Jeden Dritten hat die Erkältungswelle 2019 richtig erwischt

Insgesamt 72.102 Fälle von akuten, behandlungsbedürftigen Erkältungskrankheiten meldet die AOK Ulm-Biberach für das Jahr 2019.
Insgesamt 72.102 Fälle von akuten, behandlungsbedürftigen Erkältungskrankheiten meldet die AOK Ulm-Biberach für das Jahr 2019. (Bild: Privat)

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Ulm – Eben gab es noch spätsommerliche Temperaturen, schon stürzt das Thermometer ab. Dieses wechselhafte Wetter begünstigt Erkältungskrankheiten. Schnupfen, Halsweh und Entzündungen der Atemwege haben bald wieder Hochsaison. Diesen Herbst wird viele Menschen auch die Frage umtreiben, wie sie eine Erkältung von Covid-19 unterscheiden können.

Insgesamt 72.102 Fälle von akuten, behandlungsbedürftigen Erkältungskrankheiten meldet die AOK Ulm-Biberach für das Jahr 2019. Das ist fast eine Drittel aller Versicherten. In Stadt- und Landkreis Biberach waren 30.456 Personen betroffen. Der Alb-Donau-Kreis verzeichnete 27.119 AOK-Versicherte, die aufgrund von Erkältungskrankheiten behandelt wurden, und in Ulm waren es 14.527 Personen. Interessant ist die Altersverteilung: Bei Säuglingen sind 75 Prozent jährlich erkältet, bei Kleinkindern zwischen fünf und neun Jahren sind es rund 50 Prozent, in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen etwa jeder Dritte und bei den 70-Jährigen nur noch jeder Zehnte.

„Eine Erkältung entwickelt sich im Normalfall über einige Tage,“ erklärt Dr. Leslie A. Trautrims-Michelitsch, Fachbereichsleiterin Behandlungsmanagement bei der AOK Baden-Württemberg. „Typische Beschwerden sind unter anderem ein Schnupfen mit verstopfter oder laufender Nase, Niesen, Husten und Halsschmerzen. Bisweilen kann eine Erkältung auch mit leichtem Fieber, Mattigkeit sowie Kopf- und Gliederschmerzen einhergehen.“ In den meisten Fällen klingt sie nach ungefähr einer bis zwei Wochen von selbst wieder ab. Während Halsschmerzen und Schnupfen oft schon nach wenigen Tagen verschwinden, kann es bei einem Husten auch schon mal bis zu drei Wochen dauern, bis er komplett ausgestanden ist. Eine Behandlung mit Medikamenten sei in der Regel nicht nötig. Schmerzmittel und abschwellende Nasensprays können gegebenenfalls helfen, die Beschwerden etwas zu lindern. Die Ärztin warnt jedoch vor der unnötigen Einnahme von Antibiotika. Da Erkältungen meist durch Viren ausgelöst werden, seien Antibiotika bei einer einfachen Erkältung nicht sinnvoll. Wegen möglicher Nebenwirkungen und der Gefahr der Resistenzentwicklung bei falscher Anwendung sollten Antibiotika nur bei Komplikationen, wie beispielsweise einer Lungenentzündung, eingesetzt werden.

Gelegentlich werden Erkältung und Grippe verwechselt. Eine echte Grippe oder Influenza verursacht aber normalerweise viel stärkere Beschwerden und wird von anderen Virustypen verursacht. Eine Grippe beginnt meist plötzlich mit hohem Fieber, Schüttelfrost, Muskel- und Gliederschmerzen. Empfehlenswert ist grundsätzlich eine Grippeschutzimpfung, die die AOK für ihre Versicherten übernimmt. Vor allem Senioren und Schwangere sollten vorsorgen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung auch für chronisch Kranke sowie Beschäftigte in Gesundheits- und Pflegeberufen.

Schwieriger dagegen ist es, eine Erkältung von Corona abzugrenzen. Da die Symptome beider Erkrankungen unspezifisch und teils ähnlich sind, sei es für Betroffene in den ersten Tagen nicht möglich, zu unterscheiden, ob sie an Covid-19 oder einer Erkältung erkrankt sind, sagt Trautrims-Michelitsch. „Beide können zum Beispiel mit Halsschmerzen und Husten einhergehen. Auch kann der für Covid-19 beschriebene Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns bei einer gewöhnlichen Erkältung vorkommen. Bei Covid-19 sind tendenziell starker trockener Husten und hohes Fieber vorrangig, Begleiterscheinungen wie Kopf- und Gliederschmerzen eher selten.“

Erkältungskrankheiten verbreiten sich – wie Covid-19 – vor allem über Tröpfcheninfektion. Wer es vermeidet, sich ins Gesicht zu fassen, kann sein Erkältungsrisiko deshalb verringern. Sich außerdem häufig mit Seife die Hände zu waschen, ist ein guter zusätzlicher Schutz.