Hausstauballergiker: Sinnvolle Maßnahmen und Trugschlüsse

Hausstauballergiker: Sinnvolle Maßnahmen und Trugschlüsse
Neben Augenreizungen und einer Schnupfnase kann die Hausstauballergie auch schlapp und müde machen. (Bild: picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose)

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Wer eine Hausstauballergie hat, lebt einfach in einem zu verschmutzten Umfeld. Ein Mythos, mit dem sich viele Betroffene häufig konfrontiert sehen. Noch immer wird die Hausstauballergie auf durch Unwissende als bloße Reaktion des Körpers auf zu viel Dreck den eigenen vier Wänden abgetan. Doch so einfach ist es nicht, denn eine unbehandelte Hausstauballergie kann ernste folgen für die Lunge haben.

Wie macht sich eine Hausstauballergie bemerkbar?

Allergien werden vor allem bei saisonalen Veränderungen besonders deutlich, beispielsweise dem Pollenflug. Ein Irrglaube, denn die Hausstauballergie hat keine Saison, sondern kann ganzjährig auftreten.

Die Symptome der Hausstauballergie erinnern an die Heuschnupfenzeit. Auch hier leiden Betroffene unter einer juckenden und verstopften Nase. Husten kommt oft bei Hausstauballergikern als zusätzliches Symptom hinzu. Doch die Symptomatik bei der Allergie auf Hausstaubmilbenallergie ist noch viel umfangreicher:

  • fortwährende Räuspern
  • gestörter Schlaf
  • Juckreiz
  • Augenreaktion
  • Hautirritationen

Durch die symptomatischen Facetten leiden Betroffene häufig lange Zeit an einer Allergie, die lange unentdeckt bzw. für eine „falsche“ Allergie gehalten wird. Bleibt die Hausstauballergie über einen langen Zeitraum unentdeckt und unbehandelt, kann sie zu schlimmen Folgen führen. Durch die zunehmende Belastung der Atemwege kann sich beispielsweise Asthma entwickeln.

Mythos zur Hausstauballergie: zu viel Staub löst allergische Reaktionen aus

Ein weitverbreiteter Mythos zur Hausstauballergie ist ihr Ursprung. Verstopfte Nase oder Hustenreiz sind vor allem auf enorme Staubtürme in den vier Wänden zurückzuführen. Wer eine Hausstauballergie hat, lebt einfach viel zu schmutzig.

Dieser Mythos stimmt nicht. Die Hausstauballergie ist streng genommen keine Allergie auf Staub, sondern auf Milbenkot. Die darin enthaltenen Milbenallergene lösen eine Überreaktion unseres Körpers aus, denn:

  • die Kotbällchen trocknen aus und zerfallen
  • die kleinen Teilchen verbinden sich mit dem Hausstaub
  • durch das Staub-Kotteilchen-Gemisch können vor allem Atemwege gereizt werden

Hausstaubmilben können ganzjährig auftreten, haben jedoch vor allem außerhalb der Heizperioden (von Mai bis Oktober) Hochkonjunktur. Sinken Raumtemperatur und relative Luftfeuchtigkeit Anteil, vermehren sich Hausstaubmilben weniger. Dennoch hinterlassen sie etwas, was die allergischen Reaktionen auslöst: ihren Kot.

Tipp: Abends und am frühen Morgen ist die Belastung durch Hausstaubmilben erfahrungsgemäß am größten. Deshalb sollten Allergiker in dieser Zeit rasch durchlüften, um den Milbenanteil in der Luft zu reduzieren.

Mythos zur Hausstauballergie: akribisches Staubsaugen hilft

Wer den Saugroboter 24/7 fahren lässt, hat kein Problem mehr mit Hausstaubmilben. Ein Mythos, der sich hartnäckig hält. Das regelmäßige Staubsaugen gehört ebenso zur Routine wie Fenster putzen, Betten beziehen oder Geschirr spülen. Exzessives Putzen von Fenster und Co. sorgen dafür, dass kein Staubkörnchen mehr vorhanden ist. Ergo: Die Nase bleibt frei und das Kratzen im Hals kommt gar nicht erst auf.

Wie zahlreiche Untersuchungen zeigten, kann das Staubsaugen die Konzentration des Milbenkots sogar noch erhöhen. Viele Staubsauger verteilen die Partikel in der Luft zusätzlich und sorgen damit für eine höhere Konzentration. Die Folge: Noch mehr Reizungen bei Allergikern.

Damit die Milben durch das Staubsaugen tatsächlich eliminiert und nicht zusätzlich verteilt werden, sollten Allergiker auf Folgendes achten:

  • Staubsauger HEPA-Filter nutzt
  • ausreichend lüften

Neben Sauggeräten mit High-Efficiency Particulate Air/Arrestance (HEPA) sind Saugroboter mit Wischfunktion eine Bereicherung für Haushalte mit sensiblen Bewohnern. Diese Geräte verfügen sowohl über einen Staubbehälter als auch einen Tank für Frischwasser zum Wischen. Reinigen diese Roboter den Fußboden täglich feucht, wird die Hausstaubbelastung in der Wohnlandschaft effektiv gesenkt. Schließlich bindet die Feuchtigkeit restliche Partikel. Details über diese praktischen Saugroboter mit Saug- und Wischfunktion lassen sich in einem objektiven Verbraucherratgeber nachlesen. Darin wurden außerdem 18 Modelle mit guten Kundenbewertungen miteinander verglichen, um die Kaufentscheidung zu erleichtern.

Irrtümlicherweise sind nicht nur Teppiche wahre Brutstätten für Milbenkot, sondern auch andere Wohntextilien. Die Medien finden sich auch in:

  • Bettwäsche
  • Polstermöbeln
  • Matratzen

Wer wirklich konsequent gegen die Hausstaubmilben vorgehen möchte, muss alles reinigen.

Staubsaugen kämpft die Milben: Mit dem richtigen Filter und konsequentem Einsatz können Milbenrückstände im Teppich reduziert werden.
Staubsaugen kämpft die Milben: Mit dem richtigen Filter und konsequentem Einsatz können Milbenrückstände im Teppich reduziert werden. (Bild: Pixabay.com/stevepb CCO Public Domain)

Tipp: Allergikerbettwäsche kann helfen

Der Deutsche Allergiker- und Asthmabund gibt Betroffenen zahlreiche Tipps, wie sie mit der Milbenallergie besser umgehen können. Ein Wechsel der Bettwäsche bringt bei wenig Aufwand schon sehr viel.

Um die Rückstände der Milben zu eliminieren, ist regelmäßiges Waschen bei hohen Temperaturen unerlässlich. Die Bettwäsche sollte diesen Waschanforderungen gewachsen sein. Bewährt haben sich auch die sogenannte Encasings im täglichen Gebrauch. Dabei handelt es sich um eine Art Hülle zwischen Bettwäsche und Bettdecke.

Der Vorteil: Die Haut kommt nicht unmittelbar mit dem Milbenkot in Berührung, sodass die allergischen Reaktionen deutlich vermindert ausfallen. Dennoch ist regelmäßiges Waschen der Bettwaren unerlässlich.

Damit die Milbenrückstände beim Waschen verschwinden, sollten die Bettwaren bei mindestens 60° wöchentlich 1 Stunde gesäubert werden. Ein Dampfgerät hilft dabei, auch Kissen, die Matratze und sämtliche Decken mit hoher Temperatur zu bearbeiten, um die Rückstände erfolgreich zu entfernen.

Mythos zu Hausstaubmilben: die Tierchen fressen den Staub einfach auf

Es mag wie kindliche Naivität klingen, doch ein Mythos zu Hausstaubmilben hält sich auch bei vielen Erwachsenen noch hartnäckig: Hausstaubmilben fressen den Staub und ernähren sich von abgestorbenen Hautschuppen. Im Umkehrschluss bedeutet das: Gibt es keinen Staub, sind die Milben nicht überlebensfähig und die Allergie faktisch verschwunden.

Nein, so einfach ist es in der Praxis nicht. Die Milben Essen weder Staub noch Hautstückchen oder Tierhaare. Sie trinken auch kein Wasser und profitieren deshalb von Schimmelbildung. Das Gegenteil ist der Fall, denn die Mitbewohner werden bei kuschelig-feuchtwarmes Klima richtig aktiv. Um sie wirklich zu vertreiben, helfen regelmäßiges Lüften und eine reduzierte Luftfeuchtigkeit im Raum.

Tipp: Am besten eine Luftfeuchtemesser aufstellen, um den Milben die Lebensgrundlage zu nehmen. Wie die Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute zeigt, sterben die meisten Milben bei einer Luftfeuchtigkeit von unter 60 % ab. Dennoch bedeutet das für Allergiker keine gänzliche Entwarnung. Wer seine Bettwaren und andere Stoffe nicht konsequent säubert, reagiert womöglich auf die Kotrückstände.

Regelmäßiges Säubern von Matratze und Co. sind für Hausstauballergiker unerlässlich. Bestenfalls 1 Stunde pro Woche mit Staubsauger und Dampfgerät vorgehen.
Regelmäßiges Säubern von Matratze und Co. sind für Hausstauballergiker unerlässlich. Bestenfalls 1 Stunde pro Woche mit Staubsauger und Dampfgerät vorgehen. (Bild: Pixabay.com/xianggying_xu CCO Public Domain)

Die beißenden Hausstaubmilben – ein weiterer Mythos

Rote Hautstellen bei Allergiker: Zweifelsohne müssen das Bissspuren der Hausstaubmilben sein. Dieser Mythos ist in vielen Köpfen noch immer präsent. Leider falsch. Zwar hängen Hausstaubmilben hartnäckig an Kleidung oder Bettbezug fest, dennoch verbeißen sie sich darin nicht.

Wer tatsächlich rote Punkte und vermeintliche Bissstellen auf der Haut hat, sollte die vier Wände auf Flöhe oder Bettwanzen überprüfen. Milben klammern sich durch ihre Füße bzw. mit der Unterfläche des Bauches am Stoff fest, ohne dabei Spuren zu hinterlassen. Das Einzige, was ihr von Milben im Stoff wiederfindet, ist der Kot. Er ist es auch, welcher mit Partikel in der Luft vermischt, allergische Reaktionen hervorrufen kann.