Grenzenlos – kreativ – vernetzt: 50 Jahre Internationale Bodenseekonferenz

Grenzenlos – kreativ – vernetzt: 50 Jahre Internationale Bodenseekonferenz
von links nach rechts: Minister Winfried Hermann (BW), Staatsministerin Melanie Huml (BAY), Regierungsrat Patrick Strasser (SH), Regierungspräsidentin Monika Knill (TG), Landeshauptmann Markus Wallner (VA), Bundespräsident Ignazio Cassis, Regierungschef Daniel Risch (FL), IBK-Vorsitzender 2022 Regierungsrat Alfred Stricker (AR), Landammann Roland Inauen (AI), Regierungsrat Fredy Fässler (SG), Regierungsrat Ernst Stocker (ZH) (Bild: Erich Brassel)

Die Internationale Bodensee Konferenz (IBK) ist ein kooperativer Zusammenschluss der an den Bodensee angrenzenden und mit ihm verbundenen deutschen Länder Bayern und Baden-Württemberg, der Schweizer Kantone Schaffhausen, St. Gallen, Thurgau, Zürich, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden, des österreichischen Bundeslands Vorarlberg und des Fürstentums Liechtenstein.

2022 feiert die IBK ihr 50jähriges Bestehen. Die Region sieht sich gerne als „Schwungrad in Europa“. Die 1972 gegründete Internationale Bodensee-Konferenz (IBK) ist das „politische Dach“ der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Bodenseeregion.

Grenzübergreifende Abstimmung in vielen Bereichen

Gegründet wurde die Bodenseekonferenz 1972 aufgrund der Notwendigkeit sich in Umwelt- und Gewässerschutzfragen grenzübergreifend abzustimmen. Sie hat das Ziel, die Bodenseeregion als Lebens-, Natur-, Kultur- und Wirtschaftsraum zu erhalten, zu fördern und dabei die regionale Zusammengehörigkeit über die Grenzen hinweg zu stärken.

Die IBK bildet als Plattform der Regierungen und Verwaltungen den Kern eines Netzwerks der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Bodenseeregion auf den Themengebieten Umwelt, Bildung, Forschung, Verkehr, Wirtschaft, Tourismus oder Gesundheit und Soziales.

1972 verbanden sich die Anliegerregionen am Bodensee vor allem aus ökologischen Motiven: Es ging um die Verschlechterung der Wasserqualität. Seither wurde der Verbund erweitert, die Großregion ist eine der lebenswertesten und wohlhabendsten Europas.

Auslöser war die Verschlechterung der Wasserqualität des Bodensees

Ursprung der Bodenseekonferenz war die Notwendigkeit der Kooperation in Umwelt- und Gewässerschutzfragen. Der unmittelbare Auslöser war damals eine massive Verschlechterung der Qualität des Bodenseewassers durch Düngemittel und Verschmutzung.

Bis Ende der 1970er drohte der See, mit rund 536 Quadratkilometern der drittgrößte Mitteleuropas, sogar zu „kippen“ und zum toten Gewässer zu werden. Zudem war die Trinkwasserversorgung der angrenzenden deutschen Regionen bedroht.

Letztlich wurde der See gerettet und ist heute supersauber, aber gilt wegen des massiv verminderten Phosphat-Eintrages sogar als zu nährstoffarm. Seine Wasserqualität ähnelt jener von Grund- und Quellwasser. Wäre der See gekippt, hätte das die Fischbestände verheerend reduziert bis ausgelöscht – aber heute beklagen die Fischer, dass die Bestände eben wegen des sauberen Wassers gering sind, besonders hinsichtlich gesuchter Speisefische (etwa Felchen). Er ist fast schon zu sauber geworden.

50-Jahr-Feier auf dem Säntis

Die Internationale Bodenseekonferenz (IBK) hat am 14. Januar auf dem 2502 Meter hohen Säntis ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert.

Der Schweizer Bundespräsident, Ignazio Cassis  kündigte dabei die Bildung einer „Regierungskommission Bodensee“ an, die die Anliegen des Verbundes aus Regionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, die um den Bodensee liegen, sowie Liechtensteins in den Nationalstaaten vertreten wird. Vorarlbergs Landeshauptmann, Markus Wallner (ÖVP), betonte die nicht zuletzt massive wirtschaftliche Bedeutung der Großregion: „Wir sind ein Schwungrad in Europa.“

Unterzeichnung der Gipfelerklärung durch die IBK-Regierungschef: v.r. IBK-Vorsitzender 2022 Regierungsrat Alfred Stricker (AR)
Unterzeichnung der Gipfelerklärung durch die IBK-Regierungschef: v.r. IBK-Vorsitzender 2022 Regierungsrat Alfred Stricker (AR) (Bild: Erich Brassel)

Hemmnisse abbauen und regionale Zusammengehörigkeit der Bodenseeregion fördern

Die Internationale Bodensee Konferenz versucht grenzbedingte Hemmnisse abzubauen und koordiniert eine gemeinsame Außendarstellung der Euregio Bodensee. Am 15. Dezember 2017 unterzeichneten die Regierungschefs das Leitbild und die Strategie der IBK für die Bodenseeregion

Ziel der IBK ist es, die Bodenseeregion als attraktiven Lebens-, Natur-, Kultur- und Wirtschaftsraum zu erhalten und zu fördern und die regionale Zusammengehörigkeit zu stärken.

Gemeinsames Leitbild gibt die Ziele vor

Grundlage der Zusammenarbeit bildet das Leitbild der IBK für den Bodenseeraum. Das Leitbild und die Strategie der IBK beschreiben die längerfristigen Ziele für die Bodenseeregion bis 2030. Es formuliert die Prinzipien der Zusammenarbeit und der Leitthemen, mit denen die IBK und ihre Mitglieder gemeinsam den Herausforderungen wie Globalisierung, Digitalisierung, Klimawandel und demographischer Wandel begegnen wollen.

Dieses Leitbild richtet sich in erster Linie an die Regierungen und Verwaltungen der zehn IBK-Mitgliedsländer und Mitgliedskantone. Weiter gibt es Orientierung für Parlamente, Kommunen, Verbände und andere Verantwortungsträger im Bodenseeraum.

Das Leitbild wurde am 15. Dezember 2017 in Vaduz (Liechtenstein) von den Regierungschefs unterzeichnet. Ab 2023 werden die strategischen Schwerpunkte neu fokussiert, um die Umsetzung des Leitbildes der IBK für den Bodenseeraum bis zum Jahr 2030 zu erreichen.

Die politische Notwendigkeit, sich in Umwelt, Raumordnungs- und Gewässerschutzfragen grenzübergreifend abzustimmen, bildete in den 1960er und 1970er Jahren den Ausgangspunkt für die aktuelle Kooperation der Bodensee-Anrainerländer und -Kantone.

Straffe Organisation – Begegnung und Vernetzung auf Kurs

Im Jahr 2022 kann die IBK ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Um diesen Meilenstein würdig zu begehen, verabschiedeten die Regierungschefs im Jahr 2020 ein umfassendes Konzept für das Jubiläumsjahr „Auf Kurs seit 1972“. Die übergeordnete Leitidee lautet „Begegnung und Vernetzung“ und spiegelt das seit vielen Jahren.

In der Internationalen Bodensee-Konferenz arbeiten die Regierungen und Verwaltungen der Bodenseeregion zusammen. Die Organisation der IBK setzt sich aus mehreren Organen zusammen, die jeweils mit unterschiedlichen Kompetenzen und Aufgaben ausgestattet sind. Die Basis dafür liefert das Statut der IBK aus dem Jahr 1994, das zuletzt am 1. Januar 2010 aktualisiert wurde.

Die IBK organisiert die Regierungschefkonferenz, unterhält einen ständigen Ausschuss und eine eigene Geschäftsstelle in Konstanz.

Hoher Bekanntheitsgrad der Bodenseeregion

Der Bodenseeraum kann mit einem überaus hohen Bekanntheitsgrad aufwarten. Dies liegt vor allem an den zahlreichen touristischen und kulturellen Highlights, wie die UNESCO-Weltkulturerbestätten St. Gallen, Reichenau und Pfahlbauten oder das Konstanzer Konzil, die Bregenzer Festspiele, die Blumeninsel Mainau oder die Nobelpreisträgertagung in Lindau.

In der Vierländerregion Bodensee treffen sich unterschiedliche Kulturen, Traditionen, vor allem aber Fähigkeiten und Qualitäten und schaffen zusammen eine besondere, internationale Region.

Feuer, Eis und Wasser haben der Bodenseelandschaft zu einer faszinierenden Vielseitigkeit verholfen. Heute setzt die IBK auf einen weiteren Dreiklang: „grenzenlos – kreativ – vernetzt“ beschreibt den Anspruch der Länder und Kantone in der IBK, letztlich aber auch der gesamten Region, durch gezielte Vernetzung und Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg bestehende Potenziale für die Entwicklung der gemeinsamen zu nutzen und neue Potenziale zu schaffen.

IBK als lebendiger Teil der europäischen Idee

Ihr 50-jähriges Bestehen feiert die IBK im Jahr 2022 mit einem Gipfeltreffen, einer Tour durch die Mitgliedsländer und verschiedenen Fachanlässen. Alle Aktivitäten werden mit einem digitalen Logbuch dokumentiert. Anlass des Jubiläumsjahrs ist der Jahrestag der ersten Bodenseekonferenz vom 14. Januar 1972 in Konstanz.

Aus den sechs Gründungsmitgliedern sind zehn Mitgliedsländer und -Kantone geworden, organisiert in der Regierungschefkonferenz, dem Ständigen Ausschuss, den sieben IBK-Kommissionen, zahlreichen Arbeitsgruppen und der Geschäftsstelle. In nahezu allen relevanten Themenfeldern werden Wissen und Erfahrungen ausgetauscht und Projekte bearbeitet. Es bestehen enge Beziehungen und teils institutionalisierte Partnerschaften mit weiteren Institutionen.

Die IBK hat als politisches Dach für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit dem Leitbild gemeinsame Ziele und Strategien für die Zukunft der Bodenseeregion als Kooperationsraum verankert. Damit ist die IBK ein lebendiger Teil der europäischen Idee. Zur Koordination des Jubiläums IBK 50 wurde eine Steuerungsgruppe unter Leitung des Kantons Appenzell Ausserrhoden eingesetzt.