Umweltschutz & Kinder Jüngster Imker des Landes: Wie Teja (7) zu den Bienen kam

Jüngster Imker des Landes: Wie Teja (7) zu den Bienen kam
Happy: Ein glücklicher kleiner Imker vor den Bienenkästen in Ellmannsweiler bei Biberach. Foto: privat

Der siebenjährige Teja aus Marbach wünscht sich seit fast zwei Jahren keine Spielsachen mehr. Auf seinem Wunschzettel stehen Schutzkleidung, Smoker und Bienengeld. Jetzt bekam er tatsächlich das lang ersehnte Bienenvolk und ist damit der jüngste Imker im Ländle.

Den Imkerverein in Biberach gibt es bereits seit 1887. Er zählt rund 400 Mitglieder und noch nie gab es ein so junges Vereinsmitglied wie im Jahr 2022. Zwar wurde der Altersschnitt bei den Imkern in den vergangenen Jahren bereits um etwa zehn Jahre gesenkt, doch Teja aus Marbach, im Landkreis Sigmaringen, schraubt diese Statistik noch einmal ordentlich nach unten. Mit seinen 7 Jahren brennt der Schüler für den Umweltschutz. Doch ganz besonders für seine Bienen.

Imker-Zubehör statt Lego und Playmobil

Zu seinem Geburtstag wünschte er sich das Gleiche wie schon vom Christkind: Eine Honigschleuder, ein Honigflüssigkeitsmessgerät, Geld für sein eigenes Bienenvolk, für die passenden Kästen, Schutzkleidung in seiner Größe und weiteres Zubehör, das man als Bienenzüchter eben so braucht. Woher er diese Leidenschaft hat, ist für seine Eltern nicht nachvollziehbar. Mama Ute sagt: „Wir sind keine Imkerfamilie. Ich habe Teja weder besondere Bücher über Bienen vorgelesen, noch hatte er sonst irgendwelche Berührungspunkte. Doch er hat einfach dieses Verantwortungsbewusstsein. Teja macht sich Gedanken um seine Umwelt.“ Der Junge selbst sagt über seine summende Leidenschaft: „Ich habe einfach das Gefühl gehabt, dass ich etwas machen muss.“ Um die Bienen zu retten und damit auch unsere Landschaften und letztlich unsere Nahrung.

Das Christkind hat Tejas größten Wunsch mit etwas Verzögerung erfüllt.
Das Christkind hat Tejas größten Wunsch mit etwas Verzögerung erfüllt.
Foto: privat

Durchhaltevermögen, Opfer und Zeit

Das ist Verantwortungsbewusstsein in einem Maße, von dem sich die meisten Erwachsenen eine dicke Wabe aufs Brot schmieren könnten. Vor allem, weil Teja auch das nötige Durchhaltevermögen mitbringt. Die Bienen sind nicht nur eine fixe Idee. Sie erfordern Opfer. Das sind nicht nur Lego- und Playmobilsets, die zugunsten der Insekten gegen Imker-Zubehör ausgetauscht werden. Es ist vor allem auch Zeit. Denn an eine Bienenkönigin kommt man zwar durchaus auch per Post. Doch um ein Volk aufzubauen, einen Schwarm zu vermehren, gesund zu erhalten, über den Winter zu bringen und am Ende auch seinen eigenen Honig gewinnen zu können – dafür braucht es Wissen.

Bienenwissen: Von Jungvolkbildung bis zur Honiggewinnung

Jede Menge Wissen, dass sich Teja in einem Bienenseminar in Biberach jeden Freitag zu Gemüte führt. Der Vorsitzende des Bezirks-Imkervereins Biberach an der Riß e.V., Helmut Fesseler sagt, mit einem hörbaren Lächeln in der Stimme, über sein jüngstes Vereinsmitglied: „Wir hatten schon Erwachsene, die halt auch ihre Kinder mitgebracht haben. Doch bei Teja ist es andersherum. Er kommt zum Seminar und bringt seine Eltern mit. Irgendwer muss ihn ja herfahren.“ In diesem Bienenseminar lernt der Jung-Imker alles, was er über seine Bienen wissen muss. Da heißen die Schwerpunkte einer Lektion zum Beispiel „Schwarmkontrolle und Jungvolkbildung“ oder „Varroa-Management – Teilen und Behandeln“. Unter dem ersten Punkt können sich die meisten Menschen noch etwas vorstellen, dass es im zweiten Thema um Milben geht, wissen schon nur noch Einzelne. Doch all das saugt Teja Woche für Woche auf wie ein Schwamm. Damit er nicht auf ewig auf die Fahrdienste seiner Eltern angewiesen ist, hat er sich auch im Herbertinger Imkerverein angemeldet. Der liegt nah an seinem Wohnort und von dem bekommt er später auch Tipps und Hilfe, wenn er sie denn braucht. Denn unter Imkern tauscht man sich gern aus. Und einem so engagierten, hilft man gleich doppelt gern.

In den freien Waben liegen winzig kleine Eier. In ihrer Hochphase umfasst das Volk der Bienenkönigin um die 60.000 Tiere.
In den freien Waben liegen winzig kleine Eier. In ihrer Hochphase umfasst das Volk der Bienenkönigin um die 60.000 Tiere.
Foto: privat

Das erste eigene Bienenvolk

Vor nicht ganz einem Monat ging sein großer Traum dann in Erfüllung. Er bekam sein eigenes Bienenvolk. Über seinen Verein bekam er einen sogenannten Ableger mit einer Königin und rund 6000 Bienen. Jung-Imker wie Teja bekommen einen Betreuer an die Seite gestellt, der sie dabei unterstützt, das neue Volk erfolgreich groß zu ziehen. Honig wird es in diesem Jahr zwar noch nicht geben, doch das tut der Faszination keinen Abbruch. Teja ist glücklich. Und selbst wenn sein Interesse irgendwann einmal nachlassen sollte, hat sich das Bienenhobby schon gelohnt, findet Mama Ute. Sie sagt: „Mit dem Wissen über Bienen kommt gleichzeitig auch das Wissen über unsere Umwelt, die Landschaft, unsere Umgebung. Wir gucken jetzt ganz anders aufs Wetter oder bemerken, dass eine bestimmte Pflanze blüht. Das wäre uns früher nicht aufgefallen.“

Teja (7) und Papa Jens (r.) lassen sich von Ausbildungsleiter Werner Schad das Jungvolk erklären.
Foto: privat

Umweltschutz mit Vorbildcharakter

Und dass Bienen mehr als ein Hobby sind, wird seit Jahren immer deutlicher. Da gab es zum Beispiel Düngemittel-Skandale, die für ein großes Bienensterben sorgten. Doch auch die große Imagekampagne im Rahmen des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ 2019 hat dazu beigetragen, die (überlebens-)wichtigen Insekten in den Fokus unserer Aufmerksamkeit zu rücken. Die Mitgliederzahlen in Imkervereinen gehen kontinuierlich nach oben. Schlagworte wie Biodiversität und Arterhalt werden nicht mehr nur von Randgruppen diskutiert. Wir sind auf einem guten Weg, tun aber lange noch nicht genug. Doch wir können es anpacken. So wie Teja.