Eines der größten Schindelhäuser in Europa entsteht derzeit in Meckatz

Die rund 2.500 Quadratmeter werden ganz allgäutypisch komplett verschindelt.
Die rund 2.500 Quadratmeter werden ganz allgäutypisch komplett verschindelt. (Bild: Meckatzer Löwenbrau)

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Landkreis Lindau – Stück für Stück nimmt der neue Reifekeller auf dem Gelände der Meckatzer Löwenbräu seit dem Baubeginn im September 2020 Formen an.

Nachdem nun das Gebäude steht und die Gär- und Lagertanks eingebracht sind, haben die Handwerker seit wenigen Tagen die Fassade im Fokus. Und die wird etwas ganz Besonderes: die rund 2.500 Quadratmeter werden ganz allgäutypisch komplett verschindelt. Genau 50.781 Holz- und Metallschindeln werden von Hand angebracht. „Meines Wissens nach ist der neue Reifekeller in Meckatz europaweit eines der größten Einzelgebäude, das je mit Schindeln verkleidet wurde“, so Georg Hummel vom Schindelzentrum Allgäu, der das Projekt mit regionalen Partnern umsetzt.

Bis zu 25 cm Zentimeter breit und 60 Zentimeter lang sind die Schindeln aus Kanadischer Rot-Zeder, die Georg Hummel für den Reifekeller ausgewählt hat. „Diese Holzart ist das weltweit gebräuchlichste Schindelholz und besonders robust. Für den Einsatz in Meckatz ein ganz wichtiges Kriterium, ist der Kubus doch ungeschützt Wind und Wetter ausgesetzt.“ Eine Anforderung, die heimische Hölzer, wie beispielsweise Lärche, nur unter Berücksichtigung bestimmter Maßnahmen erfüllen. „Die regelmäßige Pflege ist bei einem Wohnhaus sicherlich kein Problem, bei einem Gebäude in dieser Größenordnung jedoch sehr aufwändig. Wenn man da nicht ständig kontrolliert, hat man schnell den Braunfäulepilz im Holz.“

Darüber hinaus könne man auch nicht aus jeder Holzart Schindeln in diesem Format herstellen. Denn ein wichtiger Teil des architektonischen Konzeptes ist ein großer Reihenabstand. Während im Allgäu Abstände zwischen 7 cm und 12 cm üblich sind, sollten es in Meckatz 40 cm sein, erklärt Hummel. Möglich ist

das nur in der Holzart Rot-Zeder, Lärche und Fichte scheiden dabei vollkommen aus. Das sei schon eine Herausforderung gewesen, bringe jedoch die Schindeln voll zur Geltung. Um die Vorgabe des Architekten umsetzen zu können, bediente sich Hummel bei einer in den 1950er-Jahren in Amerika entwickelten Verlegeart, der Doppelreihe. Das heißt, jede gespaltene Schindelreihe wird für die optimale Stabilität und Funktionalität mit einer zweiten gesägten Schindelreihe im selben Format unterlegt.

Unterbrochen werden die Holzschindeln von Grün und Gold schimmernden Metallschindeln in der gleichen Größe. Sie sollen Hopfenranken bzw. die Sonne über dem Bodensee symbolisieren und schlagen damit den Bogen zu den Tettnanger Hopfenbauern, von denen Meckatzer den Rohstoff bezieht.

Den neuen Reifekeller zu verschindeln und damit auch nochmals die Allgäuer Wurzeln der Brauerei zu unterstreichen, war übrigens eine Idee von Michael Weiß, dem Geschäftsführenden Gesellschafter der familiengeführten Brauerei. „Für mich persönlich war und ist es wichtig, das Brauereigelände als Ganzes zu sehen, unsere Heimat und deren Besonderheiten in der Gestaltung der Gebäude und Flächen aufzugreifen. Einen reinen Funktionsbau in die Landschaft zu setzen, kam deshalb nicht in Frage. Für mich vereinen sich beim neuen Reifekeller Tradition und Moderne auf eine schöne Art und Weise. Ich hoffe, den Besuchern und vorbeifahrenden Autos gefällt es so gut, wie uns allen.“

(Pressemitteilung: Meckatzer Löwenbräu Benedikt Weiß KG)