Jahresbericht 2021 der Stadtbücherei Biberach: Pandemie lässt die digitale Mediennutzung boomen

Mit der „Bibliothek der Dinge“ steht den Bibliothekskunden eine Vielzahl an Gebrauchsgegenständen zur Ausleihe zur Verfügung. Durch das Angebot soll unter anderem nachhaltiges Handeln gestärkt werden.
Mit der „Bibliothek der Dinge“ steht den Bibliothekskunden eine Vielzahl an Gebrauchsgegenständen zur Ausleihe zur Verfügung. Durch das Angebot soll unter anderem nachhaltiges Handeln gestärkt werden. (Bild: Stadtverwaltung Biberach)

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Biberach – Auch das zweite Coronajahr hat die Biberacher Stadtbücherei und ihre Nutzer vor große Herausforderungen gestellt. Der Schließung folgten click&collect, click&meet und nach dem Sommer zunehmende Einschränkungen beim Besuch der Zentrale auf dem Viehmarktplatz.

Während reduzierter Öffnungsstunden (- 12,8 Prozent) kamen deutlich weniger Besucher (- 42,6 Prozent) in die Bücherei. Im Gegenzug verdoppelten sich die digitalen Kundenkontakte (+ 104 Prozent). Auch die Mediennutzung verschob sich von den analogen (- 26,6 Prozent) hin zu den digitalen Angeboten (+ 63,6 Prozent).

Wie an vielen anderen Stellen auch, verstärkt die Pandemie in der Stadtbücherei vorhandene Trends: die Nutzung digitaler Medien nimmt in rasendem Tempo zu. Diesen Bedarf hat die Stadtbücherei frühzeitig erkannt und unter der Marke „MIZ24“ in zahlreiche digitale Angebote umgesetzt. Unabhängig von Ort, Zeit und Zugangsbeschränkungen können die Kunden Bücher, Hörbücher, Zeitungen, Zeitschriften, Musik, Filme und gesicherte Informationen abrufen.  

E-Books und E-Audiobooks erfuhren eine um 86,9 Prozent höhere Nutzung, im internationalen Zeitungs- und Zeitschriftenangebot „PressReader“ schlugen die Leserinnen und Leser mehr als 190 000 E-journals und E-papers auf – eine Steigerung um 90,4 Prozent. Auch beim Musik- und Filmstreaming konnten Zuwächse von elf bis 15 Prozent erzielt werden.

Eine geringere Nutzung verzeichneten dagegen die Fakten-Datenbanken. Das liegt laut Bibliotheksleiter Frank Raumel daran, dass diese oft komplexer aufgebaut sind und eine fachliche Einführung benötigen. Diese Einführungen in Form unterschiedlicher bibliothekspädagogischer Angebote konnten wegen der langen Schließungen der Schulbüchereien nur sehr eingeschränkt gegeben werden.

„An dieser Stelle wird die Digitalisierung unserer Gesellschaft oft unterschätzt“, betont Raumel, „die effiziente Nutzung digitaler Angebote setzt entsprechende Kompetenzen voraus, die zunächst gefördert werden müssen.“ Die Defizite in diesem Bereich sind nach Einschätzung des Bibliotheksleiters auch bei den sogenannten „digital natives“ beunruhigend. Die PISA-Sonderauswertung „Lesen im 21. Jahrhundert“ hat dies im vergangenen Jahr bestätigt: Nur die Hälfte der 15-jährigen ist in der Lage, Fakten von Falschnachrichten zu unterscheiden.

Trotz großem Aufwand für die Prüfung der Zugangsvoraussetzungen ist es gelungen, wichtige Projekte voranzubringen. Mit einem Ausbau des „Makerspace“ versucht das Büchereiteam, Kinder und Erwachsene innerhalb der rasant fortschreitenden Digitalisierung zu unterstützen. Bibliotheksroboter „LibRo“ ermöglicht seit September das Kennenlernen und Ausprobieren eines humanoiden Roboters. Auch in der „Bibliothek der Dinge“, die sich großer Nachfrage erfreut, gibt es neue Technik zum Ausprobieren (Drohne, Action-Cam, VR-Brille, Kleinroboter et cetera). Ziel dieser Angebote ist es aber auch, nachhaltiges Handeln zu stärken und vor (womöglich unnützen) Anschaffungen die Gelegenheit zum Testen zu geben.

„Trotz aller Fortschritte bei der Digitalisierung des Medien- und Serviceangebots“, so Frank Raumel, „kam auch im vergangenen Jahr die Funktion der Stadtbücherei als „Dritter Ort“ viel zu kurz. Die direkten Begegnungen und Gespräche, das quirlige Leben im Treffpunkt Stadtbücherei, die inspirierende Kommunikation mit den Lesern und unter den Lesern hat uns allen sehr gefehlt. Als soziale Wesen hoffen wir, dass die Bücherei den Bürgerinnen und Bürgern bald wieder uneingeschränkt zur Verfügung stehen kann.“

Der aktuelle Jahresbericht, der in einer bunten Zusammenstellung die Neuerungen im vergangenen Jahr dokumentiert, liegt in gedruckter Form im Medien- und Informationszentrum auf dem Viehmarktplatz aus und steht digital auf der Homepage der Stadtbücherei unter www.medienzentrum-biberach.de in der Rubrik „Über die Bibliothek“ zur Verfügung.

(Pressemitteilung: Stadt Biberach)