Gedenkveranstaltung unter erschwerten Bedingungen

Die mit einem Plakat erbetenen Spenden fielen üppiger aus als erwartet, die Hospizstiftung in Biberach erhält den Überschuss als Spende.
Die mit einem Plakat erbetenen Spenden fielen üppiger aus als erwartet, die Hospizstiftung in Biberach erhält den Überschuss als Spende. (Bild: MK)

Am Montag, 31. Januar, wurde auf dem Riedlinger Weibermarkt der vielen Opfer der Corona-Pandemie gedacht. Rund 150 Personen waren dem Aufruf von Organisatorin Christa Minar gefolgt. Die Anwesenden verhielten sich diszipliniert und beherzigten die Worte von Minar, die in ihrer kurzen Ansprache darum bat, sich bei möglichen Begegnungen mit „Spaziergängern“ keinesfalls provozieren zu lassen. Im Vorfeld der Erinnerungsveranstaltung, hatte Minar eine ganze Reihe von Hindernissen überwinden müssen. Die von der Organisatorin im Vorfeld erbetene Unterstützung bei den Kirchen und einer Gemeinderatsfraktion, liefen ins Leere.

Mit Kerzen waren die Menschen gekommen, um mit ihrem Licht, an die vielen Toten zu erinnern, die im Landkreis Biberach, in der Bundesrepublik und weltweit Opfer dieser Pandemie wurden. Vorbildlich hielten sich die Teilnehmenden an die Abstands- und Hygieneregeln, die anwesenden Polizeikräfte waren beschäftigungslos.

Minar betonte im Gespräch mit dem Wochenbatt, dass sie nichts gegen Andersdenkende hat: „Die bei den Riedlinger „Spaziergängen“ verteilten Flugblätter mit fragwürdigem Inhalt, haben mich alarmiert und aktiv werden lassen. Auf den Flugblättern stand ‚StudentenStehenauf‘. Bei meiner Recherche stieß ich darauf, dass die Urheber am rechten Rand der Gesellschaft verortet sind“, so Minar. Dies führte bei ihr zur Idee, eine Veranstaltung zu organisieren, um einen Gegenpol zu setzen: „Wir können nicht denjenigen den Platz und die Meinungshoheit überlassen, die sich an keine Regeln halten“, gibt sich Minar auch nach der Veranstaltung kämpferisch.

Kampf mit den beteiligten Behörden

Wenn Sie noch nicht durchsetzungswillig war, dann konnte bzw. musste sie dies im Vorfeld des Gedenkveranstaltung lernen. Minar sprach beide Amtskirchen an und bat um Unterstützung, im Ergebnis war dieses Bemühen jedoch erfolglos. „Die Gemeinderatsgruppierung ‚Mut tut Gut‘ habe ich ebenfalls um Unterstützung gebeten. Dies wurde mir, mit dem Hinweis auf die gebotene Neutralität, abgelehnt,“ erzählt Minar.

Bei der Gedenkveranstaltung gedachten die Teilnehmenden der vielen Todesopfer der Pandemie.
Bei der Gedenkveranstaltung gedachten die Teilnehmenden der vielen Todesopfer der Pandemie. (Bild: MK)

Mit Ihrer Idee zur Gedenkveranstaltung, hat Minar bei der Stadtverwaltung und der Polizei wohl ein mittelgroßes Beben ausgelöst. „Nachdem ich den Text zur Veröffentlichung für eine Gedenkveranstaltung an die Verwaltung geschickt hatte, setzte eine regelrechte Telefonitis ein. Zuerst wurde geprüft, ob der Text so im Riedlinger Amtsblatt erscheinen kann, dann äußerte die Polizei Bedenken wegen der Sicherheit. Als Grund wurde der wieder gleichzeitig stattfindende ‚Spaziergang‘ der Corona-Gegner und Leugner benannt. Erst eine Video-Konferenz mit dem Landratsamt, der Stadtverwaltung und Polizei brachte eine positive Entscheidung.“ Dankbar ist Minar, dass Maximilian Lämmle, Leiter des Ordnungsamtes beim Landratsamt, der lt. Minar Verständnis für ihre Überlegungen hatte und den Ausschlag pro Veranstaltung gab. „Die Polizei verwies aber darauf, dass ich auf den Weibermarkt ausweichen müsse, der Marktplatz sei für die ‚Spaziergänger‘ der gewohnte Ausgangspunkt für ihre Demo. Durch die räumliche Trennung wollte die Polizei Zusammenstöße verhindern“, berichtet Minar.

Spende an die Hospizstiftung

Für die Veröffentlichung ihres Aufrufes im Riedlinger Mitteilungsblatt wurde Minar zur Kasse gebeten. Deshalb stellte sie während der Gedenkveranstaltung ein Spendenkässle auf. „Die Teilnehmer der Veranstaltung waren großzügig, es lagen knapp 350 Euro im Korb. Damit übertrafen die Spenden die entstandenen Unkosten deutlich. Den überschießenden Betrag runde ich aus eigenen Mitteln auf und spende diese Summe an die Biberacher Hospizstiftung,“ freut sich Minar, die das Geld damit gut verwendet weiß.