Forschungsprojekt: Wildschweine aus dem Tannenbühl tragen winzige Sender

Forschungsprojekt: Wildschweine aus dem Tannenbühl tragen winzige Sender
Toralf Bauch von der Wildforschungsstelle mit einem der Wildschweine (Bild: Brigitte Göppel)

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Bad Waldsee – Ein wenig stolz ist Stadtförster Martin Nuber schon auf seine elf „Teenager-Wildschweine“, die derzeit an einem wichtigen Forschungsprojekt teilnehmen dürfen. „Ich finde es sehr spannend, dass durch den Versuch mit unseren städtischen Wildschweinen eventuell später der Schutz der Nashörner in Afrika optimiert werden kann“, sagt Nuber.

Worum geht es? Die Wildforschungsstelle Aulendorf und das Max-Planck-Institut verfolgen ein gemeinsames Forschungsprojekt. Dabei werden winzige GPS-Sender auf der Ohrmarke der Frischlinge angebracht und getestet. Geklärt werden soll, ob die Sender den harten Ansprüchen im Wald standhalten – zum Beispiel, wenn die Wildschweine sich im Dreck suhlen.

Die Sender sind bereits bei Wildtieren auf der ganzen Welt im Einsatz, um deren Aufenthalte zu bestimmen und Routen auszulesen. Aber auch die Wildschweine selbst sind aufgrund der afrikanischen Schweinepest wieder in den Mittelpunkt gerückt. Es sollen die Routen und Wege nachvollzogen werden, die die frei lebenden Wildschweine täglich zurücklegen.

Mit den Miniatursendern können die Wissenschaftler die Position der Tiere auf wenige Meter genau bestimmen. Die Interpretation der Bewegungsdaten soll spannende und wichtige Erkenntnisse zu den Bewegungen im Freien liefern und so hoffentlich zur Eindämmung der Schweinepest beitragen.

Zwei der Wildschweine des Forschungsprojekts auf dem Weg zum Anbringen der Ohrmarken und Sender.
Zwei der Wildschweine des Forschungsprojekts auf dem Weg zum Anbringen der Ohrmarken und Sender. (Bild: Brigitte Göppel)

Doch bevor es soweit ist, dürfen nun die Waldseer Frischlinge die Sender nun erst einmal austesten. Verlaufen die Tests erfolgreich, dann sollen die kleinen Sender die umständlichen Halsbänder ablösen, die bisher bei Wildschweinen zum Einsatz gekommen und nicht selten von den Tieren abgebissen worden waren.

Damit den Sendern nicht der Strom ausgeht und sie zuverlässig alle vier Minuten für zehn Sekunden den Standort des Wildschweins übertragen können, sollen sie künftig auch mit Solarzellen ausgestattet werden, erklärt Georg Heine vom Max-Planck-Institut.

Nicht nur Wildschweine sollen später mit den Ohrmarken-Sendern ausgestattet werden, sondern auch andere Wildtiere auf der ganzen Welt, die sich gerne mal im Schlamm wälzen oder anderweitig stark aktiv sind.

Also werden die Ergebnisse aus Bad Waldsee wichtig sein, um zum Beispiel gefährdete Tierarten besser schützen zu können. Nun hoffen die Beteiligten, dass die Sender nicht im dunklen Morast des Stadtwaldes verloren werden oder sich beim Suhlen lösen.

Übrigens, für die Bad Waldseer Frischlinge hat die Aktion keinen zusätzlichen Stress bedeutet. Denn die Ohrmarken wurden sowieso angebracht und die Verlegung der Frischlinge stand turnusgemäß an.

(Pressemitteilung: Brigitte Göppel/Stadt Bad Waldsee)