Frühlingsaufbruch im Handwerk wird ausgebremst

Die Auslastung im Handwerk hat noch Luft nach oben.
Die Auslastung im Handwerk hat noch Luft nach oben. (Bild: www.amh-online.de)

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Ulm – In vielen Betrieben zwischen Ostalb und Bodensee steigt trotz Corona-Einschränkungen die Auslastung wieder. Das belegt – laut Pressemitteilung – die aktuelle Blitzumfrage der Handwerkskammer Ulm unter ihren Mitgliedsbetrieben. Demnach sei knapp jeder zweite Handwerksbetrieb aktuell sehr gut ausgelastet.

Rund 30 Prozent berichten von einer guten bis sehr guten Auslastung und weitere 18 Prozent der Umfrageteilnehmer geben an, derzeit über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus ausgelastet zu sein. Knapp 30 Prozent der befragten Betriebe sind momentan hingegen noch zu weniger als 60 Prozent ausgelastet.

„Das sind schöne und wichtige Entwicklungen für eine bessere Stimmung im Land. Den Frühling haben wir alle nötig“, erklärt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm. Verbesserungsbedarf sehen die Handwerksbetriebe – laut Mitteilung – immer noch im Umgang mit den staatlichen Finanzhilfen: knapp 40 Prozent der Befragten bemängeln, dass zu wenig Hilfsgelder letztlich tatsächlich in den Betrieben ankommen.

Für weitere 38 Prozent sei der Auszahlungsprozess zu bürokratisch und langwierig. Rund zehn Prozent der Umfrageteilnehmer hielten die Finanzspritzen für angemessen. 13 Prozent hätten hingegen angegeben, dass zu viele Unternehmen und Betriebe von der Staatshilfe profitieren und damit den Wettbewerb verzerren.

Mehlich dazu: „In vielen unserer Betriebe kommt schon die Frage auf: Wer soll das alles bezahlen?“ Die erforderlichen Hygienemaßnahmen und -konzepte setzen derzeit mehr als 70 Prozent der Betriebe im Betriebsalltag problemlos um. Rund 23 Prozent der Befragten falle die Umsetzung schwer, weil sie erheblichen Mehraufwand bedeute.

Eine weitere Erkenntnis aus der Umfrage: In den Regionen im Gebiet der Handwerkskammer Ulm testen Handwerksbetriebe ihre Beschäftigten bereits auf Corona – Tendenz steigend. Durch regelmäßige Schnell- und Selbsttests senken Betriebe so das Gesundheitsrisiko für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie auch für ihre Kunden.

Zahlreiche Betriebe hätten zudem ihre Bereitschaft signalisiert, künftig testen zu wollen, derzeit aber über keine Tests zu verfügen. „Unsere Betriebe wollen mehr testen, aber sie können nicht, weil die Tests fehlen“, stellt Mehlich klar. Wesentliches und beschränkendes Thema sei für die meisten Handwerksbetriebe die momentane Rechtsunsicherheit.

Diese entstehe durch unübersichtliche, teils widersprüchliche und in vielen Punkten schwammig formulierte Corona-Verordnungen, Testpflicht oder Pflicht, Tests anzubieten, widersprüchliche Auslegungen – je nachdem in welchem Landkreis man sich gerade befindet – oder auch ständig wechselnde Hygieneauflagen, die Antragsbedingungen wechseln manchmal alle zwei Tage – es werde eine klare Linie vermisst.

Die Handwerksbetriebe haben -so die HWK weiter – insbesondere mit der „Schnellschuss-Gesetzgebung“ zu kämpfen, die ihnen das Arbeiten erschwert. Auch die Corona-unabhängige Bürokratie mit Dokumentationspflichten und Nachweisregelungen macht vielen Handwerksbetrieben zu schaffen. Zudem stellen Liquiditätsengpässe sowie die zunehmende Stornierung von Kundenaufträgen eine wachsende Herausforderung dar.

Erkranktes Personal bereitet hingegen derzeit nur wenigen Befragten Schwierigkeiten. „Auf die Belegschaften können sich unsere Betriebe verlassen“, teilt Dr. Tobias Mehlich mit. An der Umfrage haben sich innerhalb von zwei Tagen mehr als 320 Mitgliedsbetriebe aus dem gesamtem Gebiet der Handwerkskammer Ulm beteiligt.

Von den Befragten stammen 15 Prozent aus dem Ostalbkreis, neun Prozent aus dem Landkreis Ravensburg, 17 Prozent aus dem Bodenseekreis, 21 Prozent aus dem Alb-Donau-Kreis, neun Prozent aus dem Landkreis Biberach, 19 Prozent aus dem Landkreis Heidenheim und zehn Prozent der Teilnehmer sind aus dem Stadtkreis Ulm.

Die verschiedenen Gewerke – vom Dachdecker und Maschinenbauer über Raumausstatter und Maler bis hin zu Goldschmieden, Friseuren, Metzgern, Kfz-Betrieben und Stukkateuren – seien repräsentativ abgebildet.