Grußworte führten zu Missverständnissen

Grußworte führten zu Missverständnissen
Landrat Dr. Heiko Schmid hätte gerne das Gesundheitszentrum auf dem Gelände des Krankenhauses (Bild: MK)

Beim Spatenstich zum Pflegeheim der St. Elisabeth-Stiftung, wurde u.a. von Landrat Dr. Heiko Schmid, Grußworte gesprochen. Im Nachgang führten diese zu Diskussionen und Interpretationen in der Öffentlichkeit, die von den Grußwortrednern weder gewünscht noch gewollt waren. Dies bekräftigte sowohl das Landratsamt Biberach, als auch Bürgermeister Marcus Schafft.

Sturm im Wasserglas

Die scheinbare Zuspitzung der Grußworte, die beim Spatenstich für das neue Pflegeheim der St. Elisabeth-Stiftung gefallen waren, sorgte für eine Nachfrage des Wochenblatts bei den Grußwortrednern und der BI (Bürgerinitiative zum Erhalt des Riedlinger Krankenhauses). Für das Landratsamt nahm Verena Miller (Zentralstelle für Gremien, Öffentlichkeitsarbeit und Wirtschaftsförderung) Stellung.

Miller betonte, dass Schmid an keiner Auseinandersetzung mit den Beteiligten der BI oder der Stadt Riedlingen gelegen sei. „Er hat nur daran erinnert, dass ursprünglich geplant war, gemeinsam das Gesundheitszentrum und das Pflegeheim, auf dem kreiseigenen Krankenhausareal zu entwickeln“, so Miller. Dass die Stiftung ihr gegebenes Wort gehalten habe, hätte dem Landrat Respekt abgenötigt. „Das hat er auch so formuliert“, erklärte Miller, die nicht verhehlt, dass der Landrat die Verwirklichung des Gesundheitszentrums lieber auf demselben Areal gesehen hätte.

Einer der ersten Pläne zur Nutzung des Krankenhausareals
Einer der ersten Pläne zur Nutzung des Krankenhausareals (Bild: MK)

Grußwort als Botschaft

Schafft schildert seine Grußworte und deren Botschaft: „Ich habe meine Sicht auf den Prozess geschildert. Dieser ist geprägt durch Kontinuität, einstimmige Beschlüsse des Gemeinderats Riedlingen, Signale des Kreistags Biberach, sowie des Sozialministers Lucha, die alle die Raumschaft unterstützen wollen.“ Er verwies auch auf die Abfolge der nötigen Prüfungs- und Entscheidungsschritte. Besonders wichtig sei ihm, dass privates Engagement von Ärzten von Beginn an vor öffentlichen Investitionen rangieren sollte. So ein Prozess werde auch durch seine Dauer geprägt. „Dass sich in einem langen Verfahren auch Änderungen ergeben, ist doch normal“ gibt sich Schafft gelassen.

Bürgermeister Marcus Schafft sieht das Vorhaben Gesundheitszentrum auf einem guten Weg
Bürgermeister Marcus Schafft sieht das Vorhaben Gesundheitszentrum auf einem guten Weg (Bild: MK)

Die Rede des Landrats beim Spatenstich haben Schafft nach eigenen Angaben nicht irritiert: „Die Äußerungen von Dr. Schmid, habe ich nicht auf mich bezogen. Unser Landrat ist doch ein Profi, der sicher messerscharf analysiert hat, dass sich in Riedlingen Lösungen abzeichnen, die eine stabile ambulante medizinische Versorgung der Raumschaft garantieren. Das ist eine Entlastung. Ich habe daher die Äußerung eher als freundlichen Wink in Richtung der Stadt aufgenommen, lasst uns noch Mal intensiv über die Folgenutzung des ‚Klinikgeländes‘ in den Diskurs gehen.“

BI äußert den Wunsch nach Gemeinsamkeit

Auch die BI äußerte sich zu den Grußworten. Ihr Vorsitzender, Christoph Selg, hält nichts davon, übereinander zu reden, er möchte lieber, dass es zum Wohle der Gesundheitsversorgung im Raum Riedlingen gelingen möge, alle am Verfahren Beteiligten (wieder) an einen Tisch zu bekommen: „Gemeinsam nach der besten Lösung zu suchen, das wäre wünschenswert. Wir sollten den verloren gegangenen Gesprächsfaden nach Möglichkeit wieder aufgreifen“, so Selg, dem es nach eigenen Worten daran liegt, ein angebotsmäßig breit aufgestelltes Gesundheitszentrum für die Bewohner*innen der Raumschaft zu verwirklichen. Er zeigt sich, was die erfolgreiche Umsetzung angeht, zuversichtlich. Er stellt aber auch klar, dass kursierende Gerüchte und Spekulationen um eine Investorengruppe ärgerlich und falsch seien: „Alles was sich jetzt in der Realisierungsphase befindet, kommt ohne Investorenmodelle/Kapitalanleger etc. aus.“

Kommentar

Ende gut, alles gut?

Was lange währt wird endlich gut? Im Sinne einer guten Gesundheitsversorgung im Raum Riedlingen ist dies zu hoffen, denn bis zur Verwirklichung des geplanten Gesundheitszentrums kommt, ist noch eine gute Strecke des Weges zu gehen. Nach der Schließung des Riedlinger Krankenhauses wird nun seit vielen Jahren, eigentlich seit Amtsbeginn von Bürgermeister Marcus Schafft (2014), um eine gute Lösung für ein Vorhaben gerungen, das der Bevölkerung in und um Riedlingen herum, einen einigermaßen adäquaten Ersatz bieten soll. Nun, so die BI hoffnungsvoll, ist die Umsetzung des Vorhabens auf der Zielgeraden. Gelingt der Endspurt, dann wird die in der stationären und ambulanten Versorgung der Bevölkerung durch den Wegfall des Krankenhauses entstandene Lücke, einigermaßen geschlossen.

Es ist kaum verwunderlich, dass sich bei einem jahrelangen Ringen um eine gute Lösung Differenzen ergeben. Der Sache wegen, sollten aber alle am Verfahren beteiligten Partner/Personen auf persönliche Eitelkeiten und Animositäten verzichten, denn dafür steht für sie zu viel auf dem Spiel. Die Raumschaft Riedlingen braucht dringend ein Gesundheitszentrum, und der Landkreis kann die geschlagene Scharte, die durch den Beschluss, das Krankenhaus zu schließen entstanden ist, ein Stück weit auswetzen. Wie wichtig das ist, belegen die Zahlen der Geburten aus der Raumschaft.

Krankenhaus Riedlingen
Krankenhaus Riedlingen (Bild: MK)

Bei der Schließung der Riedlinger Geburtsklinik, waren sich die Verhandler des Landratsamtes noch sicher, dass der überwiegende Teil der werdenden Mütter aus dem Großraum Riedlingen zur Entbindung nach Biberach kommen werde. Die tatsächlichen Zahlen sprechen jedoch eine deutlich andere Sprache. Das Rennen um die Zahl der Gebärenden, hat die Geburtsklinik in Biberach gegen seine Mitbewerber aus Ehingen, Bad Saulgau und Sigmaringen schon länger haushoch verloren.

Im September nimmt die nagelneue Sana-Klinik in Biberach ihren Betrieb auf. Auch wenn der Kreis nur noch eine Minderheitsbeteiligung an den Sana Kliniken hält, so sollte er alles tun, um zu verhindern, dass die Stationen im Neubau ähnliche Erfahrungen wie die Geburtsklinik machen müssen. Es bietet sich für den Landkreis, die Stadt Riedlingen, sein Umland und die BI eine einmalige Win-win-Situation. Diese gilt es entschlossen zu nutzen, um nicht später in der Meinung der Öffentlichkeit als der Verlierer dazustehen. Dass bei der Nachfrage des Wochenblatts alle Verfahrensbeteiligte verbal „abrüsteten“ und auf Entspannung setzten, lässt hoffen, das am Ende alles gut wird.