Flugzeug mit 132 Insassen in China abgestürzt

Flugzeug mit 132 Insassen in China abgestürzt
Rettungskräfte an einer verunglückten Maschine in Baotou (Archivbild vom 21. November 2004). (Bild: -/Imaginechina/epa/dpa)

WOCHENBLATT
WOCHENBLATT

Mehr als ein Jahrzehnt wurde die chinesische Luftfahrt von größeren Unglücken verschont. Der Absturz einer Boeing 737 mit 132 Insassen an Bord gibt viele Rätsel auf. Warum stürzte die Maschine steil in die Tiefe?

Peking (dpa) – Ein chinesisches Flugzeug mit 132 Insassen ist in Südchina plötzlich aus großer Höhe abgestürzt. Die Boeing 737 der Fluggesellschaft China Eastern Airlines sackte aus mehr als 8000 Metern in die Tiefe, wie die Flugüberwachung am Montag berichtete.

An Bord waren 123 Passagiere und 9 Besatzungsmitglieder. Über die Ursache und die Zahl der Opfer wurde zunächst nichts bekannt. Es war das schwerste Flugzeugunglück in China seit knapp zwölf Jahren.

Das Unglück passierte in einer entlegenen, hügeligen Gegend nahe der Stadt Wuzhou in der südchinesischen Region Guangxi. Das Flugzeug mit der Flugnummer MU5735 war auf dem Weg von Kunming in der Provinz Yunnan nach Guangzhou in der Provinz Guangdong. Umgehend wurden Bergungstrupps zusammengestellt und zum Unglücksort im Kreis Teng entsandt, wie Staatsmedien berichteten.

In Videos, die im chinesischen Internet zirkulierten, war eine hohe, weiße Rauchwolke in den Hügeln zu sehen. Auch wurden weit verstreute Trümmerteile gezeigt, die örtliche Bewohner mit ihren Handys gefilmt hatten. Ein Video wollte zeigen, dass die Maschine fast kopfüber zu Boden stürzte. Die Echtheit der Videos konnte nicht bestätigt werden. Dorfbewohner berichteten, überall hätten Trümmerteile gelegen. Auch habe Kleidung in den Bäumen gehangen.

Über die Ursache des plötzlichen Absturzes wurde spekuliert. «Selbst wenn beide Triebwerke der Boeing 737 gleichzeitig ausgefallen wären, wäre es unmöglich, mit einer derartigen Geschwindigkeit zu fallen, weil das Flugzeug noch eine Strecke gleiten könnte», wurde ein Experte in Staatsmedien zitiert.

Ein Augenzeuge namens Li berichtete der Nachrichtenseite «Hongxing Xinwen», wie er im Auto gefahren sei und plötzlich gesehen habe, dass das Flugzeug abgestürzt sei. «Es war ein komplettes Flugzeug, ohne Rauch oder Feuer, das steil abwärts fiel.» Die Absturzstelle liegt etwa 300 Kilometer westlich von Guangzhou.

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping rief die Airline dazu auf, mit den Folgen des Unglücks angemessen umzugehen und potenzielle Gefahren für den Flugverkehr zu untersuchen, wie das Staatsfernsehen berichtete. China Eastern Airlines ordnete sofort an, dass alle Boeing 737 in ihrer Flotte zunächst am Boden bleiben müssen.

Die Luftfahrtbehörde in Peking bestätigte, es seien 132 Menschen an Bord gewesen, einschließlich 9 Besatzungsmitglieder. In ersten Berichten war noch von 133 Insassen die Rede gewesen. Dorfbewohner berichteten von der Absturzstelle, die Maschine sei «komplett zerstört» worden, wie die Nachrichtenseite «Jimu Xinwen» berichtete. Nach dem Absturz entwickelte sich ein Waldbrand auf einer Fläche von vier Hektar, der aber später gelöscht werden konnte.

Bei der Maschine handelte es sich um eine Boeing 737-800NG, die knapp sieben Jahre alt gewesen sein soll. Wenige Minuten nach ersten Berichten über das Unglück wurde der Status des Fluges in einer Handy-Reise-App auf «abgestürzt» verändert. Die Fluggesellschaft selbst wechselte auf ihrer Webseite die Farbe in Schwarz, Weiß und Grautöne, um ihre Trauer zum Ausdruck zu bringen.

Chinas Luftfahrt blickt auf ein relativ sicheres Jahrzehnt zurück. Das letzte große Flugzeugunglück passierte im August 2010 in Yichun in der Provinz Heilongjiang in Nordostchina. Bei einer Bruchlandung eines Flugzeugs vom brasilianischen Typ Embraer der Henan Airlines kamen 44 Insassen ums Leben, 52 überlebten.