haben ihn fast in die ganze Welt geführt.
Karl-Heinz Pätz: „Das hat riesigen Spaß gemacht. Den Fahrgästen hat gefallen, was ich gemacht habe – und mir natürlich auch “.
Seinem Beruf als Forstwirt ist er aber, jetzt auch schon im Rentenalter, stets treu geblieben. Stolz beschreibt er, wie man einen hohen Baum sach- und fachgerecht fällt. Erst steigt man von unten nach oben und entfernt jeweils die seitlichen Äste. Oben angekommen trägt man dann den Stamm sozusagen in Brennholzlänge (ca. 30-40 cm) vom Wipfel abwärts wieder ab, bis der ganze Baum entfernt ist. Keine ungefährliche Sache. Da ist Sicherheit das oberste Gebot. Pätz ist stolz darauf, dass er noch keinen nennenswerten Unfall erlitten hat.
Auch heute noch wird er in ganz Süddeutschland und auch hinauf bis nach Frankfurt angefragt, wenn es um knifflige Baumfällungen geht, bei denen keine Hebebühne oder kein Kran zum Einsatz kommen kann.
Seinem Judosport will er, so lange es geht, treu bleiben. In seiner bestens sortierten Werkstatt entstehen fachkundig immer neue Kunstwerke aus Holz, seinem Lieblingselement. Und da sind ja auch noch seine Frau, Sohn und Tochter sowie seine sieben Enkel, die seine ungeteilte Aufmerksam und Zuwendung genießen.