Europäischer Fuchsbandwurm auf dem Vormarsch

Eindringlich warnt ein Schild beim Betreten eines Waldes vor dem dort verbreiteten Fuchsbandwurm // Symbolbild.
Eindringlich warnt ein Schild beim Betreten eines Waldes vor dem dort verbreiteten Fuchsbandwurm // Symbolbild. (Bild: picture-alliance / dpa | Frank Mächler)

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Studie mit Beteiligung des Universitätsklinikums Ulm weist auf Verbreitung des Europäischen Typs des Fuchsbandwurms in den USA hin.

Die Alveoläre Echinokokkose (AE) ist eine schwere Parasiten-Erkrankung, die durch den Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) ausgelöst wird und unbehandelt tödlich verläuft. Der Fuchsbandwurm ist in der gesamten nördlichen Hemisphäre verbreitet, in verschiedenen Regionen konnten jedoch unterschiedlich ausgeprägte Typen des Parasiten identifiziert werden.

In einer aktuellen Studie hat ein internationales Forscherteam unter Beteiligung von Prof. Dr. Thomas F.E. Barth, Oberarzt am Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Ulm, nun gezeigt, dass der Europäische Typ des Fuchsbandwurms in den USA vorkommt und sich dort möglicherweise schleichend ausbreitet. Die Studie wurde kürzlich im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Der Lebenszyklus des Fuchsbandwurms ist überwiegend auf den Fuchs als Hauptwirt und auf die Feldmaus als Zwischenwirt beschränkt. In einigen der besonders betroffenen Regionen, wie auf der Schwäbischen Alb und im Allgäu, sind mehr als 50 Prozent der Füchse befallen. Der Mensch kann sich zufällig mit dem Fuchsbandwurm infizieren, indem er die Eier des Parasiten beispielsweise durch Kontakt mit infizierten Wildtieren aufnimmt. Die daraus resultierende, überwiegend in der Leber lokalisierte, Alveoläre Echinokokkose verläuft – wenn unbehandelt – tödlich und tritt im Süden Deutschlands endemisch auf, das heißt, die Erkrankung ist vor allem auf diesen Bereich begrenzt.

Die Abbildung zeigt eine Färbung mit einem Antikörper eines Schnittpräparates aus der Leber eines Patienten mit alveolärer Echinokokkose. Der mit rotem Farbstoff gekoppelte Antikörper erkennt spezifisch Strukturen des Larvenstadiums von Echinococcus alveolaris (siehe Pfeile) und belegt das zerstörende Wachstum in das bläulich gefärbte Lebergewebe durch den Parasiten.
Die Abbildung zeigt eine Färbung mit einem Antikörper eines Schnittpräparates aus der Leber eines Patienten mit alveolärer Echinokokkose. Der mit rotem Farbstoff gekoppelte Antikörper erkennt spezifisch Strukturen des Larvenstadiums von Echinococcus alveolaris (siehe Pfeile) und belegt das zerstörende Wachstum in das bläulich gefärbte Lebergewebe durch den Parasiten. (Bild: Universitätsklinikum Ulm)

Der Weg der interkontinentalen Ausbreitung des Europäischen Typen des Fuchsbandwurms in die USA ist unklar. Mit Hilfe von detaillierten histologischen und vergleichenden genomischen Untersuchungen zweier US-amerikanischer Patienten mit AE konnten die an der Studie beteiligten Experten nun jedoch zeigen, dass der Parasit nahezu identisch mit einem Europäischen Typen des Fuchsbandwurms war. Aus den Ergebnissen der Untersuchungen konnten die Forscher schließen, dass der Europäische Typ in den USA vorkommt und sich dort möglicherweise schleichend ausbreitet. Auch scheint diese Variante virulenter zu sein als die in den USA vorherrschende Nordamerikanische Variante des Fuchsbandwurms. Die Daten weisen darauf hin, dass die Europäische Form des Fuchsbandwurms den Nordamerikanischen Typen verdrängen könnte und folglich mehr Menschen an AE vom Europäischen Typ in den USA erkranken könnten.

„Aufgrund des endemischen Charakters in unserer Region forschen wir an der Universitätsmedizin Ulm gemeinsam mit den Fachrichtungen Innere Medizin I, Innere Medizin III und Allgemein-​ und Viszeralchirurgie seit vielen Jahren an der Diagnostik und der Behandlung der Alveolären Echinokokkose“, erklärt Prof. Dr. Thomas F.E. Barth. „Die Entstehung der virulenteren Variante in den USA erfordert nun ein wachsendes diagnostisches Bewusstsein der dortigen Ärztinnen und Ärzte, vor allem, wenn es um die Behandlung von Menschen mit für die AE typischen tumorartigen Wucherungen geht, die sich nicht im Ausland aufgehalten haben.“

(Pressemitteilung: Universitätsklinikum Ulm)