Funken: Wenn der Winter wieder einmal verbrannt wird

Dieser außergewöhnliche Funken in Oberstaufen wird morgen zur traditionellen Vertreibung des Winters verbrannt.
Dieser außergewöhnliche Funken in Oberstaufen wird morgen zur traditionellen Vertreibung des Winters verbrannt. (Bild: Julian Leberer)

Heute ist es endlich wieder soweit: Der Winter wird verbrannt! Was sich auf den ersten Blick recht martialisch anhört, gehört im schwäbisch-alemannischen Raum (Vorarlberg, Schweiz, Schwarzwald, Allgäu und Oberschwaben) jedoch seit Jahrhunderten zur Tradition und ist ein fester Bestandteil der jährlich zu Ende gehenden Fasnet: der Funken.

Am Funkensonntag, dem ersten Sonntag nach Aschermittwoch, beginnt also nicht nur vielerorts die Fastenzeit, sondern wird auch die dunkle und kalte Jahreszeit vertrieben. Dabei handelt es sich bei einem Funken oder auch Funkenfeuer um einen großen Strohhaufen oder teilweise auch recht professionell aufgeschichteten Holzturm, welcher nach Einbruch der Abenddämmerung angezündet wird. Während dieser Prozedur versammeln sich die Dorfbewohner um das Funkenfeuer und schauen gemeinsam und vergnügt dabei zu, wie der ungeliebte Winter vertrieben wird. Um auch einen möglichst großen und tollen Funken errichten zu können, wird zumeist von der Dorfjugend und/oder dem ansässigen Narrenverein, in der Woche zuvor jede Menge Brennmaterial gesammelt.

Dieses wird dann am Freitag oder Samstag vor dem Funkensonntag zu einem kunstvollen Turm aufgeschichtet. Auf der Spitze eines jeden Funken thront die sogenannte Funkenhexe, eine mit Stroh und Böllern ausgestopfte Hexenpuppe. Wenn diese lichterloh brennt und explodiert, dann war der Funken ein Erfolg und das Dorf darf mit besonderem Glück rechnen. Fällt der Funken hingegen um bevor die Hexe Feuer fängt, gilt dies grundsätzlich als schlechtes Omen.

Eine unabdingbar mit dem Funkenfeuer verbundene Tradition ist die Funkenwache. Hier versucht man in der Nacht von Samstag auf Sonntag den eigenen Funken vor einem vorzeitigen Abbrennen zu beschützen und die Funken der Nachbardörfer anzuzünden. Auch wenn dieser althergebrachte Streich heutzutage vielerorts strafbar ist, gibt es die Funkenwache immer noch und teilweise finden solche Anschläge auch noch statt.

Ihren Ursprung hat das Funkenfeuer bereits im 18. Jahrhundert. Bereits damals diente der Funken zur Vertreibung des langen und kalten Winters. Aufgrund allgemeinen Holzmangels war das Funkenfeuer nach dem ersten Weltkrieg dann sogar einige Jahre verboten. Heutzutage sind mit den Funken in aller Regel auch wirtschaftliche Aspekte verbunden. Gerade in Vorarlberg ziehen die großen Feuer jedes Jahr zahlreiche Touristen und Schaulustige an. Hier wird der Funkensonntag übrigens auch „Küachlisonntag“ genannt – dieser Name kommt von den traditionell herausgebackenen „Funkaküachli“, welche bei Live-Musik und guter Unterhaltung angeboten werden. Somit scheint es auch kaum verwunderlich, dass der größte je erbaute Funken mit 60,64 m im vorarlbergischen Lustenau abgebrannt worden ist.

Jedes Jahr am Funkensonntag werden die Funken abgebrannt. Eine alter Feuerbrauch des schwäbisch-alemannischen Raums.
Jedes Jahr am Funkensonntag werden die Funken abgebrannt. Eine alter Feuerbrauch des schwäbisch-alemannischen Raums. (Bild: Julian Leberer)

Wir vom Wochenblatt haben diesen sehr schönen und außergewöhnlichen Funken in Stadels bei Oberstaufen entdeckt. Auch wenn dieser mit seiner geschätzten Gesamthöhe von 10-15 m bei weitem nicht an den Lustenauer Weltrekordfunken hinkommt, so besticht er dennoch durch seine mehr als akkurate Bauweise und ist zudem komplett aus Paletten errichtet. Auch die komplett in weiß gehaltene Funkenhexe ähnelt in ihrem Aussehen vielmehr einer (ungeliebten) Braut, als einer bösen und unheilbringenden Hexe. Sobald der Funken morgen Abend endlich in Flammen steht, spielt das dann aber auch keine Rolle mehr. Dann nämlich warten alle Schaulustigen nur noch auf den einen Moment: das laut schallende Explodieren der Hexenpuppe und den somit erfolgreich vertriebenen Winter!