„Feiern ist die reinste Form der Freiheit“ – das Douala feiert wieder

v.l.n.r. Jens Scheriau - DJ, Fabian Denz - DJ (aka. FADEN), Johnny Sturm (Besitzer Club Douala), Mike Väth - DJ und Thorsten Kufner.
v.l.n.r. Jens Scheriau - DJ, Fabian Denz - DJ (aka. FADEN), Johnny Sturm (Besitzer Club Douala), Mike Väth - DJ und Thorsten Kufner. (Bild: David Pichler)

Ravensburg (dpi) – Es herrscht gute Stimmung im Douala: Seit zwei Wochen hat der Ravensburger Techno-Club wieder seine Pforten geöffnet. „Magisch“ findet Besitzer Johnny Sturm, auch die DJ‘s sind begeistert, wieder auflegen zu dürfen. Doch wie läuft das Modellprojekt bisher?

Es waren lange Monate, die dem Club Douala und vielen DJ‘s zugesetzt haben. Abgesagte Veranstaltungen, schleppende Auszahlungen der Corona Hilfen und soziale Isolation. Der Lockdown traf alle, aber besonders die Kulturbranche hart.

„Es war mehr wie dünnes Eis für uns“ sagt Douala Besitzer Johnny Sturm. Während dem Lockdown hatten einige Unterstützer des Doualas eine Spendenaktion organisiert und damit mehrere tausend Euro für den Club gesammelt. „Es war immer ein Hoffnungsschimmer, wenn eine Spende auf dem Konto eintraf“ so Sturm, der sich den Spendern gegenüber dankbar zeigt.

Seit dem letzten Monat sanken die Neuinfektionen stetig, sodass die Landesregierung deutliche Lockerungen vornehmen konnte. Doch auch dort prägen Abstandsgebote und Maskenpflicht den Alltag. Schon im Juni hatte das Sozialministerium mit der Stadt Ravensburg bekannt gegeben, dass der „Club Douala“ und die „Kantine“ in Ravensburg als Modellprojekte öffnen dürfen.

Am 2. Juli war es dann soweit: Keine Maske, kein Abstand, eng an eng tanzen – fast so wie früher, aber doch mit ein paar Einschränkungen. Im Vorhinein mussten Karten gebucht und ein tagesaktueller Test vorgelegt werden, den im übrigen auch Geimpfte und Genesene machen mussten. Im Rahmen des Modellprojekts musste zusätzlich am 5. Tag nach dem Besuch im Douala ein Nachtest gemacht werden.

Das Douala kündigte bereits auf der Website einen harten Weg an: 30 Euro Pfand, die man erst zurück bekommt, wenn man den Nachtest macht sowie ein Veranstaltungsverbot für die Zukunft, wenn man sich nicht nachtesten lässt.

Hart aber notwendig: Denn das Modellprojekt ist Abhängig von der Nachtestqoute. Wenn sich nicht 80 Prozent der Besucher nachtesten lassen, würde das Modellprojekt vorzeitig abgebrochen werden. Doch wie sich nun herausstellte, kein Grund zur Sorge. Am Auftaktwochenende haben sich rund 90 Prozent aller Feierenden testen lassen, die Ergebnisse alle negativ teilte die Stadt Ravensburg mit.

Stimmung ist gut

„Das ist schon magisch“ sagt Johnny Sturm, Besitzer des Club Douala. Am Freitag dem 2. Juli eröffnete er das Modellprojekt zusammen mit Sozialminister Manne Lucha. Am darauffolgenden Samstag folgte die zweite Party mit Szene-bekannten DJ‘s wie Mike Väth (Headliner), FADEN, Jens Scheriau und weiteren Techno Liebhabern.

Mike Väth und Fabian Denz (FADEN) sind gute Freunde und haben sich durch die Musik kennengelernt
Mike Väth und Fabian Denz (FADEN) sind gute Freunde und haben sich durch die Musik kennengelernt (Bild: David Pichler)

Das Douala, in dem schon tausende feierten, kann als Modellprojekt nur mit 40 Prozent Auslastung öffnen. Doch die Club-Besucher machten Stimmung, als wäre der Club übervoll. Der 57-jährige Mike Väth steht seit 2007 hinter den Decks. „Wir eröffnen heute das Clubleben und das macht mich sehr glücklich“ sagte der selbstständige Musiker damals. Für ihn war der monatelange Lockdown eine Phase der Neuentwicklung, die sich nun gelohnt hat. Und eines wurde für Mike Väth während dem Lockdown klar: „Feiern ist die reinste Form der Freiheit“. Vor seinem Auftritt hatte man Väth angesehen, dass die Anspannung und Freude bei ihm stieg.

Auch bei Väths langjährigem Freund und Veranstalter Thorsten Kufner hatten sich die selben Gefühle im Gesicht bemerkbar gemacht. „Ich hoffe, dass das Modellprojekt erfolgreich sein wird. So schaffen wir eine Perspektive für die Clubs der Region und vielleicht sogar ganz Deutschland“ so Kufner. Der 45-jährige ist seit rund 15 Jahren ein bekanntes Gesicht der Techno-Szene.

Ein Abend voller Gefühle

Neben Mike Väth legte auch der gebürtige Weingärtler Fabian Denz aka. FADEN im Douala auf. „Das ist einfach ein Gänsehautmoment“ ist der 30-jährige überzeugt. Am Auftaktwochenende kam FADEN extra von seinem Zuhause in Schwäbisch Gmünd nach Ravensburg, um den „krassen Moment“ nach dem langen Lockdown zu genießen. Die Spannung ließ auch ihn nicht kalt: „Nervös, Puls auf 180 und bereit, meine Energie freizulassen“ sagt er. Der Stimmung auf dem Dancefloor zufolge konnte der die Besucher vollstens überzeugen.

Fabian Denz tritt unter seinem Künstlernamen „FADEN“ auf. Er ist schon seit klein auf Musikbegeistert.
Fabian Denz tritt unter seinem Künstlernamen „FADEN“ auf. Er ist schon seit klein auf Musikbegeistert. (Bild: David Pichler)

Ein ebenfalls bekanntes Techno-Gesicht ist der Lindauer Jens Scheriau, der schon seit 20 Jahren im Douala unterwegs ist. Der 36-jährige hatte über den Lockdown auf zahlreichen Livestreams aufgelegt. Doch für ihn war das nicht zufriedenstellend: „Bei den Livestreams fehlen die Leute“ meint Scheriau, der wie Denz in Weingarten geboren wurde. Für ihn ist die Öffnung des Doualas „ein befreiendes Gefühl“. Die Freude war ihm sichtlich anzusehen.

Ein Abend voller Gefühle war das Auftaktwochenende für alle Beteiligten auf jeden Fall. Doch seit dem Auftakt sind schon einige Tage vergangen, in denen die Hoffnung auf eine weiterhin hohe Nachtestquote besteht. „Wer sich daran nicht beteiligt, gefährdet das Modellprojekt. Deshalb werden diese Personen von zukünftigen Veranstaltungen ausgeschlossen“ erklärt Douala Inhaber Johnny Sturm.

Das Modellprojekt soll noch bis 24. Juli laufen, dann sollen die wichtigsten Daten von der Hochschule Ravensburg/Weingarten (RWU), der Stadt und dem Sozialministerium ausgewertet werden.

Ob das Modellprojekt auch wissenschaftlich erfolgreich war, sieht man dann. Was das Soziale und Kulturelle angeht, hat die Öffnung des Clubs jedenfalls große Erfolge erzielt.