Erfolg beim Artenschutz: Seltener Schmetterling breitet sich wieder aus

Die FFH-Art Goldener Scheckenfalter wurde im Mai 2022 im NSG Schachried erstmals in Kressbronn nachgewiesen. Foto: D. Doer, LEV Bodenseekreis.
Die FFH-Art Goldener Scheckenfalter wurde im Mai 2022 im NSG Schachried erstmals in Kressbronn nachgewiesen. Foto: D. Doer, LEV Bodenseekreis. (Bild: Daniel Doer (LEV Bodenseekreis))

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Mitarbeiter des Landschaftserhaltungsverbandes (LEV) Bodenseekreis und des Artenschutzprogramms des Landes konnten die europäisch geschützte und stark gefährdete Schmetterlingsart Goldener Scheckenfalter im Sommer 2022 in vielen neuen Gebieten nachweisen.

Mitte Oktober fand im Naturschutzgebiet (NSG) „Hermannsberger Weiher“ im Kreis Ravensburg eine Pflegebesprechung von Naturschutzpraktikern statt. Dabei ging es neben weiteren seltenen Orchideen und Libellen auch um die erfreuliche Tatsache, dass im Sommer der höchste, jemals in diesem Gebiet erfasste Bestand des Goldenen Scheckenfalters nachgewiesen werden konnte. Dieser Tagfalter gehört zu den Tierarten, die nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) geschützt sind und für die Schutzgebiete ausgewiesen werden sollen.

Für Baden-Württemberg sind die Vorkommen des Westallgäus von entscheidender Wichtigkeit für die Erhaltung der Art im Land. Da die Umsetzung der FFH-Richtlinie zu den Schwerpunktaufgaben des LEV Bodenseekreis gehört, kümmert er sich verstärkt um diese Art.

Das FFH-Teilgebiet „Hermannsberger Weiher“ erstreckt sich mit seinem westlichen Zipfel in den Bodenseekreis. Und dort konnte der seltene Goldene Scheckenfalter sogar erstmals nachgewiesen werden. „Glücklicherweise stellt der Hermannsberger Weiher 2022 keine Ausnahme, sondern die Regel dar“, erläutert LEV-Geschäftsführer Daniel Doer. Nach Hinweisen der Artenschutzbearbeiter Holger Loritz und Martin Behrens aus Freiburg, dass im Vorjahr die Art in zwei neuen Gebieten im Bodenseekreis nachgewiesen werden konnte, hat Doer in diesem Mai an vielen Stellen nach dem Goldenen Scheckenfalter gesucht: „Und das mit einigem Erfolg: Statt nur in zwei bisher bekannten Gebieten südlich Tettnang wurden 2022 in insgesamt acht Gebieten und erstmals auch in der Gemarkung Kressbronn fliegende Falter beobachtet“, freut sich Landschaftsökologe Doer.

Der Goldene Scheckenfalter hat einen besonderen Lebenswandel: Die weitgehend einzige Futterpflanze der Raupen ist der Teufelsabbiss. Diese seltene Pflanzenart der Pfeifengras-Streuwiesen hat relativ große Blattrosetten. So legt ein Weibchen an einer Pflanze viele Eier ab, die daraus schlüpfenden Raupen fressen gemeinsam an der Blättern und bilden so genannte Raupengespinste an der Rosette aus. Der Fund von diesen Gespinsten sagt viel mehr über die erfolgreiche Fortpflanzung aus als fliegende Falter. Daher suchen die Mitarbeiter im Artenschutzprogramm (ASP) des Landes nach eben diesen Raupengespinsten. Im August 2022 durfte LEV-Mitarbeiter Doer sie dabei begleiten.

„Wir haben in fast allen neuen Fluggebieten auch Raupengespinste vom Goldenen Scheckenfalter nachweisen können“, führt ASP-Bearbeiter Loritz aus. „Das Jahr 2022 war auch in anderen Kreisen in Oberschwaben ein sehr gutes Jahr für diese Art“, freut sich der freischaffende Ökologe und fährt fort: „Allein hier im NSG Hermannsberger Weiher wurde der Rekordwert von 211 Einzelgespinsten gezählt“. Für das langfristige Überleben des Goldenen Scheckenfalters ist eine so genannte Metapopulation aus vielen kleinen, ausreichend nah beieinander liegenden Vorkommen notwendig, welche einen genetischen Austausch zwischen den Teilpopulationen ermöglichen.

„Die vielen Gebiete mit erfolgreicher Reproduktion im Raum Tettnang zeigen uns, dass hier vielleicht eine Metapopulation wieder aufgebaut werden konnte“, führt Daniel Doer den Hintergrund des Artenschutzerfolgs aus. „Auch wenn der gute Bestand im Frühjahr und Sommer 2022 nur ein Zwischenhoch gewesen sein sollte, so sehe ich der Zukunft des Goldenen Scheckenfalters im Bodenseekreis neuerdings deutlich optimistischer entgegen“, schließt der LEV-Geschäftsführer seine Erläuterungen ab. Um die weitere Entwicklung der gefährdeten Schmetterlingsart im Hermannsberger Weiher und anderen Gebieten positiv zu gestalten, wurden beim Pflegegespräch im Oktober Lebensraum verbessernde Maßnahmen, wie z. B. ein passender Mahdzeitpunkt, abgestimmt.

(Pressemitteilung: Landschaftserhaltungsverband Bodenseekreis e.V.)