Hat Gott in Lindau gerade Urlaub?

Messnerin im Urlaub und schon bleiben die Türen geschlossen. Ohne Frauen geht manchmal eben nichts…
Messnerin im Urlaub und schon bleiben die Türen geschlossen. Ohne Frauen geht manchmal eben nichts… (Bild: Daniela Leberer/Wochenblatt Media)

Lindau (le) – Da brat mir doch einer einen Storch! Man möchte an einem Wochentag zur Mittagszeit die größte Kirche am östlichen Bodenseeufer besuchen und findet keinen Einlass. Auf einem Zettel an der mächtigen Eingangstür ist lapidar zu lesen: „Kirche St. Stephan ist zur Zeit wegen Urlaubs geschlossen.“

Was? Wie? Ist der liebe Gott etwa im Urlaub und entspannt sich nach all dem Ärger, den die Menschen ihm auf Erden bereiten? Oder ist der Pfarrer auf Kur? Das macht neugierig, denn der Wortlaut ist nicht eindeutig zu verstehen.

Ohne Frauen geht halt einfach nichts

Ein Anruf bei der evangelischen Kirchengemeinde St. Stephan-Christuskirche soll Aufschluss geben. Fehlanzeige! „Die von Ihnen gewählte Rufnummer ist nicht vergeben.“ Also ist das ganze Pfarrbüro auf Reisen, oder wie? Hilfe im Wirrwarr gibt’s von Kantor Burkhard Pflomm, denn der steht zusätzlich mit seiner Handy-Nummer auf der Homepage von St. Stephan.

„Unsere Messnerin, die seit Jahren die Kirchentüren morgens aufschließt, ist im Urlaub. Einen Ersatz gibt es keinen, da zur Winterzeit sowieso wenige Touristen auf die Insel kommen. Wenige Touristen heißt auch ganz wenige Kirchenbesucher unter der Woche.“ Dann bleibt für die Touristen im Sommer nur zu hoffen, dass die Messnerin ihren Jahresurlaub bis dahin bereits komplett aufgebraucht hat…

Wir kümmern uns drum, nur wissen wir nicht wann

Aber ans Telefon könnte doch trotzdem jemand gehen? „Das ist eine unendliche Geschichte und sehr ärgerlich,“ weiß der Kantor. Das Gemeindebüro ist Ende letzten Jahres umgezogen und hat eine brandneue Telefonanlage bekommen. Die schlechte Nachricht: Seit dieser Zeit funktioniert die altbekannte Telefonnummer nicht mehr und beim Anbieter ist kein Techniker an die Strippe zu bekommen.

Ausgang unbekannt

„Die Pfarrsekretärin ist mittlerweile mit den Nerven am Ende und versucht täglich mehrmals ihr Glück mit irgendwelchen Service-Hotlines. Entweder kommt sie aus der Endlosschleife nicht raus, der Kollege, der den Fall bearbeitet, ist leider gerade nicht am Platz oder sie wird vertröstet – immer dasselbe.“

Wer will, erreicht Gott immer

Einer Notlösung ist es zu verdanken, dass die Mitarbeiter des Pfarrbüros wenigstens nach draußen telefonieren können und per E-Mail erreichbar sind. Das alles muss man aber erst mal wissen. Zum Glück ist Gott auch ohne Telefon zu erreichen – halt nicht unter der Woche, denn da ist die Kirche im Moment geschlossen. Aber es gibt ja auch noch das Gebet für zuhause.

Ein ehrlicher Pfarrer

Zum guten Schluss bleibt noch die Frage, wer den leicht verwirrenden Aushang an der Kirchentür entworfen hat: „Das war Pfarrer Eberhard Heuß.“ Und was sagt der Hausherr zu seiner Wortwahl? „Gottes Bodenpersonal hat halt auch nicht immer die geschickteste Wortwahl.“