Erfolgreicher Fang von laichreifen Felchen in 2020 im Bodensee-Obersee

Frisch gefangene Felchen.
Frisch gefangene Felchen. (Bild: Ulrich Stock)

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Berufsfischer brachten über 2.000 Liter Laich in die Brutanstalten ein

Langenargen – Jedes Jahr setzt die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) eine Arbeitsgruppe ein, um anhand von Versuchsfängen im November und Dezember zu bewerten, wann die Felchen des Bodensees für Nachwuchs sorgen, also „ablaichen“. Wenn sich ausreichend genug laichreife Felchen auf ihren Laichplätzen gesammelt haben, gibt diese Arbeitsgruppe den Fang der Laichtiere frei. Dann fahren die Berufsfischer des Bodensee hinaus, fangen die Fische, gewinnen den Laich und liefern die befruchteten Eier bei den sechs Brutanstalten am Bodensee-Obersee in Hard, Nonnenhorn, Langenargen, Romanshorn, Ermatingen und Steinach, ab. Wenn dann Ende März / Anfang April aus diesen Eiern die Nachkommen geschlüpft sind, werden sie in den See entlassen. Dies wird schon seit Jahrzehnten am See so praktiziert und man erhofft sich durch diese Bewirtschaftungsmaßnahme eine Stabilisierung des Felchenbestandes und der jährlichen Erträge. Doch aufgrund unterschiedlichster Faktoren hat sich in den letzten Jahren der Bestand an Felchen negativ entwickelt. Daher konnte im Dezember 2018 erstmals kein Laichfischfang durchgeführt werden. In 2019 wurde mit 1.440 Liter eingebrachtem Laich zumindest ein Teil der Bruthauskapazitäten genutzt.

Im Verlauf des Jahres 2020 stieg der Felchenfang der Berufsfischer im Vergleich zu dem sehr schlechten Vorjahresfang wieder an. Daher bestand für dieses Jahr auch die Hoffnung auf eine Steigerung beim Laichfischfang. Diese Vermutung bewahrheitete sich: Auf den Laichplätzen stellte sich eine ausreichend hohe Zahl an Laichtieren ein, sodass der Laichfischfang auf Gangfische ab dem 25. November für sechs Nächte und jener auf Blaufelchen ab dem 30. November für fünf Nächte durchgeführt werden konnte. Insgesamt wurden von den bis zu 67 am Laichfischfang beteiligten Berufsfischern 2.167 Liter Felchenlaich gewonnen. Dies entspricht einer Menge von ca. 136 Millionen Eiern und liegt somit wieder deutlich über dem Ergebnis der Vorjahre, ist aber in der Geschichte des Laichfischfanges trotzdem ein eher unterdurchschnittlicher Wert. Festzuhalten ist dabei, dass auch dieses Jahr der Aufwand, also die Zahl der Netznächte, hoch gehalten werden musste, um dieses Ergebnis überhaupt zu erreichen. Ob diese Intensität in den folgenden Jahren aufrechterhalten werden kann, ist unsicher, da die Zahl an Berufsfischern am See stetig zurückgeht.

Auffällig war dieses Jahr der frühe Laichtermin. In den vergangenen 40 Jahren wurde erst ein einziges Mal der Laichfischfang auf Blaufelchen so früh gestartet, bei den Gangfischen wurde nach Kenntnis aller Beteiligten noch nie so früh begonnen. Ob diese Entwicklung auf den fortschreitenden Klimawandel zurückzuführen ist oder andere Faktoren eine Rolle spielen, ist bisher genauso ungewiss, wie die daraus resultierenden Konsequenzen für den Nachwuchs. An der Fischereiforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg in Langenargen läuft derzeit eine Studie zu dieser Thematik, sie wird hoffentlich in den nächsten Jahren erste Antworten liefern können.

Weitere Informationen zum Laichfischfang am Bodensee-Obersee können unter www.ibkf.org abgerufen werden.