Herausforderungen einer nachhaltigen Landwirtschaft

Netzwerken für eine nachhaltige Landwirtschaft: Professor Dr. Marcus Geimer vom Karlsruher Institut für Technologie sprach im E-Mobility-Labor der RWU über effiziente und nachhaltige Energieträger für Land- und Baumaschinen.
Netzwerken für eine nachhaltige Landwirtschaft: Professor Dr. Marcus Geimer vom Karlsruher Institut für Technologie sprach im E-Mobility-Labor der RWU über effiziente und nachhaltige Energieträger für Land- und Baumaschinen. (Bild: Michael Pfeiffer)

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Ein Workshop im E-Mobility-Labor der RWU vernetzte Industrie und Wissenschaft bei der Suche nach nachhaltigen Lösungen in der Landwirtschaft.

Weingarten – „Wir sprechen heute über Nachhaltigkeit, über das Klima und darüber, was wir unseren Kindern hinterlassen“, so leitet Rüdiger Köhler, Geschäftsführer von elobau die Veranstaltung ein. Professor Dr. Markus Pfeil, Nachhaltigkeitsbeauftragter der Hochschule Ravensburg-Weingarten (RWU), hatte zum Workshop „Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft“ geladen. Ziel war es, eine Grundlage für Kooperationen zwischen Forschung und Industrie mit einem Fokus auf die Fragen der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft zu schaffen. Auch für Studierende, die sich für dieses Thema begeistern sollen Kontakte geknüpft werden, durch die sich etwa Abschlussarbeiten oder Praxissemester ergeben könnten.

Mit elobau war ein regionaler Zulieferer nachhaltig produzierter Elektrobauteile für Landmaschinen eingeladen. Das Leutkircher Unternehmen verfolgt seit 2009 das Ziel, am Gemeinwohl orientiert zu wirtschaften. Ebenfalls vertreten war die elobau-Ausgründung HelloSolutions. Professor Dr. Marcus Geimer vom Institut für mobile Arbeitsmaschinen in Karlsruhe vervollständigte die Runde mit dem akademischen Blick auf die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft.

Der Workshop fand thematisch passend im E-Mobility-Labor der RWU statt. Hier beschäftigen sich Studierende und Lehrende der Hochschule mit alternativen Antrieben der Zukunft. „Die Nachhaltigkeit ist da mitenthalten“, sagte Markus Pfeil, „in unseren Kooperationen mit der Wirtschaft steht sie aber nicht im Vordergrund. Diese Perspektive auf die nachhaltigen Lösungen würden wir gerne auch im industriellen Kontext stärken.“ Dafür brauche es Kooperationen zwischen der Hochschule und den Unternehmen.

Erfahrungen im nachhaltigen Wirtschaften

Rüdiger Köhler beschrieb das Geschäftsmodell von elobau und schilderte das Spannungsfeld von Nachhaltigkeit und Ökonomie. „Natürlich sind wir ein Unternehmen, das Gewinn machen möchte, aber verantwortungsvoll“, so der elobau-Geschäftsführer. Patrick Löw ist beim Leutkircher Unternehmen für die Nachhaltigkeitskonzepte verantwortlich. Auch er zeigte die Komplexität der Situation auf: „Es gibt vermeidbare Emissionen und leider gibt es auch bisher unvermeidbaren Emissionen.“ Letzteren könne man mit kompensierenden Maßnahmen, etwa Aufforstungen des Waldes in Mittelamerika begegnen.

Zu dieser räumlichen Komplexität kommt eine zeitliche hinzu. Mit der beschäftigt sich bei elobau Stefan Höß. „Was uns auch umtreibt, ist die Frage nach dem Lebenszyklus unserer Produkte.“ Gerade im Bereich der Landwirtschaft seien die Fahrzeuge und Maschinen oft Jahrzehnte in Betrieb. Hier müsse die Versorgung mit Ersatzteilen gesichert sein, denn: „Am nachhaltigsten ist immer die Reparatur und nicht die Neuanschaffung.“

Nachhaltigkeit hört nach dem Einsatz der Maschinen und Fahrzeuge auf dem Feld aber nicht auf. Viele Materialien bleiben am Ende ihres Produkt-Lebens, wenn sich Fragen der Entsorgung und des Recyclings stellen, eine Belastung für die Umwelt. Damit stellt sich die Frage, wie Materialen eingespart oder durch nachhaltigere Alternativen ersetzt werden können. „Das End of Life unserer Produkte ist ein Thema, bei dem wir uns sehr gut Input in Form von Praxissemestern oder Abschlussarbeiten vorstellen können.“ 

Wissenschaftlicher Input aus Karlsruhe

Professor Dr. Marcus Geimer vom Institut für mobile Arbeitsmaschinen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) steuerte den wissenschaftlichen Impuls zur Debatte bei. Er zeigte die Potenziale auf, die in seinem Forschungsschwerpunkt, den Energiespeichern, liegen. „Elf Prozent des Diesels werden in Deutschland abseits der Straße verbraucht, also vor allem in Landwirtschafts- und Baumaschinen“, sagte Marcus Geimer. Der Energiehunger dieser Branchen böte viel Potenzial für nachhaltige Verbesserungen.

Den Schlusspunkt des Nachmittags an der RWU setzte der Input von Ingmar Ströhr. „Wir wollen Technologien entwickeln, die es ermöglichen, gesunde Lebensmittel nachhaltig herzustellen“, fasste er die Aufgabe des Start-Ups HelloSolution zusammen. Dazu kooperiere man auch mit anderen jungen Unternehmen.um etwa elektrisch betriebene Traktoren oder Kamerasysteme zur Erkennung von Beikraut zu entwickeln.

Lebendig und mit vielen Diskussionen

Ein Fazit der Debatten: Nachhaltigkeit ist ein Flickenteppich. Maßnahmen an einer Stelle haben Auswirkungen an einer ganz anderen. Ein weiteres: Nachhaltigkeit und Landwirtschaft sind eng verzahnt und es gibt viele ungenutzte Potenziale. Für Markus Pfeil war der Workshop ein Erfolg: „Es war lebendig und wir haben viel diskutiert.“ Dabei habe sich gezeigt, dass es Anknüpfungspunkte zwischen der Arbeit am Institut für Elektromobilität und einer am Gemeinwohl orientierten Wirtschaft gäbe. „Das muss ausgebaut werden.“

(Pressemitteilung: Michael Pfeiffer/Hochschule Ravensburg-Weingarten)