Jede Woche vernichtet der Flächenfraß einen landwirtschaftlichen Betrieb

Döris Härle
Döris Härle, Vorsitzende der LandFrauen Kreis Biberach-Sigmaringen (Bild: Döris Härle)

2016 hat Doris Härle (Ochsenhausen-Goppertshofen) den Vorsitz der LandFrauen Kreis Biberach-Sigmaringen übernommen. Der Kreisverband vertritt die Interessen von etwa 1200 Frauen. Diese starke Gemeinschaft setzt sich für die Region ein, bezieht u.a. zu wichtigen politischen, sozialen und gesellschaftlichen Themen Stellung für Frauen und Familien. Zudem bietet der LandFrauenverband zahlreiche Veranstaltungen zur privaten und beruflichen Weiterbildung an.

Frau Härle, könnten Sie sich bitte persönlich vorstellen?
Mein Name ist Doris Härle, 52 Jahre alt, seit 27 Jahren verheiratet mit Josef Härle, drei Söhne im Alter von 25, 23 und 13 Jahre.

… und ihren Betrieb?
Wir bewirtschaften einen konventionellen Milchviehbetrieb mit Jungvieh im Boxenlaufstall mit Robotern, Grünland, Ackerbau mit Silomais, Gerste, Weizen und etwas Forstwirtschaft.

Haben Sie weitere Betriebszweige?
Wir betreiben eine Güllebiogasanlage mit 75 kWh, Photovoltaikanlagen zum Einspeisen und für Eigenstrom und sind ein Lernort Bauernhof.

Wie sehen Sie die Zukunft der Landwirtschaft?
An manchen Tagen schlecht, denn durch die immer höheren Anforderungen und Auflagen für die Landwirtschaft, hören viele Landwirte auf, bzw. können nicht mehr weiter machen. Besonders die kleineren Betriebe, die die Gesellschaft erhalten möchten, geben auf.

Wenn ich dann sehe, wie die Jugend, auch die keinen direkten landwirtschaftlichen Hintergrund haben, mit Eifer bei der Arbeit ist, habe ich wieder Hoffnung, dass es immer weiter geht.

Wie können höhere Einkünfte/Erträge generiert werden?
Gute Frage. Indem die Discounter nicht die Preise diktieren, sondern wir Landwirte mehr Mitsprache bei den Preisen haben.

Worin sehe Sie die größten Bedrohungen für den Beruf?
Der Flächenverbrauch, jeden Tag werden in Baden-Württemberg 5,5 Hektar verbaut, durch Straßen, Siedlung- und Gewerbeflächen. Ein Betrieb bewirtschaftet in Baden-Württemberg im Durchschnitt 36,8 Hektar. Das bedeutet, dass in 6,5 Tagen ein ganzer Betrieb „verschwindet“. Wie sollen wir bei dieser Entwicklung unsere Bevölkerung in Zukunft ernähren?

Was wünschen Sie sich von den Verbrauchern?
Dass sie mehr regional einkaufen, auch beim Discounter schauen, woher das Produkt kommt. Sie sich bei den landwirtschaftlichen Betrieben informieren, warum, wieso etwas gemacht wird.

Was bewog Sie zum ehrenamtlichen Engagement beim Kreisbauernverband?
Als Vorsitzende des LandFrauenverbandes, beim Bauernverband untergliedert, bin ich im geschäftsführenden Vorstand dabei. Mir ist die Öffentlichkeitsarbeit wichtig, so z. B. die Aufklärung der Verbraucher und den Kindern im Unterricht zu erklären, wie, was und woher unsere Ernährung aus der Region kommt. Auch möchte ich die Frauen in den Betrieben und im ländlichen Raum stärken, durch unsere Angebote und politische Gespräche. Wir LandFrauen bringen Leben aufs Land.

Im November 2020 startete der LandFrauenverband Württemberg-Hohenzollern gemeinsam mit dem Deutschen LandFrauenverband e.V. und den 21 Schwesterverbänden die Unterschriftenaktion und Online-Petition „Geburtshilfe. Im ländlichen Raum. Jetzt!“