Fehlsichtigkeit bei Kindern nimmt zu: Etwa jedes fünfte Kind in der Region leidet an Sehfehlern

Kind mit Brille / Symbolbild
Kind mit Brille / Symbolbild (Bild: pixabay)

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Bodensee-Oberschwaben – Sehfehler sind international weit verbreitet: ein Drittel der Menschen in den Industrienationen ist heute kurzsichtig, in Asien sogar die Hälfte. Rund 50 Prozent der Studenten und 35 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind von Kurzsichtigkeit betroffen. Tendenz steigend. Und auch in der Region Bodensee-Oberschwaben nehmen Sehstörungen wie Kurz- und Weitsichtigkeit bei Kindern zu.

Im Jahr 2019 litten 5.108 AOK-versicherte Kinder aus der Region Bodensee-Oberschwaben an einem Sehfehler. Das entspricht 19,6 Prozent der analysierten Gruppe. Damit sind die Zahlen in Bodensee-Oberschwaben mit dem Landesschnitt vergleichbar. Unter den Versicherten der AOK Baden-Württemberg im Alter bis zwölf Jahre litten 2019 19,8 Prozent an Fehlsichtigkeit, was einer Anzahl von 107.984 Kindern entspricht. Mädchen und Jungen sind etwa gleich häufig betroffen. Während die Zahl der betroffenen Kinder im Zeitraum von 2015 bis 2019 im Bodenseekreis um jährlich durchschnittlich 2,2 Prozent sank, stieg die Zahl im Landkreis Ravensburg leicht um 0,2 Prozent und im Landkreis Sigmaringen um 3,8 Prozent an.

Am stärksten betroffen ist die Altersgruppe zwischen 5 und 9 Jahren, was sich auch damit begründen lässt, dass Sehfehler in jüngerem Alter häufig unentdeckt bleiben. Doch gerade im Kindesalter können unerkannte Fehlsichtigkeiten gravierende Folgen haben, weil sich das Sehsystem noch in der Entwicklung befindet. „Die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Sehfehlern ist daher von immenser Bedeutung“, betont Roland Beierl, Geschäftsführer der AOK – Die Gesundheitskasse Bodensee-Oberschwaben. Im Rahmen der gesetzlich empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt steht insgesamt dreimal der Sehsinn des Kindes mit im Fokus: bei der U 5, der U 8 und der U 9. Zusätzlich sollten Eltern regelmäßig den Sehsinn ihrer Kleinen beobachten. Anzeichen, die darauf hindeuten, dass ein Kind fehlsichtig ist, sind Klagen über Kopfschmerzen, Augenbrennen, vermehrtes Zwinkern oder Blendempfindlichkeit.

Zu viel Naharbeit, zu viel Zeit vor dem Bildschirm sowie zu häufiger Aufenthalt in Innenräumen scheinen Augenbeschwerden zu fördern. Tageslicht und sportliche Betätigung können sich dagegen positiv auf die Sehentwicklung auswirken. Die Veranlagung, eine Fehlsichtigkeit zu entwickeln, ist allerdings auch vererbbar. Roland Beierl erklärt: „Ist entweder Mutter oder Vater kurzsichtig, hat der Nachwuchs ein dreimal höheres Risiko, selbst kurzsichtig zu werden, als bei nicht betroffenen Eltern. Sind beide Elternteile betroffen, ist die Wahrscheinlichkeit sogar sechsmal so hoch.“

„Die gute Nachricht: Baufehler der Augen, Sehschwächen und Fehlsichtigkeiten lassen sich in der Regel behandeln und mit Brille oder Kontaktlinsen korrigieren. Wichtig ist, Auffälligkeiten rechtzeitig zu entdecken und vom Augenarzt untersuchen zu lassen. Nur so kann das Kind eine gute Sehleistung erreichen und sich störungsfrei entwickeln“, sagt der AOK-Geschäftsführer. Zur Vorbeugung empfehlen Augenheilkundler eine Maßnahme, die nichts kostet und einfach anzuwenden ist: Täglich mindestens zwei Stunden raus an die frische Luft. Das senkt das Risiko, dass eine Kurzsichtigkeit entsteht oder sich stark ausprägt.