Frauen im Handwerk: Früher verboten, heute immer mehr Chefinnen

Mädels an die Werkzeuge. Immer mehr Frauen finden Gefallen an früher Männer vorbehaltenen Berufen.
Mädels an die Werkzeuge. Immer mehr Frauen finden Gefallen an früher Männer vorbehaltenen Berufen. (Bild: www.amh-online.de)

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Bis in die 90er war es Frauen verboten, Bau-Handwerkberufe zu erlernen. Aktuell stellen Mädels 20 Prozent der Auszubildenden und jeder fünfte Handwerksbetrieb hat eine ChefIN an der Spitze.

Von den knapp 20.000 Handwerksbetrieben im Gebiet der Handwerkskammer Ulm sind rund 4.000 weiblich geführt. Jeder fünfte Betrieb wird also derzeit von einer Frau geleitet. Knapp 20 Prozent der Auszubildenden zwischen Ostalb und Bodensee sind weiblich.

Gute Perspektiven für die Zukunft

Handwerk hat goldenen Boden. Nicht nur für Männer. Denn Handwerksberufe bieten auch Frauen gute Möglichkeiten zur Entwicklung der eigenen Karriere – ob als Chefin, Meisterin, Mitarbeiterin, Gesellin oder Auszubildende. „Wenn man bedenkt, dass es noch bis Anfang der 1990er Jahre verboten war, dass Frauen Bau-Handwerksberufe erlernen, ist das jetzt eine schöne Entwicklung“, sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm.

„Typisch weibliche Berufe“ im Handwerk

Immer mehr Frauen zwischen Ostalb und Bodensee setzen sich in den früher rein männlichen Gewerken durch: Etwa als Malerin und Lackiererin (34 im Kammergebiet), Fleischerin (19), Elektrotechnikerin (18) oder Parkettlegerin (15). Allerdings sind sie immer noch deutlich häufiger in den kreativen und dienstleistungsnahen Gewerken beschäftigt. So machen sich etwa die Hälfte aller weiblichen Inhaberinnen im Friseur-, im Maßschneider- oder im Kosmetikhandwerk selbstständig. Dabei eröffnen sich für Handwerkerinnen gerade jenseits der traditionellen Muster gute Perspektiven.

„Weibliche Eigenschaften“ im Handwerk gefragt

Der Bedarf an kreativem, kommunikativem und gestaltendem Potential wächst. Auch und vor allem im Handwerk. Die Handwerkskammer Ulm will zusammen mit den Handwerksbetrieben noch mehr junge Frauen für eine handwerkliche Ausbildung begeistern. Denn die Berufsaussichten im Handwerk sind für Mädchen und Frauen so gut wie nie. Und auch im Handwerk gibt es so genannte MINT-Berufe. Beispielsweise in den Gewerken Elektroniker, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik oder Metallbauer sind die Handwerkerinnen und Handwerker nah dran an den Zukunftsthemen unseres Landes. Sie gestalten mit. Das gilt auch für Mädchen und Frauen, deren Fähigkeiten in diesen Berufsfeldern liegen.

Lehrer und Eltern für Frauen in Handwerksberufen sensibilisieren

Es ist wichtig, dass ein Umdenken in der Gesellschaft stattfindet. Dass auch Lehrerinnen und Lehrer auf dem Schirm haben, dass ihre Schüler und Schülerinnen durchaus für die gleichen Berufe in Frage kommen. Und wenn eine Tochter ihrem Vater erzählt, dass sie Maurerin werden möchte, dann sollte der nicht die Stirn zu runzeln, sondern sich freuen, dass seine Tochter in eine zukunftssichere Branche strebt.