Förderung oder Überforderung? – So viele Hobbys sind gut für mein Kind

Ein musisches Hobby wünschen sich viele Eltern für ihr Kind. Doch nicht in jedem Sprössling steckt ein geborener Mozart.
Ein musisches Hobby wünschen sich viele Eltern für ihr Kind. Doch nicht in jedem Sprössling steckt ein geborener Mozart. (Bild: picture alliance / Russian Look | Sergey Kovalev)

Die nächsten Lockerungen der Corona-Regeln rücken näher und damit können auch wieder mehr Kinder ihren Hobbys nachgehen. Musikunterricht, Reiten, Turnen, Kochen. Doch wie viele Nachmittagstermine sind gut für ein Kind und wann wird es zu viel? Dieser Frage gehen wir nach.

2020 ging in allen Familien von einem Tag auf den anderen nichts mehr. Kinderturnen, Leichtathletik, Fußballtraining, Flöte und Schwimmkurs: Alles gestrichen. Die Umstellung war hart. Doch manch ein 6-Jähriger genoss auch die neu gewonnene Freiheit. Von einem Tag auf den anderen eben nicht mehr drei Mal die Woche nach den Hausaufgaben in den Verein spurten. Und es gab durchaus auch Eltern, die ganz froh waren, den Nachwuchs nicht mehr täglich zu seinen Verpflichtungen kutschieren zu müssen.

Kleine Kickern können oft schon mit 4 Jahren bei den Bambinis einsteigen, mit acht Jahren sieht das Ganze dann schon richtig professionell aus.
Kleine Kickern können oft schon mit 4 Jahren bei den Bambinis einsteigen, mit acht Jahren sieht das Ganze dann schon richtig professionell aus. (Bild: Pixabay)

Nach den Einschränkungen der Coronaregelungen starten wieder viele Kurse

Jetzt laufen immer mehr Klassen, Kurse und Vereine wieder so richtig an und Familien überlegen sich, wohin sie ihre Kinder schicken können, um sie optimal zu fördern. Das Bedürfnis, den Nachwuchs pädagogisch wertvoll unter zu bekommen ist groß und auch die Kids haben Lust darauf, etwas Neues zu lernen und (neue) Freunde zu treffen. Doch gerade jetzt sollte man schauen, dass man es nicht direkt wieder übertreibt, mit den nachmittäglichen Verpflichtungen für den Nachwuchs.

Der Grat zwischen Förderung und Überforderung ist schmal

Vor der Pandemie klagte jedes dritte Kind zwischen 6 und 12 darüber, zu wenig Zeit zum Spielen zu haben. Das fand das Marktforschungsinstitut iconkids&youth in einer Umfrage heraus. Die Eltern allerdings von diesen gestressten Kindern, sahen das Unglück ihrer Sprösslinge nicht. Laut einer Studie der Universität Bielefeld fanden 87 Prozent dieser Eltern, dass sie ihre Kinder nicht überfordern.

Tatsächlich denken 50 Prozent der Eltern dieser gestressten Kinder sogar, dass sie ihren Nachwuchs ZU WENIG fördern würden und unternahmen bereits die nächsten Anstrengungen, um ihre Kinder „optimal“ zu fördern. Vielleicht noch ein weiteres musisches Hobby, um dem Kind auch Kreativität einzuflößen? Oder doch lieber Turnen? Ach doof. Turnen ist immer dienstags aber da hat Laura ja schon schwimmen. Aber vielleicht kriegen wir ja beides unter? Kunst geht nur bis 15.30 Uhr und schwimmen startet 16.30 Uhr. Dann snackt sie halt unterwegs im Auto was…

Nur das Beste fürs Kind

Solche Überlegungen sind nicht aus der Luft gegriffen und ALLE Eltern wollen nur das Beste für ihre Kinder. Sie sollen Fähigkeiten erwerben, die ihnen in Zukunft nützen könnten, sie stark machen, ihnen dabei helfen, ihre Träume zu verwirklichen. Und Hobbys sind super! Zumindest wenn das Kind selbst es will und wirklich mit Ehrgeiz bei der Sache ist. Allerdings sollten sie das nicht sein, um den Erwartungen der Eltern zu entsprechen, sondern ihren eigenen Interessen nachgehen. So weit, so gut. Aber woher weiß man denn, welches Hobby dem Kind jetzt wirklich liegt und wie viele Nachmittagstermine sind zu viel des Guten?

Auch in den meisten Ballettschulen kann man seinen Nachwuchs ab 4 Jahren anmelden. So lange das Kind Spaß dabei hat, ist Tanz eine tolle Art der Förderung.
Auch in den meisten Ballettschulen kann man seinen Nachwuchs ab 4 Jahren anmelden. So lange das Kind Spaß dabei hat, ist Tanz eine tolle Art der Förderung. (Bild: Pixabay)

Zwei Hobbys sind genug

Psychologen raten, auf eindeutige Wünsche der Kinder zu reagieren. Ein besonders bewegungsfreudiges Kind, hat vermutlich Spaß am Turnen. Das kann man schon frühzeitig ausprobieren. Ein Kind, das eindeutig sagt, dass es gern zum Ballett oder zum Fußballtraining möchte, sollte erhört werden. In den meisten Kursen und Vereinen hat man die Möglichkeit, Schnupperstunden zu besuchen. Danach kann man immer noch entscheiden, ob das kindliche Interesse erhalten bleibt oder eben nicht. Und gerade Eltern von Kita-Kindern sollten nicht enttäuscht sein, wenn das Kind nach zwei Schwimmstunden keine Lust mehr hat. Auch im Grundschulalter ist das häufige Wechseln von Hobbys noch normal. Kinder müssen sich ausprobieren und erst einmal selbst herausfinden, was ihnen liegt. ABER: Verhaltenspsychologen raten auch, dass zwei Hobbys völlig ausreichen. Kinder brauchen die Freiheit und auch die Freizeit zum freien Spielen. Aber auch zum Faulenzen und Träumen.

Warnsignale: Woran erkenne ich, dass mein Kind überfordert ist?

Beobachten Sie ihr Kind gut. Es kann gut sein, dass es artikuliert, zu allen möglichen Tätigkeiten zu wollen. Doch ist es hinterher immer sehr aufgekratzt, kann das bereits ein erstes Anzeichen der Überforderung sein? Erzählt es viel von seinen Erlebnissen und Erfahrungen im Kurs? Prima! Sitzt es auf dem Hinweg zum Hobby schmallippig oder traurig neben Ihnen im Auto weil es keine Lust hat? Besprechen sie mit Ihrem Kind, wie es ihm geht. Vereinbaren Sie einen Monat noch zu vollenden. Sollte es dann immer noch keine Lust haben, canceln Sie diesen Termin. Auch wenn es weh tut, weil man zum Beispiel eine Jahresgebühr bezahlt hat. Doch auch für diesen Fall ist die Zwei-Hobbys-Regelung nicht verkehrt. Denn so laufen Eltern nicht Gefahr, Unsummen für Vereine auszugeben, die das Kind gar nicht mehr besuchen mag. Wer da flexibel bleibt, sein Kind unterstützt aber auch mal NEIN sagt, wenn es zu viel wird, der bekommt ein Kind, das lernt auch eigene Grenzen zu setzen und herauszufinden, was für eine Persönlichkeit es eigentlich hat. Ganz unabhängig aber mit viel Unterstützung von Mama und Papa.