EM: Der „Pride Month“ spaltet die Fußballfans

EM: Der „Pride Month“ spaltet die Fußballfans
Die Allianz Arena wird beim Spiel Deutschland gegen Ungarn nicht bunt erstrahlen. (Bild picture alliance/dpa | Federico Gambarini)

München (dab) – Die Allianz Arena wird heute Abend nicht in Regenbogenfarben als Zeichen von Toleranz und Gleichstellung erstrahlen: Der europäische Fußballverband UEFA hat die Aktion, beantragt vom Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter, im Zuge des „Pride Month“ untersagt – das sorgt für kontroverse Diskussionen, nicht nur unter Fußballfans.

Laut ihren Statuten ist die UEFA „eine polititsch und religiös neutrale Organisation. Angesichts des politischen Kontextes dieser speziellen Anfrage – eine Botschaft, die auf eine Entscheidung des ungarischen Parlaments abzielt – muss die UEFA diese Anfrage ablehnen“  heißt es in der offiziellen Mitteilung des Verbandes. Zuvor gab es bereits eine Debatte um die Kapitänsbinde von Manuel Neuer, der als bislang einziger Mannschaftsführer bei dieser EM eine bunte Binde am Arm trägt.

In Ungarn genießen beispielsweise Homosexuelle oder Transgender längst nicht dieselben Freiheiten wie hierzulande, möglicherweise möchte die UEFA daher durch solche Aktionen nicht ins Kreuzfeuer geraten. Dabei lässt der Verband normalerweise keine Möglichkeit aus, um zu betonen, dass Respekt und Fair Play ihre Leitlinien sind – auch das UEFA-Motto „Equal Game“, also gleiches Spiel für alle, steht für Offenheit und Toleranz. Ungarns Außenminister hat hingegen eine klare Meinung zum Antrag der Stadt München: „Es ist äußerst schädlich und gefährlich, Sport und Politik zu vermischen. Die historische Erfahrung zeigt, dass das eine schlechte Sache ist und allen voran die Deutschen wissen das genau.“

Auch bei der Mehrheit der Fußballfans kam die geplante Aktion nicht gut an, Tenor unter anderem auf sämtlichen Social-Media-Kanälen: Politik solle im Sport keine Bühne bekommen. Zudem haben immer mehr Menschen den Eindruck, dass mittlerweile jeder auf den „Pride-Zug“ aufspringt und teilweise sogar Pride-Marketing-Kampagnen gestartet werden. In der jüngeren Vergangenheit gab es Spieler, die vor Anpfiff einen Kniefall machten, um auf die Black-Lives-Matter-Bewegung aufmerksam zu machen. Dann verletzte ein Greenpeace-Aktivist mit seinem Fallschirmsprung zwei Zuschauer mit seiner Landung in der Münchener Arena vor dem Spiel Frankreich gegen Deutschland. Nun die Debatte um die Beleuchtung eines Stadions. Viele Fans wünschen sich, dass der Sport wieder in den Fokus rückt.

Ein User schrieb gestern angesichts der unzähligen Meldungen, in welchen Farben die Arena denn nun erstrahlen solle: „Ich glaube, wir haben morgen auch noch ein Fußballspiel. Bin mir aber nicht mehr sicher, da ich nur Meldungen über die Stadionbeleuchtung lese. Gibt es Neues von der DFB-Elf oder unserem Gegner Ungarn?“ – damit sprach er vielen aus der Seele, denn um Sportliches ging es am Dienstag meist nicht mehr. Dabei steht für die deutsche Fußballnationalmannschaft heute Abend um 21 Uhr das entscheidende Gruppenspiel gegen Ungarn an. Mit einem Sieg oder einem Unentschieden erreicht die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw definitiv das Achtelfinale, auch eine Niederlage könnte noch zum Weiterkommen reichen.

Ein Teil der Fans vertritt dagegen die Meinung, dass man sich nicht oft genug für Gleichstellung, Toleranz oder Diversität einsetzen kann und es mehr solcher Aktionen benötige. Immerhin: Andere Stadionbetreiber werden nun selbst ein Zeichen zu setzen. So sollen offenbar die Fußball-Arenen in Berlin, Düsseldorf, Augsburg, Wolfsburg und Köln am Mittwoch während der EM-Partie der deutschen Mannschaft bunt erstrahlen.

Auslöser ist ein Gesetz, das das Parlament in Budapest am vergangenen Dienstag verabschiedet hatte. Es verbiete, für Homosexualität oder Geschlechtsumwandlungen bei Minderjährigen zu werben. Während die EU-Kommission angekündigt hatte, das umstrittene Gesetz zu prüfen, wollten die Parteien im Münchner Stadtrat mit der besonderen Beleuchtung ein Zeichen setzen.