Ein Kommentar Gas, Lebensmittel, Umweltschutz: Politik schafft neue Abhängigkeiten

Die durch den Ukraine-Konflikt so unsichere Gasversorgung in Deutschland ist Anlass für die Bundesregierung zum allgemeinen Energie-Sparen aufzurufen.
Die durch den Ukraine-Konflikt so unsichere Gasversorgung in Deutschland ist Anlass für die Bundesregierung zum allgemeinen Energie-Sparen aufzurufen. (Bild: picture alliance / agrarmotive | Klaus-Dieter Esser)

Derzeit ist die Versorgungskrise durch Gas in aller Munde. Seien wir ehrlich, alle haben gewusst, dass eine zu große Abhängigkeit von einem Staat, mit großen Risiken behaftet ist. Nur „die“ Politik wollte es nicht wissen und steht nun vor einem Scherbenhaufen, der uns alle betrifft. Bei Strom sind wir sogar Weltmeister in der Verleugnung von Tatsachen.

Aktuell wird wegen der Gas-Krise darüber nachgedacht, Atommeiler und Kohlekraftwerke länger laufen zu lassen, um Gas für die Stromerzeugung zu sparen. Bisher störte es nicht, dass bei uns Atomkraftwerke abgeschaltet werden, bei Bedarf aber aus solchen Anlagen im Ausland fleißig Strom zugekauft wurde. Wie konsequent ist das denn? Nicht minder groß ist die Abhängigkeit von Pharmaprodukten aus aller Welt. Was einstmals in Deutschland produziert wurde, kommt mittlerweile u. a. aus dem Fernen Osten. Und jetzt? Nun stellen wir mit der Gaskrise fest, dass auch das ein Fehler war, nicht mal Hustensaft gibt es mehr zu kaufen.

Landwirte befürchten neue Abhängigkeiten vom Ausland


Zu viele Abhängigkeiten wurden geschaffen. Und lernt die Politik daraus? Wohl eher nicht! In der Landwirtschaft werden neue Abhängigkeiten vom Ausland herbeigerufen. Mit immer neuen Vorschriften und Erlassen wird die landwirtschaftliche Produktion stranguliert. Die Landwirte sind nach der Diktion ihrer Kritiker ja Brunnenvergifter, Umweltsauen und Tierquäler. Dass dies überhaupt so stehen bleibt, ist der Politik und Gesellschaft anzulasten. Die großen Besserwisser scheinen nicht wahrnehmen zu wollen, dass die Alternative in der ausländischen Produktion liegt. Da gelten aber unsere Vorschriften und Gesetze nicht. Tierwohl ist dort oft ein Fremdwort, die Produktionsbedingungen zweifelhaft und für mehr Soja etc. wird halt Regenwald abgeholzt.

Ja, auch die Verbraucher lügen sich in die Tasche. So beispielsweise bei Erdbeeren und Spargel aus der Region, die untergepflügt wurden, weil sie die Verbraucher nicht kauften. Die kümmert es dabei nicht, ob in Spanien, Griechenland etc. ein Mindestlohn an die Arbeiter gezahlt wird.

Dass das so ist, stellt ein Versäumnis einer vorausschauenden Politik dar. Nachhaltigkeit wird dort oft erwähnt, aber selbst nie betrieben, von der eigenen Alimentierung mal abgesehen.

Was tun wir, wenn wir uns nicht mehr selbst versorgen können?


Die Politik gibt sich ahnungslos und stellt lieber den Landwirten weitere Hürden auf. Wie wäre es, wenn die Politik den Grundstücks-/Hausbesitzern vorschreiben würde, einen Teil des Rasens in Gemüsebeete und grauenhafte Steinwüsten in blühende Oasen zu verwandeln. Zu dieser „Enteignung“, die ihr bei Landwirten so leicht von der Hand geht, fehlt ihr der Mut. Zusätzliche Probleme schafft zudem der unvermindert anhaltende Flächenverbrauch durch Bund, Land und Kommunen.

Kraftwerke abzuschalten, bevor ausreichend alternative Lösungen bereitstehen, ungesunde Abhängigkeiten vom Ausland zu schaffen, um im Krisenfall bestenfalls noch Beifahrer ohne Einfluss zu sein, das alles ist wenig vorausschauend und spricht Bände für fehlendes Vorausdenken. Wann wacht die Politik endlich auf? Im Falle der Landwirtschaft wohl erst, wenn der letzte Landwirt seinen Laden dicht macht. Es gibt dann halt die Äpfel aus Spanien, Spargel aus Südamerika, Soja aus dem Regenwald und Fleisch von, woher auch immer.