Kritische Infrastruktur Ermittlungen zur Bahn-Sabotage gehen weiter

Ermittlungen zur Bahn-Sabotage gehen weiter
Eine Kriminaltechnikerin in Berlin neben Fahrzeugen der Polizei. Die Bahn wurde Opfer eines gezielten Angriffs. (Bild: John Boutin/-/dpa)

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An empfindlichen Stellen haben Unbekannte am Wochenende die Bahn-Infrastruktur zerstört. Die Tat zeigt: Das Schienennetz ist verwundbar. Aber im Notfall greifen wichtige Mechanismen.

Berlin (dpa) – Aus Sicht der Deutschen Bahn haben die Notfallkonzepte des Konzerns nach den Sabotageakten am Samstag «optimal gegriffen».

«Unsere Teams haben den Funkverkehr bereits drei Stunden nach dem Ausfall wieder hergestellt», sagte Fernverkehrsvorstand Michael Peterson am Montag in Berlin. «Das ist wirklich sehr, sehr gut, und ihnen gebührt ein großes Dankeschön dafür.»

Bereits am Samstagvormittag hätten die Züge wieder fahren können. Die Auswirkungen in Form von Verspätungen und Ausfällen waren im gesamten Fernverkehrsnetz allerdings noch deutlich länger zu spüren.

Neue Erkenntnisse oder Details zu dem Angriff nannte Peterson am Montag nicht. Der Staatsschutz des Berliner Landeskriminalamts hat mittlerweile die Ermittlungen übernommen.

Die Tat setzt Insiderwissen voraus

Nach Angaben eines Sprechers der Bundespolizeidirektion Berlin vom Wochenende gab es einen Tatort in der Bundeshauptstadt und einen weiteren in Nordrhein-Westfalen. Aus Sicherheitskreisen hieß es, es seien in beiden Fällen vorsätzlich sogenannte Lichtwellenleiterkabel beschädigt worden. Auch das Backup-System sei damit ausgefallen.

Das Vorgehen setzt nach Einschätzungen aus Sicherheitskreisen Insiderwissen über die Bahn voraus. Dass bislang kein Bekennerschreiben bekannt wurde, spricht gegen Täter aus der linksextremistischen Szene, denen in der Vergangenheit Anschläge gegen die Bahn zugeschrieben wurden. Die «Bild»-Zeitung hatte am Sonntag berichtet, das Bundeskriminalamt (BKA) halte in einer internen Einschätzung auch staatliche Sabotage für denkbar. BKA und Bundesinnenministerium kommentierten den Bericht auf Nachfrage nicht.

Der Sicherheitsexperte Peter Neumann hält auch einen Angriff Russlands für möglich. «Russland hat schon ein Interesse daran, in Europa Panik zu verursachen und zu signalisieren, dass es ganz heftig das Leben lahmlegen kann», sagte der Wissenschaftler dem Sender RTL. Allerdings gebe es natürlich keine eindeutigen Beweise. «Momentan ist es noch eine Theorie.»

Die Täter hatten am Samstag wichtige Kommunikationskabel der Deutschen Bahn zerstört. Daraufhin stand der Bahnverkehr in Norddeutschland über mehrere Stunden größtenteils still, weil die Kommunikation zwischen den Leitstellen, die den Zugverkehr steuern, und den Zügen nicht mehr möglich war.

Die Bundespolizei soll mehr Befugnisse erhalten

Unzählige Fahrgäste strandeten an den großen Bahnhöfen. An Auskunftsschaltern bildeten sich lange Warteschlangen. Nach Angaben der Deutschen Bahn normalisierte sich der Zugverkehr am Sonntag wieder.

In der SPD gibt es einem Bericht zufolge Überlegungen, der Bundespolizei mehr Befugnisse zu verschaffen. «Die Bedrohungslage ist hoch. Dies haben die Sabotageakte auf unsere Infrastruktur nochmal sehr deutlich gemacht», sagte Fraktionsvize Dirk Wiese der «Rheinischen Post». Wichtig sei daher, «dass unsere Sicherheitsbehörden die erforderlichen Ermittlungsbefugnisse zur Verfügung haben. Insbesondere müssen wir jetzt sehr schnell ein modernes Bundespolizeigesetz im Bundestag auf den Weg bringen.» Die letzte Reform sei aus dem Jahr 1994, seitdem habe sich viel geändert. 2021 scheiterte eine Reform des Bundespolizeigesetzes im Bundesrat.