Immer mehr Bergunfälle mit Todesfolge

Immer mehr Bergunfälle mit Todesfolge
Für die Bergwacht ist es oft schwierig, abgestürzte Menschen zu bergen. (Bild: Pixabay)

Die Unfälle mit Todesfolge in den Bergen häufen sich. Für die Angehörigen ist die Nachricht ein Schock und für die Helfer erfolgt die Bergung der Opfer oft unter schwierigen Bedingungen. Bis Ende Juni verzeichnete allein das Polizeipräsidium Oberbayern Süd in diesem Jahr 30 Personen, die am Berg ums Leben gekommen sind. Was sind die Gründe?

Schreckensmeldungen

Es sind Meldungen, die unter die Haut gehen: Eine 28-jährige Wanderin aus Deutschland stürzte am 4. Juni beim Wandern im Kleinwalsertal 200 Meter in den Tod, am Pfingstmontag verletzte sich ein 36-jähriger Kletterer bei Dalaas (Vorarlberg) in der Roten Wand und kommt dabei ebenfalls ums Leben.

13. Juli: Beim Absturz an der Dreitorspitze im Wettersteingebirge findet ein 70-jähriger Bergsteiger den Tod, ein weiterer stürzt mit ab, konnte aber von der Bergwacht mit leichten Verletzungen gerettet werden.

14. Juli: An der Benediktenwand im Landkreis Bad Tölz stürzt eine 51-jährige Frau über felsiges Gelände ab und stirbt dabei. Zur gleichen Zeit fällt eine 86-jährige Wanderin in Obsteig in Tirol 150 m in die Tiefe und stirbt ebenfalls.

Es werden immer mehr

Ob bei uns oder im Nachbarland Österreich, die Zahl der Bergunfälle mit Todesfolge steigt seit Jahren stark an. Im Jahr 2021 sind laut einer Unfallstatistik in Österreichs Bergen 272 Menschen ums Leben gekommen.

Bei den Aktivitäten im Zuständigkeitsgebiet der Bergwacht Bayern stehen Bergsteigen und Mountainbiken auf den ersten Rängen. Die Bergwacht hatte im vergangenen Sommer 3650 Einsätze.
Bei den Aktivitäten im Zuständigkeitsgebiet der Bergwacht Bayern stehen Bergsteigen und Mountainbiken auf den ersten Rängen. Die Bergwacht hatte im vergangenen Sommer 3650 Einsätze. (Bild: Bergwacht Bayern)

Viele Menschen entdecken die Natur

Warum die Zahl der Bergtoten nach oben geht, ist nicht ganz klar. Durch Corona haben viele Menschen die Natur und das Wandern als neues Hobby entdeckt und sind hängengeblieben. „In den letzten Wochen gibt es eine Häufung der Unfälle mit Todesfolge. Ein Grund ist sicherlich, dass immer mehr Menschen in den Bergen unterwegs sind – sei es beim Wandern oder mit dem Rad. Der Trend ist schon länger da. In den Monaten Juli und August sind die Einsatzzahlen der Bergwacht in den bayerischen Alpen immer höher. Die Hälfte der tödlichen Unfälle haben eine Vorerkrankung als Ursache,“ so Roland Ampenberger, Pressesprecher der Bergwacht Bayern.

Liegt es vielleicht an der mangelhaften Ausrüstung der Wanderer?

„Die richtige Ausrüstung und der Umgang damit sind natürlich wichtig. Viele Menschen sind gut ausgestattet und manch einer läuft mit Turnschuhen genauso sicher wie jemand mit Bergschuhen. Da wo sich Menschen bewegen – ob in der Turnhalle oder in der Natur – kommt es immer wieder zu Sportunfällen. Der Unterschied: Auf dem Boden ist schnell ein Arzt da, in den Bergen ist die Rettung viel komplexer. Das vergessen viele.

Beim Freizeitsport in den Bergen ist immer ein erhöhtes Risiko dabei

„Wenn mehr Menschen unterwegs sind, dann steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass mehr passiert.“ Wie sehen Sie die Tourenangebote im Netz? „Die Infos sind grundsätzlich gut. Das entscheidende ist, die Tour dann auch in die Realität umzusetzen. Viele überschätzen sich dabei und wollen am Berg etwas ausprobieren, was in der Umsetzung und in der Situation dann schwierig ist. Hier fängt das Risiko an. Oft fehlt das Gefahrenbewusstsein. Die häufigsten Ursachen für Abstürze sind Stolpern und Abgleiten auf schwierigerem Gelände, auch Altschnee ist eine große Gefahrenquelle.“

Wer kommt für die Kosten der Rettung durch die Bergwacht auf?

Was ist, wenn ich mich auf einem Klettersteig nicht mehr weiter traue und Hilfe brauche? Wenn die Bergwacht und vielleicht auch noch ein Heli im Einsatz sind und es liegt keine Verletzung oder ein Unfall vor, müssen die entstehenden Kosten selbst bezahlt werden. Bei Verletzungen usw. bezahlt die Krankenkasse den Einsatz.“

Erste Hilfe am Fels
Erste Hilfe am Fels (Bild: DAV/Presse/Christine Frühholz)

Was sollte man in den Bergen immer dabeihaben?

„Auf alle Fälle eine Jacke (auch an heißen Tagen), ein kleines Erste-Hilfe-Set, etwas zu Trinken und ein Handy oder Smartphone, damit ein Notruf abgesetzt werden kann. Das Beste ist immer, man wandert nicht allein. So kann der Tourenpartner Hilfe leisten oder bei Bewusstseinsverlust den Notruf absetzen.“

Zahlen der Bergwacht Bayern

In der Sommersaison 2021 sind in den Bayerischen Alpen und den Mittelgebirgen rund 250 Personen mehr als im Jahr davor verunfallt bzw. benötigten die Hilfe der Bergwacht. In 85 Fällen sind Personen am Berg im vergangenen Sommer verstorben, eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr mit 63 tödlich Verunglückten. Allein in den Berchtesgadener Alpen gab es eine Häufung an tödlichen Unfällen durch Absturz. Einsätze im Sommer 2021 durch die Bergwacht: 3650.

Bilanz Wintersaison 2021/2022:

3483 Skifahrer und 725 Snowboarder verletzten sich und benötigten die Rettung durch die Bergwacht. Dies entspricht knapp 59,6 % der Einsätze.

DAV: Notruf richtig absetzen

Mit der europaweit gültigen Notrufnummer 112 die Bergrettung alarmieren – per Handy oder ggf. von einer nahegelegenen Hütte aus. (Zusätzlich zur 112 gibt es in verschiedenen Ländern und Regionen spezielle Bergrettungs-Notrufnummern). Achtung: Der Alpenraum ist zwar grundsätzlich mit Mobilfunknetzen abgedeckt, Funklöcher treten aber vielerorts auf. Nach dem Notruf

  • Das Handy eingeschaltet lassen.
  • Nicht mehr telefonieren, um für Rückfragen erreichbar zu sein.

Alternativ das Alpine Notsignal (Pfiffe, Rufe oder Lichtsignale) anwenden:

  • 1. Minute: alle 10 Sekunden ein Signal geben (6 x pro Minute)
  • 2. Minute: Pause
  • 3. Minute: alle 10 Sekunden ein Signal geben (6x) usw.
  • Antwort von Rettung: alle 20 Sekunden ein Signal geben (3 x pro Minute), 1 Minute Pause usw.

Wichtig: Die Sektionen des DAV vermitteln in Kursen, wie man Notfallsituationen erkennt und wie man hilft, bis die Bergrettung oder andere professionelle Hilfe eintrifft.