Es wird Warm und die Nächte kürzer: die Amphibien gehen auf Hochzeitsreise

Grasfrosch
Grasfrosch (Bild: BN)

WOCHENBLATT
WOCHENBLATT

Lindau – Nach den letzten frostigen Nächten wird es nun warm und damit geht es Schlag auf Schlag. Die Amphibien beenden ihre Winterstarre und gehen auf Wanderschaft.  Wenn die nächtlichen Temperaturen bei 5-6°C liegen und zur milden Witterung auch ausreichend Feuchtigkeit kommt, kann die Hochzeitsreise beginnen. Denn Frösche, Kröten und Molche wandern jedes Jahr im Frühjahr wieder an den Ort ihrer Geburt zurück. Daher sind sie immer geprägt auf ihr Geburtsgewässer und sie können nicht auf andere Tümpel und Weiher ausweichen. Dort finden sich die Paare und die Weibchen legen nach erfolgter Begattung ihre Eier im Wasser ab.

Diese Wanderung ist die gefährlichste Zeit in ihrem Leben, denn viele werden auf dem Weg in die Laichgewässer beim Überqueren der Straßen von Autos überfahren. Fahrtgeschwindigkeiten von über 30 km/h platzen die empfindlichen Körper der Amphibien aufgrund der entstehenden Druckwelle! In allen bayerischen Landkreisen gibt es Aktionen zum Schutz der Tiere, die im Frühjahr zu ihren Laichgewässern wandern, so auch im Landkreis Lindau.

An 16 Straßenabschnitten im Landkreis werden Schutzzäune aufgebaut, die dann von unseren Helfern betreut werden,“ erklärt Geschäftsführerein Claudia Grießer von der BN-Kreisgruppe Lindau. „Den Bau der Zäune übernimmt an Bundes-, Staats- und Kreisstraßen dankenswerter Weise die Straßenmeisterei, und an Gemeindeverbindungsstraßen die Bauhöfe, sonst könnten wir das gar nicht schultern,“ so Grießer weiter. An sechs wenig befahrenen Nebenstrecken werden die Straßen sogar nachts gesperrt. Dies sei deutlich weniger Aufwand und ein effektiverer Schutz, erläutert die Organisatorin. Neu hinzugekommen ist die nächtliche Sperrung der Straße vor Streitelsfingen in Richtung Lindau.

Täglich sind dann  vor allem am Morgen die Helfer unterwegs, um an den Abfangzäunen die Tiere aus den eingegrabenen Eimern zu holen und zum Gewässer zu transportieren. Jedes Jahr werden durch diese Maßnahmen etwa 5000 Kröten, Frösche und Molche vor dem Überfahren gerettet. Eine große Aktion zum Artenschutz. Die in den letzten  Jahren erfolgreiche Kooperation mit den Naturfreunden Scheidegg, welche die dortigen zwei Krötenzäune in Hagspiel und am Alpenfreibad betreuen, wird auch dieses Jahr fortgesetzt. Die BN-Kreisgruppe ist froh über alle Menschen, die sich zur Wanderzeit vor Ort täglich engagieren. Wer mitmachen will, kann sich gerne in der Geschäftsstelle melden.

Ein Appell ergeht auch an alle Autofahrer, in warmen, regnerischen Nächten auf den Straßen mit Schutzzäunen besonders vorsichtig zu fahren. Denn es sind nicht nur Kröten und Frösche unterwegs, sondern auch die freiwilligen Helfer, die dann „Sonderschichten“ einlegen.

Wann findet die Amphibienwanderung statt?

Wenn die Nächte kürzer werden und die Temperaturen in der  Nacht über 5 Grad sind, dann beginnen die Amphibien, von ihren Überwinterungsgebieten zum Laichgewässer zu wandern. Optimal ist feuchte Witterung. Im Landkreis Lindau ist der Start der Wanderung sehr unterschiedlich. Zuerst beginnt sie in der Bodenseeregion. Dann in Weißensberg, Stockenweiler, Niederstaufen. Erst wenn der Schnee geschmolzen ist, wandern die Tiere auch im Westallgäu, zuletzt geht es meist im schattigen Schüttentobel los. Die Dauer der Wanderung ist ebenfalls sehr witterungsabhängig. Gibt es plötzlich wieder Frost und Schnee, erleben wir eine Unterbrechung, die gesamte Wanderzeit kann sich bis zu 8 Wochen hinziehen. Sind die Bedingungen für die Tiere optimal, kann auch nach 3 Wochen schon alles passiert sein.

Die Maßnahmen im Landkreis Lindau:

Abfangzäune:

  • Bundesstraße 12 im Bereich Stockenweiler-Unternützenbrugg (Gemeinde Hergensweiler)
  • Kreisstraße LI 2 zwischen dem Bahnübergang Schlachters und Rothkreuz parallel zum Weißensberger Weiher
  • Gemeindeverbindungsstraße zwischen Rentershofen und Röthenbach
  • Staatstraße 2386 beim Alpenfreibad in Scheidegg
  • Staatstraße 2386 zwischen Ebenschwanden und Leintobel in Höhe von Hagspiel
  • Staatsstraße 2001 im Bereich Schüttentobel, Gemeinde Grünenbach
  • B 308 im Bereich Sägewerk, Gemeinde Niederstaufen
  • Gemeindeverbindungsstraße nach Schirpfentobel / Scheidegg
  • Gemeindeverbindusstraße, Zufahrt zum Waldsee bei Lindenberg
  • B 31 am Golfplatz Schönbühl
  • Staatsstraße 2375 Eggatsweiler Richtung Rengersweiler
  • Kreisstraße LI 14 Balzhofen
  • Gemeindeverbindungsstraße Nadenberg-Goßholz
  • Häfeleweg in Maria Thann
  • Staatsstraße 320 bei Schwatzen
  • Staatsstraße 2386 Scheidegg – Alpenfreibad
  • Staatsstraße 2386 Scheidegg-Lindenau
  • Gemeindeverbindungsstraße Schüttentobel-Pferrenberg, Gde. Grünenbach

Sperrungen:

Einige, wenig befahrene Nebenstrecken werden über Nacht von Einbruch der Dunkelheit bis ca. 6.30 Uhr auch ganz gesperrt. Es handelt sich um folgende Strecken:

  • Straße von Stockenweiler Richtung Volklings im Bereich des Stockenweiler Weihers, Gemeinde Hergensweiler
  • Fuggerstraße am Bichlweiher, Gemeinde Wasserburg
  • Oberrengersweiler Weg und der Bereich am Golfplatz, Lindau
  • Das Waldstück am Aspachweiher zw. Oberreitnau und Höhenreute
  • Gemeindeverbindungsstraße von Oberhof nach Schlachters (Gemeinden Sigmarszell und Weißensberg)
  • Hangnachstraße in Sigmarszell
  • Gemeindeverbindungsstraße Weißensberg / Streitelsfinden

BUND Naturschutz Kreisgruppe Lindau