Grand-Slam-Turnier: Nach Kerber-Aus keine Deutsche bei Australian Open

Für Angelique Kerber enden die Australian Open bereits nach dem Erstrundenmatch gegen die Estin Kaia Kanepi.
Für Angelique Kerber enden die Australian Open bereits nach dem Erstrundenmatch gegen die Estin Kaia Kanepi. (Bild: Frank Molter/dpa)

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Angelique Kerber scheitert an ihrem 34. Geburtstag als letzte deutsche Tennisspielerin bei den Australian Open. Wie bei den French Open 2021 steht keine bei den Damen in der zweiten Runde.

Melbourne (dpa) – Trotz ihres ernüchternden Erstrunden-Scheiterns und des schlechtesten Damen-Abschneidens bei den Australian Open seit 45 Jahren blickte Angelique Kerber kämpferisch in die Zukunft.

«Ich spiele immer noch mit Leidenschaft Tennis. Ich hoffe, dass ich immer noch den einen oder anderen Sieg und Titel mit nach Hause bringen kann», sagte die Kielerin, als sie – an ihrem 34. Geburtstag – als letzte deutsche Tennisspielerin in Melbourne ausgeschieden war.

Ihr 4:6, 3:6 gegen die Estin Kaia Kanepi nahm die Turniersiegerin von 2016 gefasst hin. Aus gesamter deutscher Perspektive sorgte ihr Aus dafür, dass keine von anfangs ohnehin nur drei Damen beim ersten Grand-Slam-Turnier in der zweiten Runde mehr vertreten ist. Seit 1977 war das in Down Under nicht mehr der Fall gewesen, als zu ganz anderen Tennis-Zeiten mehrheitlich Australierinnen bei den Australian Open dabei waren und eine Deutsche von Beginn an im Tableau fehlte.

Auch Petkovic und Maria scheitern

Wenn man auf alle Grand-Slam-Turniere blickt, muss man für dieses Resultat überhaupt nicht lange zurückblättern: Erst im vergangenen Jahr war bei den French Open in Paris ebenfalls für alle deutschen Damen in Runde eins Schluss gewesen. Hinter der goldenen Generation um Kerber klafft eine eklatante Lücke, das bestätigte sich nun einmal mehr. Ihr Schicksal teilte die dreimalige Grand-Slam-Siegerin diesmal mit Andrea Petkovic (34) und Tatjana Maria (34).

Wenn Alexander Zverev am Mittwoch (2. Spiel nach 9.00 Uhr/Eurosport) gegen den Australier John Millman seine Titel-Hoffnungen wahren will, will Kerber ihren Geburtstag nachfeiern. «Ich denke, dass die Gesundheit momentan das Allerwichtigste ist», antwortete die Nummer 20 der Welt auf die Frage nach ihren Wünschen zum Ehrentag.

Das Coronavirus hatte ihr im Dezember einen Strich durch ihre Vorbereitungspläne gemacht. Sie habe Fieber gehabt, auch keinen Geschmack, sie habe sogar um ihre Teilnahme an den Australian Open gebangt. Sie sei mit niedrigen Erwartungen nach Melbourne gereist, hatte sie ein paar Tage vor dem viel zu fehlerhaften Auftritt mit häufigem Zaudern und zu seltenen gelungenen Schlägen berichtet.

Fehlende Matchpraxis

Gegen die 36-jährige Kanepi, die ihre besten Zeiten hinter sich hat, spürte sie fehlende Trainingsstunden. «Corona-Folgen habe ich jetzt nicht gemerkt, aber ich habe gemerkt, dass ich vielleicht einen Schritt zu langsam war, zu leichte Fehler gemacht habe. Natürlich hat mir die Matchpraxis gefehlt», erklärte sie.

Sechs Jahre ist es inzwischen her, dass ihr erster von mittlerweile drei Grand-Slam-Titeln eine traumhafte Saison 2016 einläutete. Jetzt war für die Linkshänderin zum zweiten Mal nacheinander Down Under in der ersten Runde Schluss. 2021 hatte sie wegen Corona kurz zuvor zwei Wochen in strikter Quarantäne verbracht. Dass ihr an guten Tagen aber noch immer Erfolge bei den Grand-Slam-Events zuzutrauen sind, hatte sie im vergangenen Sommer mit dem Halbfinale in Wimbledon gezeigt.

Dennoch stellt sich bei Kerber immer öfter die Frage nach dem Karriereende. Ähnlich wie bei den Herren bei Philipp Kohlschreiber. Während Jan-Lennard Struff (gegen den Niederländer Botic van de Zandschulp) und Maximilian Marterer (gegen Taylor Fritz aus den USA) wie Kerber am zweiten Turniertag scheiterten, sicherte sich der Routinier eine zweite Herausforderung. Dank des 6:4, 7:5, 7:6 (7:0) gegen den Italiener Marco Cecchinato zog der Augsburger als fünfter Deutscher bei den Herren in die zweite Runde ein.

«Ich habe hier sicherlich ein paar tolle Momente für das Turnier mitgeschrieben oder auch für mich», erinnerte sich der 38-Jährige an all seine Teilnahmen in Australien seit 2005. Völlig außer Reichweite scheint ein Sieg gegen den an 15 gesetzten Spanier Roberto Bautista Agut für ihm am Donnerstag nicht zu sein. Und bis Wimbledon wil Kohlschreiber auf jeden Fall «Vollgas geben».