Ein Kommentar Jetzt ist das Landratsamt gefordert

Bürgermeister Marcus Schafft zieht immer mehr Kritik auf sich.
Bürgermeister Marcus Schafft zieht immer mehr Kritik auf sich. (Bild: MK)

Am 17. Mai veröffentlichten wir den Bericht „Es gibt hier nichts zu verbergen, oder?“ Schon damals thematisierten wir den Widerwillen von Bürgermeister Marcus Schafft beim AMD (Ambulant Medizinischen Dienstleistungszentrum), die Karten offen auf den Tisch zu legen. Schon damals zeichnete sich ab, dass das Stadtoberhaupt darüber nicht amüsiert war.

Rund vier Wochen später, eskalierte die Angelegenheit dann bei einer Gemeinderatssitzung. Dem Antrag auf Akteneinsicht lösten ungeahnte Turbulenzen aus, die Anlassgeben, darüber nachzudenken, warum Schafft sich so verschlossen verhält. Es entsteht der fatale Eindruck, dass Schafft nicht daran gelegen ist, dass alle das AMD betreffenden Informationen den Ratsmitgliedern bekannt wird. Selbst wenn alles seinen rechten Gang nahm, das Verhalten des Bürgermeisters ist die denkbar schlechteste Option, ein Glaubwürdigkeitsproblem zu lösen. Er ist sich offensichtlich nicht bewusst, dass er mit dieser Mauertaktik erst recht Bedenken auslöst.

Das Thema ist zu ernst, um mit verdeckten Karten zu spielen. Dass Teile des Gemeinderates sich das nicht länger gefallen lassen, ist nachvollziehbar und auch folgerichtig. Es geht schließlich nicht um ein Kinkerlitzchen, es geht um die Gesundheitsversorgung der gesamten Raumschaft Riedlingen. Rund 40000 Bewohner warten seit der Schließung des Krankenhauses auf ein gutes Folgeangebot. Seltsam, dass sich die Amtskollegen von Schafft nicht schon lange zu Wort gemeldet haben. Auch die Nachbarbürgermeister haben eine Verpflichtung, für eine bestmögliche Gesundheitsversorgung ihrer Mitbürger zu sorgen, denn zu viele Mitbürger haben jetzt schon Probleme einen Hausarzt zu finden.

In der Region war die Hoffnung groß, dass nach dem AMD 1 ein zweiter Bauabschnitt unter städtischer Regie erfolgt und damit ein medizinisches Gesamtpaket geschnürt wird, dass die größte Not mindestens lindert. Der Schwenk zum Investor kam für viele mehr als überraschend. Die Gemeinderäte wollen nun Licht in die Angelegenheit bringen. Ob dies gelingt, bleibt abzuwarten. Drei Wochen sind seit dem Beschluss zur Akteneinsicht vergangen. Nach Wochenblatt-Informationen hat das Gremium noch immer nicht Einsicht nehmen können. Zu allem Überdruss verkündet das Mitteilungsblatt der Stadt, dass der Bürgermeister den Vorsitz des Ausschusses übernehmen will. Wie bitte? Hier macht sich der Bock zum Gärtner! Es ist ein Treppenwitz, dass derjenige, der mit überprüft wird, im Ernst daran denkt, den Vorsitz zu übernehmen.

Riedlingen ist ja für manche Überraschung gut, aber diese Entwicklung schlägt dem Fass den Boden hinaus. Höchste Zeit, dass sich das Landratsamt der Sache annimmt und auch in Riedlingen für die Einhaltung der Gemeindeordnung sorgt.

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