Erstes Allgäuer Holz-Hochhaus fertig: Mieter ziehen ein

Ein Holz-Hochhaus mit sieben Stockwerken steht im Stadtteil Thingers.
Ein Holz-Hochhaus mit sieben Stockwerken steht im Stadtteil Thingers. (Bild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Archivbild)

WOCHENBLATT
WOCHENBLATT

Sieben Stockwerke in sieben Wochen: Mit dem ersten Allgäuer Holz-Hochhaus hat das Wohnungsunternehmen der Stadt Kempten ein Prestigeprojekt gebaut. Obwohl diese Bauweise teurer ist, soll das Gebäude nicht das einzige seiner Art in der Region bleiben.

Kempten (dpa/lby) – Das erste Holz-Hochhaus im Allgäu ist fertig. «Die Mieter ziehen in dieser Woche ein», sagte der Geschäftsführer der Sozialbau GmbH in Kempten, Herbert Singer, am Montag. Der Holzbau mit sieben Stockwerken war im vergangenen Jahr innerhalb von sieben Wochen im Kemptener Stadtteil Thingers hochgezogen worden. Mit Ausnahme von Fundament und Treppenhaus wurde für den Rohbau nur Holz aus dem Allgäu verwendet. Zunächst hatten mehrere Medien berichtet.

«Wir haben dabei Preisstabilität geschafft», sagte Singer. «Den Holzbau hatten wir schon vergeben, bevor es die Probleme bei den Lieferketten gab.» Die Baukosten seien so im geplanten Rahmen von sechs Millionen Euro geblieben. Damit sei das Gebäude mit seinen 21 Mietwohnungen aber immer noch 12 bis 13 Prozent teurer als ein Neubau mit Mauerwerk, betonte Singer. «Da fordere ich von der Bauindustrie: Das muss preisgleich werden.» Der Holzmarkt entwickle sich momentan aber in die entgegengesetzte Richtung.

Dennoch wolle die Sozialbau GmbH in einem Stadtquartier in Kempten weitere Mehrfamilienhäuser aus Holz errichten, sagte Singer. Dann aber mit maximal vier bis fünf Geschossen: «Was darüber hinausgeht, ist vom Brandschutz her anspruchsvoller und in Teilen auch teurer.» Mit dem Hochhaus in Thingers habe man aber gezeigt, dass solche Projekte für städtische Wohnungsbaugesellschaften machbar seien. «Für uns ist das zwar ein Pilotprojekt, aber kein Experiment», sagte Singer. «Das ist wiederholbar.»

Holz als nachhaltiges Baumaterial ist gefragter denn je. Nach Angaben von Holzbau Deutschland, einer Fachgruppe im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, kletterte die Holzbauquote bei Wohnhäusern seit 2014 beständig von 15,1 Prozent auf 20,4 Prozent im Jahr 2020.

Auch wenn Hochhäuser aus Holz in Deutschland nach wie vor selten sind, steht das Gebäude in Kempten in Sachen Größe hinter anderen Projekten zurück. 2011 entstand im oberbayerischen Bad Aibling ein achtstöckiges Holzhaus, das zunächst als höchstes seiner Art in Deutschland galt. 2019 wurde es vom zehngeschossigen Skaio in Heilbronn abgelöst. Der nächste Rekordhalter soll von 2023 an in Hamburg stehen: Dort wächst seit Mitte September das 65 Meter hohe Holz-Hochhaus «Roots» mit 19 Stockwerken in die Höhe.