Erste gefälschte Impfpässe aufgetaucht

Erste gefälschte Impfpässe aufgetaucht
Ein Impfpass mit einer eingetragenen Impfung gegen das Corona-Virus SARS-CoV-2 ist im Impfzentrum zu sehen. (Sven Hoppe/dpa/Symbolbild)

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München (dpa/lby) – In Bayern sind die ersten gefälschten Impfpässe aufgetaucht. «Derzeit ist uns eine niedrige zweistellige Zahl von Verfahren beziehungsweise Anzeigen bekannt», teilte das Landeskriminalamt (LKA) in München auf Anfrage mit.

Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den bayerischen Polizeipräsidien ergab, sind die bislang aufgetauchten gefälschten Corona-Impfnachweise ungleich über das Land verteilt.

Die meisten Fälle – nämlich fünf – meldete das Polizeipräsidium München, allerdings ohne Details dazu zu nennen.

Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West in Kempten registrierte nach Angaben eines Sprechers «eine niedrige einstellige Anzahl an Verfahren im Zusammenhang mit gefälschten Impfpässen beziehungsweise Impfnachweisen». Einer der Fälle ereignete sich demnach Anfang Mai im derzeitigen Corona-Hotspot Memmingen: Dort soll ein Unbekannter einem Mann vor einem Supermarkt «eine gefälschte Ersatzbescheinigung über eine Corona-Impfung in die Hand gegeben» haben – ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen. «Die Hintergründe des Sachverhalts sind derzeit Gegenstand der Ermittlungen», teilte die Polizei mit.

In Oberfranken ermittelt die Polizei seit Anfang des Monats wegen eines gefälschten Corona-Impfnachweises. Ein Fernsehreporter hatte die Polizei den Angaben des Präsidiums zufolge auf einen gefälschten Impfnachweis des Impfzentrums in Hof hingewiesen, den er im Internet bestellt hatte. Dabei handele sich um ein Einlegeblatt für den bekannten gelben Impfausweis. Da der vermutlich von einem Internetshop stammende Nachweis einen falschen Stempel des Impfzentrums in Hof und weitere gefälschte Angaben beinhalte, werde wegen Urkundenfälschung ermittelt, sagte ein Polizeisprecher.

Aus dem Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd in Rosenheim hieß es: «Bislang war das bei uns noch kein großes Thema». Ein Sprecher sagte: «Wir haben da ein, zwei Verdachtsfälle gehabt im Rahmen der Schleierfahndung. Da sind schon Pässe aufgetaucht, die möglicherweise gefälscht sein könnten.»

Die Polizeipräsidien Oberpfalz, Oberbayern Nord, Schwaben Nord und Unterfranken meldeten: Keine bekannten Fälle. Die Präsidien Niederbayern und Mittelfranken konnten zunächst keine Angaben machen, da Fälle nicht elektronisch erfasst würden.

Die Staatsanwaltschaft München I erwartet künftig eine Flut von Anzeigen wegen gefälschter Corona-Impfnachweise. Impfpässe seien derzeit «die wohl heißeste Fälscherware». Auf Internetplattformen wie Telegram sei ein gefälschter Impfpass problemlos zu haben.

«Die bislang bekannt gewordenen Preise für gefälschte Impfpässe mit eingetragener Covid-19-Impfung liegen je nach Angebot im hohen zweistelligen bis niedrigen dreistelligen Bereich pro Stück», teilte das LKA mit. «Teilweise werden «Sonderangebote» bei Mehrabnahme angeboten.»

Die Fälschung eines kompletten Impfpasses oder auch nur des Impfnachweises in einem echten Pass sei sehr leicht, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Blanko-Impfpässe gebe es ganz legal zu bestellen im Internet, auch Arztstempel seien online leicht zu haben. Dabei sei es auch schon vorgekommen, dass «gefälschte Stempel von Impfzentren erstellt und dann versandt» wurden.

Und auch die Fälschung der Chargennummern sei kein großes Hindernis: «Die Chargennummern, mit denen der Eintrag der Corona-Impfung versehen sein muss, entnehmen die Fälscher den unzähligen Bildern in den sozialen Netzwerken, die frisch geimpfte Personen von ihren Impfpässen posten.»