Hilfe, meine Frau wird handgreiflich!

Hilfe, meine Frau wird handgreiflich!
(Bild: pixabay)

Gewalt gegen Frauen ist lange kein Thema mehr, das unter den Teppich gekehrt wird. Zum Glück! Es gibt Frauenhäuser, Beratungsstellen, Einrichtungen und vieles mehr. Wie aber sieht es mit Männern aus, die unter aggressiven und gewaltbereiten Frauen leiden? Sowohl in hetero- als auch in homosexuellen Beziehungen kann es zur Partnerschaftsgewalt kommen.

„Mindestens eine Million Männer in Deutschland erleiden regelmäßig häusliche Gewalt durch ihre Partnerin“, veröffentlichte das Deutsche Ärzteblatt im Jahr 2017. Die Gründe, warum die Männer sich das trotz oft körperlicher Überlegenheit gefallen lassen, sind vielschichtig. Eine der häufigsten Varianten ist psychische Gewalt. Die Bandbreite reicht von Beleidigungen und Erniedrigungen bis hin zu Hänseleien, Kontrollen, Verbote, Drohungen und Erpressungen. Viele Männer wehren sich nicht dagegen, sie ertragen die Pein stillschweigend. Das männliche Geschlecht kommt verbal dabei meist ins Hintertreffen. Die Waffen vieler Frauen sind oft nicht Fäuste, sondern Worte!

Für viele von uns ist es sicherlich undenkbar, dass ein Mann von einer Frau geschlagen wird. Frauen gelten gemeinhin als weniger aggressiv und gewaltbereit als Männer. Aber stimmt das wirklich? Die Zahlen zu häuslicher Gewalt sprechen eine andere Sprache. Deutsche Experten gehen davon aus, dass ein bis zwei Fünftel der Opfer Männer sind. Laut dem BKA sind 20% der Opfer häuslicher Gewalt männlich. Die Dunkelziffer ist weit höher.

In Bayern und NRW wurde Mitte April 2020 das Männerhilfe-Telefon ins Leben gerufen: Tel. 0800/1239900 (Mo. bis Do. 9-13 Uhr und 16-20 Uhr, Fr. 9-15 Uhr) – Mail: beratung@männerhilfetelefon.de. Das ist ein Modellprojekt für betroffene Männer, deren Angehörige und Fachkräfte aus ganz Deutschland. Beteiligt sind zwei Beratungsstellen: man-o-mann aus Bielefeld und via – Wege aus der Gewalt aus Augsburg. Das Team besteht aus Psychologen, Erziehungswissenschaftlern und Sozial-/Diplompädagogen. „Die Anrufer bleiben komplett anonym und es wird keine Telefonnummer angezeigt“, so Sarah H. vom Männerhilfe-Telefon. Bisher gab es über 2.300 Anrufer.

„Die meisten Männer haben psychische, physische und/oder sexualisierte Gewalt in Kindheit/Jugend, im Erwachsenenalter, in der Partnerschaft und im Bekanntenkreis erlebt“, so Sarah H. Ein weiteres Thema ist Mobbing.

Viele wissen nicht, dass es auch für gewaltbetroffene Männer ein Hilfesystem gibt. Das Männerhilfe-Telefon ist eine Art „Erste Hilfe“ – ein erstes Auffangen. „Zuhören und einen Raum für die Probleme geben ist wichtig“, so Sarah H. Sofern gewünscht, werden passende Hilfsmöglichkeiten angeboten.

In akuten Fällen können sich betroffene Männer auch an die Polizei oder an Schutzeinrichtungen wenden. Aktuell gibt es in Deutschland neun Männerschutzwohnungen. Wie auch bei Frauenhäusern sind die Adressen anonym und der Schutz der Betroffenen hat oberste Priorität.