Hochkonjunktur beim Kat-Klau – Ältere Autos sind besonders gefährdet

Bei älteren Autos ist der Kat unter dem Wagenboden verbaut und für Diebe gut erreichbar.
Bei älteren Autos ist der Kat unter dem Wagenboden verbaut und für Diebe gut erreichbar. (Bild: stock.adobe.com/Dmitri Ilwayanenko)

Ravensburg (le) – Sie steigen morgens in ihr Auto und haben das Gefühl, einen Traktor gestartet zu haben. Das ohrenbetäubende Geräusch ist meist nicht der Auspuff, sondern Diebe haben über Nacht den Katalysator gestohlen. Zur Wut und dem Ärger kommt hinzu, dass Sie ihr Auto nicht mehr benutzen dürfen. Ohne Kat keine Betriebserlaubnis!

Unbedingt zur Anzeige bringen

Wie der ADAC mitteilte, hat der Kat-Klau in Deutschland stark zugenommen. 2020 zählte die ADAC Straßenwacht 420 Kat-Diebstähle – Ende 2021 waren es schon über 900! Die Dunkelziffer ist noch höher. Die Polizei Ravensburg rät Betroffenen dringend, die Diebstähle auch anzuzeigen. So lassen sich eventuell Erkenntnisse wie beispielsweise Wanderbewegungen von Tätern eher ausmachen.

Teil der Begierde enthält wertvolles Edelmetall

Das meist unbeachtete Teil ruft wegen seinem wertvollen Innenleben ganze Diebesbanden auf den Plan. Da die Rohstoffpreise für seltene Edelmetalle hoch sind, ist es ein äußerst lukratives Geschäft. Platin wird mit rund 33 Euro pro Gramm gehandelt, Palladium mit 77 und für Rhodium werden sogar 770 Euro fällig. Zum Vergleich: Gold kostet in der gleichen Menge knapp 50 Euro. Für einen gebrauchten Katalysator bekommen die Diebe beim Verkauf also teilweise mehrere hundert Euro. Die genaue Menge des Edelmetalls ist vom Alter des Autos und der verbauten Technologie abhängig.

Ältere Autos sind beliebt

Betroffen sind vor allem ältere Autos der Marken Opel Astra, Toyota Prius und VW Polo – mit Benzinmotoren. Hier ist das Teil der Begierde in der Mitte des Wagenbodens und gut erreichbar. Bei Fahrzeugen jüngeren Datums wird der Katalysator sehr nah am Motor montiert, enthält weniger Edelmetall und ist für die Diebe viel schwieriger zu erreichen.

In wenigen Minuten ist der Diebstahl erledigt

Für den Klau bocken die Täter die Fahrzeuge auf, durchtrennen das Abgasrohr vor sowie hinter dem Katalysator und machen sich binnen weniger Minuten mit dem entwendeten Kat wieder aus dem Staub. Je nach Standort des Fahrzeugs verwenden die Diebe unterschiedliche Werkzeuge: An lauten Straßen gerne mit Flex oder Elektrosäge, in ruhigen Wohngegenden mit einem Auspuff- oder Kettenrohrabschneider. 

Der ADAC gibt Tipps

  • Versicherung informieren und prüfen, ob der Kat-Klau vom eigenen Kasko-Vertrag abgedeckt ist. In der Regel übernimmt den Schaden nach einem Diebstahl die Teilkasko, allerdings abzüglich der Selbstbeteiligung. Wer nur haftpflichtversichert ist – und das ist bei älteren Autos oft so –, bleibt auf den Kosten sitzen

  • Fahrzeug wegen Lärmbelästigung und fehlender Abgasreinigung auf einem Anhänger zur Werkstatt transportieren lassen

  • Bei alten Autos vor Auftragserteilung unbedingt ein Angebot erstellen lassen. Denn nur dann kann man ausschließen, dass ein wirtschaftlicher Totalschaden vorliegt. Ein neuer Katalysator kann mit Einbau je nach Modell und Stundensatz zwischen einigen hundert und mehreren tausend Euro kosten!

  • Und besser Finger weg von gebrauchten Katalysatoren, die auf Online-Auktionen angeboten werden. Dort ist meist schon an den Bildern zu erkennen, dass die Anschlussrohre unfachmännisch abgetrennt wurden.