Bad Waldsee – „Es ist toll, wie freundlich wir von den Waldseern empfangen werden, wie groß das Interesse an unserem Projekt ist und wie hilfsbereit alle sind. So macht Arbeit Spaß“, sagt Kim Krahn vom Projektteam der Forschungsbohrungen am Stadtsee.
Viele Interessierte haben das Floß der Forscher in den zurückliegenden Tagen auf dem Stadtsee gesehen. Zehn Wissenschaftler entnahmen dort so genannte Sedimentproben (Schlammproben). An der tiefsten Stelle, etwa 11,5 Meter unterhalb der Wasseroberfläche, begannen die Bohrungen und reichten bis in eine Tiefe von weiteren acht Metern. Die Proben wurden jeweils in zwei Meter langen Bohrkernen (durchsichtige Rohre) entnommen – Tag für Tag etwas tiefer.
Die ältesten entnommenen Proben stammen aus dem ersten Jahrtausend vor Christus.
„Für uns ist der See ein wahres Geschichtsbuch. Er ist wie ein Archiv, für das es jedes Jahr ein Blatt gibt. Es ist uns kein Gewässer bekannt, das so gut erhaltene Segmentschichten aufweist wie der Stadtsee von Bad Waldsee“, schwärmt der erfahrene und mittlerweile pensionierte Professor Dr. Josef Merkt, der das Forscherteam unterstützt. Er war bereits im Jahr 1993 bei den ersten Untersuchungen im Stadtsee dabei.
Das Stadtsee-Forschungsprojekt verfolgt mehrere Ziele. Die Proben sollen beispielsweise zeigen, ob am Ufer des Sees etwa geschmiedet und gefärbt wurde, welche Pflanzen angebaut wurden und welche Tiere gehalten wurden.
Ein weiteres Ziel ist die Erforschung von mittelalterlichem und frühneuzeitlichem Wirtschaftsleben in Oberschwaben. Zudem sollen die Forschungen Ergebnisse bringen, die weltweit genutzt werden können.
Besonders soll dabei die Frage geklärt werden, inwiefern der Mensch in früheren Zeiten seine Umwelt prägte. Ende des Jahres soll es eine Informationsveranstaltung mit den ersten Ergebnissen geben, direkt in Bad Waldsee.
(Pressemitteilung: Brigitte Göppel/Stadt Bad Waldsee)