„Jeder hat seine Rolle, jeder ist wichtig“: HSG Konstanz mit Mut nach Hüttenberg

David Knezevic HSG Konstanz
David Knezevic HSG Konstanz (Bild: Peter Pisa)

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Von Andreas Joas

Konstanz – Mit vier Spielen ohne Niederlage im Rücken und einer bärenstarken Vorstellung beim 31:22-Sieg gegen Lübeck geht die HSG Konstanz in die Englische Woche. Schon am Mittwoch, 19.30 Uhr, (kostenloser Livestream auf www.hsgkonstanz.de/livestream) steht die nächste schwere Aufgabe beim Ex-Erstligisten TV Hüttenberg auf dem Programm, ehe am Sonntag, 17 Uhr, der TuS Fürstenfeldbruck zum Süd-Kracher in die Schänzlehalle kommt.

Lachend, strahlend, aber zugleich auch schon wieder direkt fokussiert auf die nächste Etappe auf der Reise zum großen Ziel Klassenerhalt standen die Spieler der HSG Konstanz kurz nach dem Abpfiff der Überraschung gegen den vormaligen Tabellenfünften beisammen. Die Mannschaft, die da auf dem Platz den Favoriten überrollt und mit ihrer Spielfreude begeistert hatte, ist nicht mehr vergleichbar mit der vor ein paar Wochen. Als es nicht lief und vieles richtig schwer von der Hand zu gehen schien. Oder als gegen Dormagen zwar spielerisch vieles passte – aber eine unterirdische Chancenverwertung alles zunichtemachte.

Inzwischen hat, so Kapitän Tom Wolf, „jeder seine Rolle gefunden. Jeder ist wichtig. Und gerade die Jungen gehen jetzt die Spiele mit ganz viel Mut an.“ Trainer Daniel Eblen nickt bei diesen Worten. Die Arbeit der letzten Wochen an der 3:2:1-Vraiante in der Deckung trägt zunehmend Früchte und macht die HSG noch unberechenbarer. „Das hat sich über einen längeren Zeitraum angebahnt“, erklärt er. „Mit mehr Zeit konnten wir in die Details gehen und die Regeln wurden immer besser verinnerlicht. Das funktioniert jetzt ordentlich.“

Interessant wird zu sehen sein, was sich entwickelt, wenn zwei Mannschaften, die beide im 6:0 oder gerne auch im 3:2:1 verteidigen, im direkten Duell aufeinandertreffen. In der Vergangenheit hatte sich die HSG oft sehr schwer gegen Hüttenberg getan. Beide Teams werden wohl auf wichtige Spieler verzichten müssen, so sind bei den Mittelhessen Robin Hübscher und Hendrik Schreiber nicht einsetzbar. Hinter Top-Torjäger Ian Weber steht ein großes Fragezeichen.

Gleiches gilt in noch größerem Umfang für eine ganze Reihe an wichtigen Akteuren bei der HSG. Allerdings haben gerade die nachrückenden Talente gezeigt, was in ihnen steckt. „Sie müssen weiter mutig sein, frei von der Seele“, sagt Eblen, denn man habe sich gesagt, dass es keine Fehler gebe. „Alle sind voll draufgegangen und keiner hat sich zurückgenommen, das hat einiges freigesetzt.“

Nun erwartet der 46-Jährige eine interessante Begegnung in Wetzlar, wenngleich er ein „ganz anderes Spiel“ als etwa in Hamm, Aue oder gegen Lübeck erwartet. Die Gründe dafür sieht der HSG-Coach im jungen, sehr beweglichen Gegner, der allerdings auch über sehr erfahrene Kräfte verfügt. Wie etwa Ex-Nationalspieler Stefan Kneer (35), den langjährigen Bundesliga-Keeper Nikolai Weber (40) und die Bundesliga erfahrenen Christian Rompf (34) und Tobias Hahn (33). Dazu stehen mit Vit Reichl und Dieudonne Mubenzem zwei tschechische Nationalspieler im Aufgebot. Zwar trügen davon nicht alle die Hauptlast im Spiel, weiß Eblen, aber „sie haben in den entscheidenden Situationen einige Punkte erspielt.

Gerade in engen Duellen sind sie ein Ass im Ärmel. Allgemein ist Hüttenberg eine Mannschaft, auf die man sich aufgrund ihrer Variabilität schwer einstellen kann.“ Wenn es nun in die entscheidende Phase der Saison geht, blickt er gleichermaßen optimistisch wie unverkrampft auf die letzten acht Duelle. „Wir versuchen immer zu gewinnen und so gut wie möglich auszusehen“, ist seine Erklärung. „Egal wie wichtig ein Spiel auch sein mag. Wir wollen immer das Maximale haben, deshalb ändert sich jetzt nichts.“

Die Lage im Abstiegskampf

Noch acht Spiele hat die HSG Konstanz bis Ende Juni zu absolvieren – ein straffes Programm. Aber längst nicht das straffeste. Die Konkurrenten Emsdetten (drei), Wilhelmshaven (zwei) sowie Hüttenberg (eins) und Ferndorf (drei) haben allesamt noch zusätzliche Nachholspiele auszutragen.

Noch reicht die Zeit, doch viele Quarantäne-Pausen dürfen nicht mehr dazwischenkommen, meinte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann jüngst. Die Spannung könnte dabei kaum größer sein: Nur drei Punkte trennen die HSG auf Rang 16 vom Tabellenelften Hamm. Die Lage ist dabei durchaus undurchsichtig, denn der Wilhelmshavener HV bekommt am Ende der Saison aufgrund seiner Insolvenz noch vier Punkte abgezogen.

Drei Vereine sollen absteigen, zwei aus der 3. Liga in nur wenigen Spielen ermittelte Aufsteiger aufrücken. Das hat zur Folge, dass die 2. Bundesliga in der kommenden Saison durch vier Absteiger aus der 1. Bundesliga auf 20 Clubs anwachsen wird. Zumindest eine Frage ist inzwischen geklärt: Der VfL Gummersbach wird nach der Entscheidung der HBL, den 27:25-Sieg des TuS Ferndorf so zu werten, obwohl ein Torschütze nicht auf dem Spielberichtsbogen stand und die HBL-Statuten einen Nachtrag ab 60 Minuten vor Spielbeginn nicht mehr gestatten, nicht von einem Sportgericht überprüfen lassen. Sollten zudem bis 30. Juni nicht alle Spiele ausgetragen werden können, steht das Schreckgespenst Quotientenregelung im Raum, die jede Menge Sprengkraft birgt.

Die Mannschaften, die im Ringen um den Klassenverbleib dann schon gegen die Spitzenteams gespielt haben, wären deutlich im Nachteil.