Fünf Jahre Hospiz Schussental „Aus der palliativmedizinischen Versorgung nicht mehr wegzudenken“

„Ich lerne jeden Tag dazu und bekomme so viel zurück“, sagt Nicole Zipfel, Mitarbeiterin im Hospiz Schussental.
„Ich lerne jeden Tag dazu und bekomme so viel zurück“, sagt Nicole Zipfel, Mitarbeiterin im Hospiz Schussental. (Bild: Felix Kästle/St. Elisabeth-Stiftung)

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Ravensburg – Im Januar 2016 wurde das Hospiz Schussental in der Casa Elisa, dem früheren Kinderkrankenhaus St. Nikolaus, eröffnet. Seitdem haben hier rund 400 schwerkranke und sterbende Menschen auf der letzten Etappe ihres Lebensweges ein Zuhause in Geborgenheit und mit professioneller Begleitung gefunden.

„So gut ging`s mir noch nie“, hört Hospizleiter Thomas Radau immer wieder von Hospizgästen. „Dabei machen wir hier nichts Besonderes. Wir sind keine Eventmanager. Wir begegnen den Menschen mit ihren aktuellen Bedürfnissen und nehmen sie an, wie sie sind.“ Letztlich ginge es um Sicherheit und Perspektive. Aufgehoben zu sein und zu haben, was man braucht. „Unsere Gäste wissen: hier sind Menschen, die einen Plan haben, und die in ihrem Sinne handeln.“

Das bestätigt Gertraude Walser, deren Mann mehrere Monate Gast im Hospiz Schussental war. Zuvor hatte sie ihn lange Zeit zuhause gepflegt. „Es war eine sehr wohltuende Atmosphäre für ihn und auch für mich. Anfangs ist es mir furchtbar schwer gefallen, ihn dort zu lassen. Aber dann habe ich festgestellt, wie gut er umsorgt wurde. Und wie wertvoll es für mich war, nicht mehr 24 Stunden für die Pflege verantwortlich zu sein.“

Mit einem Lächeln erinnert sie sich, dass ihrem Mann mit einer Skatrunde ein letzter Herzenswunsch erfüllt wurde. „Ich durfte einen Bekannten einladen, habe meinem Mann die Hände ersetzt und Herr Radau war der dritte Mann.“ Für sie steht fest: „Das Hospiz ist so segensreich für Angehörige, die sich bei der Pflege zuhause aufreiben. Es ist so befreiend, wenn man sich ohne diese Last ganz auf den Menschen konzentrieren kann. Man geht ganz anders miteinander um. Meinem Mann wurde ein guter Weg in die andere Welt ermöglicht. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Rund 400 Gäste wurden in den vergangenen fünf Jahren im Hospiz Schussental begleitet. Dabei reicht die Verweildauer in einem der acht Einzelzimmer von einem Tag bis zu etwa acht Monaten, durchschnittlich verbringen die Gäste vier Wochen im Hospiz. Um ihr Wohl kümmern sich 23 Mitarbeitende in Pflege und Hauswirtschaft – sowohl sehr gut ausgebildetes Fachpersonal als auch Fachkräfte, die hier erste Erfahrungen in der Palliativpflege machen und sich weiterbilden.

Eine von ihnen ist Nicole Zipfel, bis vor einigen Monaten noch in leitender Funktion in der ambulanten Pflege tätig: „Ich freue mich jeden Tag auf die Arbeit. Wer gerne pflegt, dem geht es im Hospiz gut. Für die Sterbenden da zu sein, das kleine Team, die Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den Medizinern – ich bin froh, dass ich den Schritt gemacht habe. Ich lerne jeden Tag dazu und bekomme so viel zurück.“

Das Hospiz Schussental arbeitet eng mit vielen Partnern und Institutionen zusammen. Eine davon ist die Palliativstation am St. Elisabethen-Klinikum Ravensburg. „Für uns ist das Hospiz Schussental einer der wichtigsten Kooperationspartner“, sagt Dr. Peter Schorcht, Oberarzt der Klinik für Innere Medizin und Leiter der Palliativstation. „Viele unserer Patienten erfahren dort nach ihrem Krankenhausaufenthalt eine hervorragende Betreuung.

Das Hospiz ist aus der palliativmedizinischen Versorgung in Ravensburg nicht mehr wegzudenken.“ Auch die Kommunen im Schussental betonen die Bedeutung des Hospizes für die Region. „Eine lebendige Stadt wie Ravensburg muss auch das würdige Sterben im Blick haben“, betont Simon Blümcke, Erster Bürgermeister der Stadt Ravensburg. „Durch das wertvolle Angebot des Hospiz Schussental wurde die ehrenamtliche ambulante Hospizarbeit sinnvoll und sehr gut ergänzt. Den Mitarbeitenden dort bin ich sehr dankbar, dass sie diese wichtige Arbeit seit nunmehr schon fünf Jahren hervorragend erfüllen.“

Auch für Thomas Radau ist der Geburtstag ein Anlass, Danke zu sagen. Etwa den ehrenamtlich im Hospiz Schussental engagierten Menschen, von denen auch in der Corona-Zeit keiner abgesprungen ist. „Eine kleine, feine, treue Truppe“, die sich im Laufe der vergangenen fünf Jahre zusammengefunden hat. „Das Ehrenamt im Hospiz hat sehr viele Gesichter und sehr viel Lebendiges“, sagt Thomas Radau. „Auch die Hospizstiftung, eine Unterstiftung der Bürgerstiftung Ravensburg, unterstützt die ambulante und stationäre Hospizarbeit verlässlich.“ Zu den aktuell geförderten Projekten gehören etwa ein Kurs für Mitarbeitende in Pflegeheimen zum Thema „Palliative Kompetenz“, ein Film über den Alltag im Hospiz Schussental oder die Aktion zum Welthospiztag.

(Quelle: St. Elisabeth Stiftung)