Glosse: Kein Trost für die Verlierer

Mike Jörg, seit 1994 bekannt für seinen Jahresrückblick „Wa(h)r was?“
Mike Jörg, seit 1994 bekannt für seinen Jahresrückblick „Wa(h)r was?“ (Bild: PR/Mike Jörg)

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Der oberschwäbische Kabarett-Grandseigneurs Mike Jörg aus Weingarten heitert uns alle jede Woche ein bisschen auf und kitzelt digital unsere Lachmuskeln. Seit 1994 ist er bekannt für seinen satirischen Jahresrückblick „Wa(h)r was?“.Aus bekannten Gründen mussten alle Termine für seine treffsicheren Sticheleien in der ganzen Region ausfallen. Nicht aber bei uns. Lassen Sie sich jede Woche überraschen, was sich Mike Jörg überlegt hat und wo er den Finger in die Wunde hält. Viel Spaß!

Das letzte Wochenende verlief etwas seltsam:  Am Freitag klagte die Bewegung Fridays for Future in über 400 deutschen Städten das Versagen der Regierung in der Klimapolitik an. Totalversagen! Diese Kritik finde ich zu hart. Immerhin hat die Regierung den Trinkhalm aus Plastik verboten. Ähnlich wie die Bewegung Fridays for Future denken die Bundesverfassungsrichter. Sie haben im Frühjahr die Regierung dazu verurteilt, in Sachen Klimaschutzmaßnahmen endlich ihre Hausaufgaben zu machen.

So sind nun mal die Verhältnisse

Wären die Jugendlichen wahlberechtigt gewesen, wäre der Regierung vermutlich mehr eingefallen als Trinkhalme aus Plastik zu verbieten. In unserem Land leben 1,5 Millionen Bürger zwischen 16 und 18 Jahren. Die Jungen haben am Freitag demonstriert, am Sonntag haben wir Alten gewählt. 38 % aller Wahlberechtigten sind älter als 60 Jahre. Gegen uns Alte haben die Jungen, haben die 18- bis 29-Jährigen, keine Chance. Sie stellten gerade mal 14,4 Prozent aller potenziellen Wählerinnen und Wähler. Die sind uns komplett unterlegen. Auf den Fußball übertragen ist das wie beim Spiel Bayern München gegen VfL Bochum. Die Bochumer kassierten eine 7:0 Klatsche. So sind nun mal die Verhältnisse. 

Die Jungen kämpfen gegen die Klimakatastrophe, wir Alten kämpfen mit dem Schreiben unseres Testamentes

Wir Alten wollen mal im Friedwald beerdigt werden. Wir wollen Ruhe im Wald. Die Jungen wollen im Wald leben, in einer gesunden Natur. Die wollen sich nicht BRDigen lassen. So weit liegen unsere Sehnsüchte inzwischen auseinander.