Gaspreise stiegen seit Jahresanfang um fast 12 Prozenten

Ein Absenken der Raumtemperatur hilft den Verbrauch zu senken und Kosten zu sparen
Ein Absenken der Raumtemperatur hilft den Verbrauch zu senken und Kosten zu sparen (Bild: Pixabay)

Für Kosten von Treibstoffen, Heizöl und Strom müssen Verbraucher immer tiefer in die Tasche greifen. Auch die enorm gestiegene Nachfrage nach Gas, sorgt für ein rasantes Ansteigen der Preise. Die Wirtschaft beklagt die zu hohe Abhängigkeit von Gas-Lieferungen aus Russland. Es gibt Vermutungen, dass Russland mit einer Verknappung der Liefermengen die Preise nach oben treiben will. Auch die als Puffer gedachten Speicher in der Republik sind nur etwa zu 65 Prozent gefüllt. Für die Verbraucher und Haushalte gibt es wohl nach dem Winter ein schreckhaftes Erwachen, wenn der Gasverbrauch abgerechnet wird.

Das Wochenblatt sprach über die Auswirkungen von steigenden Gaspreisen mit Lundquist Neubauer, Pressesprecher beim Verbraucherportal Verivox.

Herr Neubauer, wie entwickeln sich die Gaspreise für die Haushalte?

Die Gaskosten für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden (kWh) liegen im September im bundesweiten Durchschnitt bei 1.299 Euro und damit so hoch wie seit Juli 2015 nicht mehr. Zum Jahresbeginn lag der durchschnittliche Gaspreis noch bei 1.162 Euro. Das entspricht einem Anstieg von 11,8 Prozent seit Januar 2021.  

Warum ziehen die Gaspreise so stark an?

Hauptgrund für den Aufwärtstrend sind gestiegene Großhandelspreise. Die Einfuhrpreise für Erdgas, die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gemessen werden, sind seit Jahresbeginn um 42 Prozent gestiegen. Lag der Grenzübergangspreis im Januar 2021 für ein Terrajoule Erdgas bei 4.159 Euro, so kostete ein Terrajoule im Juli 2021 bereits 5.913 Euro.

Der Anstieg der Großhandelspreise ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen, einerseits ist mit dem weltweiten Wirtschaftsaufschwung die Nachfrage nach Gas deutlich gestiegen, andererseits sind die zur Bevorratung vorhandenen Gasspeicher nicht annähernd gefüllt. Das liegt u.a. auch am vergangenen Winter, der doch recht kalt war.

Mit welcher Bandbreite bei den Erhöhungen ist zu rechnen?

Wir erwarten in diesem Herbst eine größere Gaspreiswelle. Denn neben höheren Großhandelspreisen, steigt auch der CO2-Preis für fossile Brennstoffe zum Jahreswechsel von 25 auf 30 Euro pro Tonne. Diese Kosten geben viele Gasversorger direkt an ihre Kunden weiter.

Wie viele Gasanbieter sind bei Ihnen gelistet und wie viele davon haben bereits die Preise erhöht?

Es gibt rund 700 Gas-Grundversorger. Davon haben 32 ihre Preise im September erhöht, oder Erhöhungen für die kommenden Monate angekündigt – durchschnittlich um 13 Prozent. Bei einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden entspricht dies Mehrkosten in Höhe von 188 Euro im Jahr.

Lundquist Neubauer von VERIVOX ist Experte für den Strom- und Gasmarkt
Lundquist Neubauer von VERIVOX ist Experte für den Strom- und Gasmarkt (Bild: VERIVOX)

Was empfehlen Sie, um den Gasverbrauch zu vermindern, bzw. Lieferkosten/Kubikmeter Gas zu reduzieren?

Um den Verbrauch deutlich zu reduzieren, reicht es schon, in der Heizperiode die Temperatur um ein Grad abzusenken. Denn: Jedes Grad weniger spart ungefähr 6 Prozent Heizenergie ein. Darüber hinaus sollten Verbraucher ihren aktuellen Tarif prüfen. Wer noch nie seinen Tarif gewechselt hat, ist in der örtlichen Grundversorgung und zahlt dort deutlich mehr für Gas. Aktuell zahlt eine Familie mit einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Bundesschnitt 1.518 Euro für Gas. Im günstigsten, fairen Tarif sind es für die gleiche Menge nur 1.138 Euro – ein Sparpotenzial von 380 Euro.

Sind energetische Verbesserungen/Ertüchtigungen an Gebäuden/Wohnungen zur Energie-Einsparung (aus Ihrer Sicht) hilfreich?

Das ist gerade vor dem Hintergrund des nationalen CO2-Preises, der in den kommenden Jahren das „Verheizen“ von fossilen Energien in Deutschland teurer machen soll und wird, sinnvoll. Der bisherige Erhöhungspfad sieht vor, dass sich der CO2-Preis bis zum Jahr 2025 noch verdoppelt. Je nach politischer Konstellation nach der Bundestagswahl, kann der CO2-Preis aber auch mittelfristig noch viel deutlicher steigen. Insofern sind Maßnahmen, die den Energieverbrauch senken, sinnvoll.