Förderverein Hoyerbergschlössle kämpft um den Erhalt für die Öffentlichkeit

Förderverein Hoyerbergschlössle kämpft um den Erhalt für die Öffentlichkeit
Das Hoyerbergschlössle mit dem Turm und den beiden Terrassen (aus Blickrichtung West gesehen) (Bild: Ulrich Stock)

Der Ausblick über den Bodensee, die Berge und die Lindauer Insel vom Hoyerberg aus ist einzigartig. Wo schon der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl mit dem französischen Staatspräsidenten Francois Mitterand 1993 speiste, herrscht heute gähnende Leere. Vor zehn Jahren hat der letzte Pächter, der das Hoyerbergschlössle als Gourmetrestaurant geführt hatte, aufgegeben. Die Gründe: eine hohe Pacht und die fehlende Unterstützung des Eigentümers, der Stadt Lindau, bei der Erhaltung des historischen Gebäudes.

Der Hoyerberg im Stadtteil Hoyren diente jahrhundertelang dem Evangelischen Heiliggeist-Hospital auf der Insel als Weinberg. Davon zeugt noch der 1578 erbaute Torggel am Fuße des Hoyerberges, der von einem Verein vorbildlich gepflegt und erhalten wird.

Adolph Gruber erwirbt den Hoyerberg – atemberaubender Ausblick vom Schlösschen

Die Aussicht vom Hoyerbergschlössle ist traumhaft schön.
Die Aussicht vom Hoyerbergschlössle ist traumhaft schön. (Bild: Wilfried Vögel)

1850 erwarb der Lindauer Kaufmann Adolph Gruber den östlichen Teil des Hügels samt zugehörigem Torggel. Dora Gruber, seine Schwester, ließ auf dem höchsten Punkt des eiszeitlichen Drumlins ein luftiges Schlösschen samt Turm errichten. Gebaut hat es Johann Christoph Kunkler aus St. Gallen. Der freistehende, fast 15 Meter hohe, weithin sichtbare Aussichtsturm mit seinem flachen Dach, erinnert fast schon an die italienische Villenarchitektur.

Gruber ließ bereits 1840 in Schachen eine herrschaftliche Villa und den Lindenhofpark errichten. Auch hier sorgt ein engagierter Verein für die Pflege und den Erhalt.

Obstbäume statt Dornenhecke. Das Schlössle schlummert im Dornröschenschlaf.
Obstbäume statt Dornenhecke. Das Schlössle schlummert im Dornröschenschlaf. (Bild Ulrich Stock)

Seither erlebte das Schlösschen mehrere Erweiterungsbauten wie u.a. einen Wasserspeicher und einen Sendemast. Das alles hat der anmutigen Schönheit des Bauwerks keinen Abbruch getan. Der atemberaubende Ausblick auf die Insel Lindau, die Vorarlberger und Schweizer Berge und den Bodensee sind geblieben.

Weinanbau kommt zum Erliegen – Bürger spenden für den Erwerb des Hoyerberges

Um 1900 machten der Mehltau und die Reblaus dem Weinanbau schwer zu schaffen. Der Weinbau in und um Lindau kam zum Erliegen. 1917 verkaufte die Familie Gruber den Hoyerberg für 80.000 Reichsmark an die damals noch selbständige Gemeinde Hoyren. Den hohen Kaufpreis brachten die Bürger Hoyrens und Schachens durch eine bemerkenswerte Spendenaktion auf. Die Not war damals zwar groß, aber Bürgermeister Johannes Thomann schaffte das beinahe Unmögliche.

1922, also vor exakt 100 Jahren, wurden die bis dato selbständigen Festlandgemeinden Reutin, Aeschach und Hoyren nach Lindau eingemeindet. Das Hoyerbergschlössle gelangte auf diese Weise in das Eigentum der Stadt Lindau.

Ausflugslokal und Gourmetrestaurant für höchste Ansprüche – Stadt investiert nicht in den Erhalt

Eduard Hagge, ein bekannter Lindauer Flugpionier und Hotelier richtete im Schlössle 1926 ein weit und breit beliebtes, „gutbürgerliches“ Ausflugslokal ein. Zwischen 1979 und 2012 erlebte das Schlössle seine höchste Blütezeit. Ein Gourmetrestaurant für höchste Ansprüche lockte Besucher und Gäste aus Nah und Fern.

In all den guten Jahren nahm die Stadt Lindau zwar eine hohe Pacht ein, versäumte es aber, in das Gebäude und seinen Erhalt entsprechend zu investieren. Der letzte Pächter gab deshalb 2012, also vor zehn Jahren auf. Seither ist es geschlossen und dem Verfall preisgegeben.

Verkauf scheitert

Seit dieser Zeit versuchte die Stadt Lindau, dieses Kleinod meistbietend zu verkaufen. Sie sah sich nicht in der Lage, das Gebäude selbst zu sanieren und zu verpachten. Dagegen leistet eine Bürgerinitiative Widerstand und übergab dem Oberbürgermeister der Stadt Lindau, Dr. Gerhard Ecker, 2.200 gesammelte Unterschriften. Die Stadt strebte jedoch weiter den Verkauf bzw. eine Vergabe nach Erbbaurecht an, allerdings vergeblich.

Verein will Umdenken erreichen

Engagierte Bürgerinnen und Bürger wollen seit 2019 mit der Gründung des „Fördervereins Hoyerbergschlössle“ ein Umdenken der Stadtpolitik bewirken.

Ziel des Vereins ist es, dass die Stadt Lindau dieses einzigartige Kleinod in ihrem Eigentum behält, es saniert und einer dauerhaften öffentlichen Nutzung zuführt.

Ein Förderverein setzt sich für den Erhalt des historischen Gebäudes ein.
Ein Förderverein setzt sich für den Erhalt des historischen Gebäudes ein. (Bild: Wilfried Vögel)

Mit diesem bürgerschaftlichen Engagement will man die Stadt Lindau unterstützen und es ihr erleichtern, Fördermittel und Zuschüsse für die Sanierung des Hoyerbergschlösschens bei staatlichen und privaten Geldgebern zu bekommen.

Nach 100 Jahren endlich neue Nutzung gefordert

Der Verein ist davon überzeugt, dass jetzt nach 100 Jahren der richtige Zeitpunkt gegeben ist, eines der Wahrzeichen Lindaus endlich einer neuen Nutzung zuzuführen.

Der Verein hatte 2021 mit Unterstützung der RWU Hochschule Ravensburg-Weingarten dazu eine eigene Mitgliederbefragung organisiert, um ein Stimmungsbild zu finden. 131 der 325 Vereinsmitglieder nahmen daran teil.

Ein Stück Heimat – traditionsreich und inspirierend

Hier ein Auszug aus diesem Stimmungsbild: Das Hoyerbergschlösschen wird von den Befragten für seine einzigartige Lage als traumhaft und atemberaubend empfunden. Es handle sich um ein attraktives Ausflugs- und Naherholungsgebiet, einen Ort der Erholung, Entspannung und Inspiration. Weiter wird das Schlösschen als ein Stück Heimat empfunden, als einen traditionsreichen und historisch bedeutsamen Ort.

Die Lage könnte nicht besser sein. Nicht umsonst wird das Hoybergschlössle als "Schönster Aussichtspunkt auf den deutschen Bodensee" bezeichnet.
Die Lage könnte nicht besser sein. Nicht umsonst wird das Hoybergschlössle als „Schönster Aussichtspunkt auf den deutschen Bodensee“ bezeichnet. (Bild: Wilfried Vögel)

Keinesfalls in private Hände – GWG soll Nutzungskonzept vorlegen

Die Mehrheit favorisierte einen Cafe- bzw. Gastronomiebetrieb, sowie kulturelle Veranstaltungen. Auf gar keinen Fall solle das Schlösschen in die Hände privater Investoren fallen. Es solle ein Ort „von vielen für viele“ geschaffen werden.

Am 11. September, dem Tag des offenen Denkmals, erinnerte der Verein vor Ort nochmals eindringlich daran, wie unaufschiebbar und wichtig die Beendigung des untragbaren Zustandes sei. Nachdem die städtische Wohnungsbaugesellschaft, GWG, vor einem Jahr den Auftrag von der Stadt erhalten habe, ein Nutzungskonzept vorzulegen und danach das Gebäude entsprechend zu sanieren, sieht der Verein die GWG in der Pflicht, endlich zu handeln.

Auf dem Rasen beim Schlössle, ein Betreten war nicht möglich, präsentierte der Verein seine Vorstellungen noch einmal, verbunden mit der Hoffnung auf ein baldiges Ende dieses trostlosen Zustandes und Notstandes.

Bei dieser Gelegenheit nutzte ein junges, ambitioniertes und kreatives Team mit Friederike Kaufmann und Gianni Seufert die Gelegenheit, ein ausgearbeitetes Konzept für die künftige Nutzung des Hoyerbergschlössles unter dem Motto Das Hoyerbergschössle wachküssen – ein Ort für alle“ vorzustellen.

Für gute Stimmung bei einem Glas Wein sorgte die Band „Rio“.

Es bleibt zu hoffen, dass diese unendliche Gesichte endlich ein gutes Ende findet! Wir stellen das Konzept zur zukünftigen Nutzung zeitnah detaillierter vor.