Umweltverschmutzung Fischsterben in der Oder gibt weiterhin Rätsel auf

Arbeiter im polnischen Widuchowa reinigen die Oder mit Hilfe eines flexiblen Damms von toten Fischen.
Arbeiter im polnischen Widuchowa reinigen die Oder mit Hilfe eines flexiblen Damms von toten Fischen. (Bild: Marcin Bielecki/PAP/dpa)

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Fassungslosigkeit herrscht ob der Umweltkatastrophe an der deutsch-polnischen Grenze. Brandenburgs Ministerpräsident macht sich heute ein Bild von der Lage. Laborproben sollen Aufklärung bringen.

Berlin/Lebus (dpa) – Während die Ursache für das massenhafte Fischsterben in der Oder weiter rätselhaft bleibt, will sich Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) heute bei Lebus selbst ein Bild von der Situation machen. Auch dort hatten Einsatzkräfte und freiwillige Helfer am Wochenende großen Mengen an toten Fischen aus dem Grenzfluss geborgen. Außerdem werden in dem Bundesland weitere Labor-Ergebnisse erwartet. Geprüft wird unter anderem, ob ein erhöhter Salzgehalt im Wasser im Zusammenhang mit dem Fischsterben steht.

Die Untersuchungen des Oderwassers auf giftige Substanzen sind noch nicht abgeschlossen. «Es kann noch mehrere Tage dauern, bis wir alle Stoffe, die wir für möglich halten, dann auch durchgecheckt haben», sagte Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Montagmorgen im RBB-Inforadio. «Das Landeslabor ist da eifrig dabei.» Hinweise aus Polen, dass der hochgiftige Stoff Mesitylen in die Oder gelangt sei, hätten sich für Brandenburg nicht bestätigt, sagte Vogel.

Inzwischen gebe es Breitbanduntersuchungen des Wassers. «Und was die Fische betrifft, da geht es in erster Linie darum herauszufinden, ob in ihnen Schwermetalle gefunden wurden», sagte der Umweltminister. «Von polnischen Seite wird signalisiert, dass sie keine Schwermetalle und insbesondere auch kein Quecksilber in den Fischen gefunden haben, was ja auch beruhigt.»

Bei Laboruntersuchungen von verendeten Fischen aus dem Fluss sind nach Angaben von Polens Regierung bislang keine toxischen Substanzen entdeckt worden. Die Fische seien auf Quecksilber und andere Schwermetalle untersucht worden, sagte Polens Umweltministerin Anna Moskwa am Sonntagabend in Stettin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne).

Anschließend würden die Proben der Fische auf weitere 300 schädliche Stoffe untersucht, darunter auch auf Pestizide. Zudem sollen Fischleichen seziert und das Verhalten der Fische kurz vor ihrem Verenden untersucht werden. Festgestellt worden sei bisher ein erhöhter Sauerstoffgehalt in dem Fluss.

Lemke verspricht bessere Kooperation

Deutschland und Polen wollen das Fischsterben in der Oder nach den Versäumnissen der vergangenen Tage gemeinsam aufklären. Lemke sagte, man habe bei dem Treffen lösungsorientiert diskutiert und «gute und gemeinsame Schritte» vereinbart. Dazu zählen insbesondere Verbesserungen bei den Informationsketten. Hier habe es in den vergangenen Tagen Versäumnisse gegeben. Die deutsche Seite sei zunächst durch Angler über das Fischsterben informiert worden. Lemke hatte zuvor NDR Info gesagt, die Regierung des Nachbarstaats habe eingeräumt, dass Informationen zu der Umweltkatastrophe auch innerhalb Polens nicht weitergegeben worden seien: «Uns haben diese Informationen noch viel später erreicht.»

Ziel sei nun die Schadensminimierung, die Information und der Schutz der Bevölkerung sowie die Identifizierung des Verursachers. «Es ist klar, dass wir uns einer wirklich schlimmen Umweltkatastrophe gegenübersehen», sagte die Ministerin. Die mittel- und langfristigen Auswirkungen seien noch nicht absehbar.

200.000 Euro Belohnung ausgesetzt

Das Fischsterben in der Oder beunruhigt seit Tagen die Menschen, die in Polen und Deutschland an dem Grenzfluss leben. Polnische Behörden hatten nach Regierungsangaben bereits Ende Juli erste Hinweise darauf bekommen, dass in dem Fluss massenweise verendete Fische treiben.

Zur Aufklärung setzte Polen eine Belohnung von mehr als 200.000 Euro aus, da auch für möglich gehalten wird, dass zum Beispiel chemische Abfälle in die Oder gekippt wurden.

Mittlerweile sind auch die Menschen an der Ostsee in Sorge. Dem Umweltministerium in Mecklenburg-Vorpommern zufolge sind bisher aber keine Fischkadaver im deutschen Teil des Stettiner Haffs entdeckt worden.